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At The Drive-In - Anthology: This station is non-operational

At The Drive-In- Anthology: This station is non-operational

Fearless / V2 / Rough Trade
VÖ: 30.05.2005

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

This is forever

Arrangements jenseits von Gut und Böse. Gitarrensoli, bei denen man heilfroh ist, daß Saiten keinen Schmerz empfinden können. Texte, bei denen vermutlich selbst Spanier nur Bahnhof verstehen. Und eine Stimme, die Orte erkundet, die keine Tonleiter je zuvor gesehen hat. Nein, wir reden hier nicht von At The Drive-In. Sondern von dem, was aus ihnen geworden ist. Hälfte eins ist jetzt ja als Sparta unterwegs, mit Alben wie "Porcelain", die zwar mäßig originell, aber immerhin ohne weitere Einschränkungen toll sind. Und damit den Kollegen von Hälfte zwei einiges voraus haben. Stellten The Mars Volta mit "De-loused in the comatorium" noch ihre ganze Genialität unter Beweis, imponierte auf "Frances the mute" dann doch viel mehr ihre Unfähigkeit, das ganze in geregelte Bahnen zu lenken. Nun gibt es natürlich Leute, die auf so etwas steil gehen, sehr viele sogar. Aber die scheinen vielleicht auch vergessen zu haben, wie brillant At The Drive-In noch als At The Drive-In waren. Und wie sie genau die Balance hielten, um Dein Hirn in tausend Teile zu zerlegen.

Als kleine Gedächtnisstütze veröffentlicht das Geschmackslabel V2 nun "Anthology: This station is non-operational". Nun stellt sich natürlich die Frage: Wer braucht so etwas von At The Drive-In, wenn es doch die Studioalben gibt? Zumal das gleiche Label sich die Rechte an all den alten Klassikern der Band gesichert hat, um sie unlängst zu Schleuderpreisen neu aufzulegen. Die Antwort: "This station is non-operational" gehört zunächst nur in jene Regale, die mit der Discographie von "Acrobatic tenement" bis "Relationship of command" bereits bestückt sind. Deshalb heißt es auch "Anthologie" statt "Best of". Und wer mit At The Drive-In bislang noch gar nicht vertraut ist, der schäme sich jetzt bitte zuerst mal eine ganze Weile und bestelle dann jenes "Relationship of command". Zum Einstieg ist dies die beste Wahl.

Denn diese Compilation beweist auch, daß zu den Anfängen von At The Drive-In nicht alles Gold war. Dabei fängt der chronologisch sortierte erste Teil nicht bei der "Hell Paso"-EP oder wenigstens dem "Acrobatic tenement"-Album an und vergißt damit leider rohe, beinahe poppige Kraftprotze wie "Starslight". Los geht es mit der etwas schwächelnden, mit zwei Songs vertretenen "El gran orgo EP" (von der Plattenfirma mit Sternchen versehen: "nicht mehr erhältlich"), weiter zum ersten, mit vier Songs gewürdigten Paukenschlag "In casino out". Und der Mittelteil der Anthology könnte einen aus den Schuhen blasen, wenn da nicht "Relationship of command" mit drei Songs abgespeist worden wäre und man nicht wie so oft die besten Songs wie "Pattern against user" oder "Rolodex propaganda" vergessen hätte. Unglaublich dennoch, was ein Song wie "One armed scissor" immer noch an Energie freisetzen kann.

Fast schon bemerkenswert, daß damit einzelne der sieben hintendran gepappten Bonustracks Schritt halten können. Nun gut, die B-Seite "Incetardis" oder auch "Autorelocator" und "Rascuache" im "Latch Bros remix" (alle: Sternchen nicht mehr erhältlich) vielleicht nicht. Aber doch mindestens "Doorman's placebo" (Sternchen "nicht mehr erhältlich") und die drei Tracks mit den zwei Sternchen: "Previously unreleased". Im aufwühlenden Smiths-Cover "This night has opened my eyes" drosselt Cedric Bixler (damals noch nicht Bixler-Dingenskirchen) seine Stimme wie selten. Und das roh produzierte, im Kern aber sehr softe "Initiation" aus den "Steve Lamacq BBC Sessions" geht ab wie Schmitz' Katze.

Beim Pink Floyd-Cover "Take up thy stethoscope and walk" aus denselben Sessions ist man zwar fast wieder bei Mars Volta angelangt. Aber es gibt ja noch die Bonus-DVD der limitierten Erstauflage mit allerhand Multimedia-Tralala zum Weiterhören. Und weitersehen. Dank den Videos zu "Metronome arthritis", "One armed scissor" und "Invalid letter dept". Womit wir wieder bei "Relationship of command" angelangt wären, bei dem damals, Hand aufs Herz, wohl keiner von uns damals auf Anhieb derartigen Klassiker-Status erkannt hatte. Heute fristet das letzte Lebenszeichen von At The Drive-In gemeinsam mit "The shape of punk to come" ein einsames Dasein in der Ahnengalerie der revolutionären Genre-Alben. Wenn es je die Symbiose von Emo und Core gab, so war "Relationship of command" ihr Fanal. Alles danach konnte nur verlieren.

(Armin Linder)

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Highlights

  • Lopsided
  • Napoleon solo
  • One armed scissor
  • Non-zero possibility
  • Initiation

Tracklist

  1. Fahrenheit
  2. Picket fence cartel
  3. Chanbara
  4. Lopsided
  5. Napoleon solo
  6. Pickpocket
  7. Metronome arthritis
  8. 198D
  9. One armed scissor
  10. Enfilade
  11. Non-zero possibility
  12. Incetardis
  13. Doorman's placebo
  14. Autorelocator
  15. Rascuache
  16. The night has opened my eyes (Latch Bros remix)
  17. Initiation
  18. Take up thy stethoscope and walk

Gesamtspielzeit: 72:05 min.

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