Ryan Adams & The Cardinals - Cold roses

Lost Highway / Universal
VÖ: 02.05.2005
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Das Leben ist schön
Ryan Adams hat viel vor. Zwei Soloalben will er noch dieses Jahr herausbringen. Anscheinend hat ihm der Erfolg, den das umwerfende "Love is hell"-Album hatte, das nötige Quentchen Narrenfreiheit verschafft. Denn den Fehler, ein Meisterstück ohne Not (und mit dem Verweis auf vermeintliche Unverkäuflichkeit) zurückzuhalten, wird sein Label wohl nicht mehr begehen. Doch dieser Business-Kram interessiert jetzt einmal nicht. Denn Adams hat noch ein weiteres As im Ärmel: "Cold roses", sein Album mit den Cardinals.
Es mag Zufall sein, daß Adams mit dieser neuen Band mitunter erfreulich nach seiner ehemaligen Truppe klingt. Aber die bittersüße Schönheit von Whiskeytown ist ja nichts, wofür man sich schämen müßte. Und so begrüßt "Cold roses" seine Zuhörer mit lupenreinem Gitarrenpop. Erdig, trocken und hoffnungsvoll melancholisch. Pointiert rasselnd, wenn es lärmt. Filigran huschend, wenn es flüstert. Das Beste aus den beiden grandiosen Erstlingswerken "Heartbreaker" und "Gold". Die richtige Mischung.
Es duftet nach Mundharmonika und Pedalsteel. Der Hall dämpft die Leidenschaften an den passenden Stellen und weicht dem gefühlig inszenierten Aufbruch. Selbst die Anflüge von Niedergeschlagenheit feiern die melodische Pracht. "How do you keep love alive?" versöhnt sich mit dem Liebeskummer, in "Meadowlake Street" belauscht man dem Erblühen der Zuversicht, und "Now that you're gone" findet mit dem Blick nach unten den Weg nach oben. In diesen zerbrechlichen Momenten, in denen Adams dem Schicksal trotzt und Trost für alle spendet, verweisen der Südstaatler und seine Kardinäle alle angeblichen Songwriter-Wunderkinder auf die Plätze.
Schulterklopfende Harmonien und aufmunternde Arrangements picken sich den Schwung und den Kummer, den Nachdruck und den Leidensdruck und exakt die Nähe und Distanz, den sie brauchen, um ihre ganze Klasse zu zeigen. Kein leichtfertiger Schunkler wie "Let it ride" oder "If I am a stranger" gerät zur Fingerübung. Kein Herzensbrecher à la "When will you come back home?" oder "Blossom" zerfließt vor Selbstmitleid. Kein beherztes Rumpeln wie das am Bluestropf hängende Titelstück oder der Dampfkesselboogie "Beautiful sorta" vergißt den raffinierten Kniff. Ein geschickter Schachzug: Der erste Silberling läßt die Sonne scheinen, zeigt aber vor allem die Schatten. "Daylight comes and exposes / Saturday's bruises", entblößt denn auch das zentrale Titelstück. Und blickt mit der zweiten Scheibe hoffnungsvoll auf den neuen Morgen.
"Cold roses" ist also bei aller klanglichen Zurückhaltung eigentlich eine Anmaßung. Ein Doppelalbum mit Konzept, eine hemdsärmelige Rückständigkeit, ein gegen den Strom gekämmtes Countrybluesfolkpoprock-Teil ohne jegliche Erwartungsanbiederung, ein herrlicher Schmerz. Schluß mit dem Gejammer, raus mit den Feuerzeugen: "Life is beautiful." Und jetzt will Adams sogar in Deutschland die Stadien erobern. Ein glorioses Scheitern oder der überraschende, hochverdiente Durchbruch? Angriff ist die beste Verteidigung.
Highlights
- Sweet illusions
- Meadowlake street
- Now that you're gone
- How do you keep love alive
- Life is beautiful
Tracklist
- CD 1
- Magnolia mountain
- Sweet illusions
- Meadowlake street
- When will you come back home
- Beautiful sorta
- Now that you're gone
- Cherry lane
- Mockingbird
- How do you keep love alive
- CD 2
- Easy plateau
- Let it ride
- Rosebud
- Cold roses
- If I am a stranger
- Dance all night
- Blossom
- Life is beautiful
- Friends
- Tonight
Gesamtspielzeit: 79:30 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Aber_ |
2018-12-25 09:06:03 Uhr
Keine Ahnung, ich finde eher seinen Output der letzten Jahre beeindruckend. Von "Love Is Hell" abgesehen. |
Gordon Fraser Postings: 2785 Registriert seit 14.06.2013 |
2018-12-24 08:14:24 Uhr
Sein Output bis einschließlich 2005 war echt beeindruckend. Was für ein tolles, dichtes Album. |
Let it ride ... |
2018-04-02 20:01:49 Uhr
... gehört auf jedes Feel-Good-Mixtape. |
Loam Galligulla |
2011-08-18 15:11:25 Uhr
Rotiert in den letzten Tagen häufig. Mal sehen ob die neue mal wieder da anknüpfen kann. |
KingAdRock |
2006-03-09 19:47:51 Uhr
Gestern bei Saturn für 6,99 gekauft. Das Artwork ist schonmal scheiße :D. Aber hört sich ganz gut an. |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Ryan Adams; Whiskeytown; Thad Cockrell; Jesse Malin; The Jayhawks; Son Volt; Wilco; Gram Parsons; Big Star; Neil Young; Tom Petty; Steve Earle; Nadine; Stateside; Obi; Soul Asylum; Cracker; Isolation Years; Ron Sexsmith; Pete Droge; The Thorns; Josh Rouse; Pete Yorn; Brendan Benson; Bobby Bare Jr.; Clem Snide; Thod Cockrell; Rufus Wainwright; Bonnie 'Prince' Billy; The Band; The Byrds; America; The Eagles; Bruce Springsteen; John Mellencamp; Bob Seger; John Fogerty; Creedence Clearwater Revival; Stewboss; Dolly Varden; The Wallflowers; Minibar; Downpilot; Me And Cassity; Loretta; Del Amitri; R.E.M.; Evan Dando; Turin Brakes; The Thrills; Toad The Wet Sprocket; Gin Blossoms; Paul Westerberg; Lambchop; American Music Club; Bright Eyes
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Ryan Adams & The Cardinals - Cold roses (112 Beiträge / Letzter am 25.12.2018 - 09:06 Uhr)
- Ryan Adams & The Cardinals - III/IV (14 Beiträge / Letzter am 03.01.2011 - 06:50 Uhr)
- Ryan Adams & The Cardinals - Cardinology (23 Beiträge / Letzter am 20.01.2009 - 14:44 Uhr)
- Ryan Adams & The Cardinals - Jacksonville city nights (46 Beiträge / Letzter am 26.12.2005 - 18:51 Uhr)