Waldorf - Waldorf

Kinky Star / Supermusic / Al!ve
VÖ: 29.03.2005
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Schulpflicht
Studiengebühren hin, BAFöG-Kürzungen her - die aktuellen Lehrpläne hierzulande sehen leider immer noch keinen Unterricht vor, der sich an Jack Blacks Lektionen aus "School of rock" orientiert. Auch eine Art der Bildungsmisere. So ist weiterhin eher unbekannt, daß unsere belgischen Nachbarn außer Pralinen, Fritten und verqueren Kauzpop durchaus auch ziemlich geradeaus rocken können. Dem soll nun abgeholfen werden. In der Universitätsstadt Gent glaubt man nämlich an lärmende Gitarren und gloriose Melodien. Und schickt ein paar Dozenten über die Grenze, die ihr stilvoll rumpelndes Debütalbum im Gepäck haben. Dieses heißt ebenso wie die Band: "Waldorf". Gong zur ersten Unterrichtsstunde.
Mit "Killing time" spreizen die Waldorf-Schüler ihre Beine, hängen die Gitarren tiefer und treiben ein nach illegalen Kräutern duftende Rocksau durch die Klasse. Sämige Riffs schlagen so lange auf die Zeit ein, bis diese jaulend aufschreit. Marsch, marsch ins Büro des Schuldirektors. Für "Mama said" blickt Wolf Vanmymeersch mit Unschuldsmiene über seine Klampfe hinweg und fleht um Verständnis. Unruhig wippt der Rhythmus, nervös zittern die Saiten, und die Powerchords kommen geradewegs aus dem Fegefeuer. Bei derlei Verve fällt die Strafe bestimmt nicht zu hart aus.
Die stets spürbare Leidenschaft ist das große Talent der Belgier. Sie haben so manches Riff in Musikgeschichte mitbekommen und später in der abgenudelten Plattensammlung ihres Onkels wiedergefunden. Klar, alles schon mal dagewesen. Aber der Vorwurf des plumpen Abschreibens zielt vorbei. Denn diese Mixtur aus psychedelischem Rock, vehementem Punk, selbstzweifelndem Grunge und einem gehörigen Schuß Glamgeglitzer deutet die eigene Kreativität nicht nur an. Und beweist nicht zuletzt durch die feurige Single "Catch 24" oder das melancholische Gedonner "Strung out" den Erfolg des auf künstlerische Eigenständigkeit zielenden Konzepts der Waldorfschulen. Zwar gehen dem Vierer nach einem famosen Start gegen Ende Feuer und Konstanz ein wenig im Gitarrendickicht verloren, aber einen blauen Brief brauchen sie nicht zu fürchten. Nicht nur, weil in Waldorfschulen niemand sitzen bleibt.
Highlights
- Killing time
- Mama said
- Catch 24
- Turning into something you are not
Tracklist
- Killing time
- Mama said
- Catch 24
- All I can say
- You're turning into something you are not
- Try to stop
- I didn't know what I was saying
- Strung out
- Everybody knows
- Disco porno
- Rotation south
- Turning reprise
- Maggots
Gesamtspielzeit: 46:49 min.
Referenzen
Screaming Trees; Urge Overkill; The Icarus Line; Eagles Of Death Metal; Queens Of The Stone Age; Fu Manchu; Spiritual Beggars; Zen Guerilla; Masters Of Reality; Cream; Hawkwind; Soundgarden; Stone Temple Pilots; Alice In Chains; Jerry Cantrell; Burning Brides; Mill; Blackmail; Scumbucket; Alamo Race Track; Millionaire; dEUS; David Bowie; Mott The Hoople; Foo Fighters; Wilt; Serafin; Kinesis; Compulsion; Colour Of Fire