Yo La Tengo - Prisoners of love - Songs 1985-2003
Matador / Beggars / Indigo
VÖ: 21.03.2005
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Zeitreise
20 Jahre besteht dieses Rolemodel des anspruchsvollen Indierocks nun schon. 20 Jahre, in denen das Trio alles ausprobiert hat, was mit den Zutaten Gitarre, Baß, Schlagzeug und Gesang anzurichten ist. 20 Jahre, in denen Ira Kaplan, seine Frau Georgia Hubley sowie Baßmann James McNew nicht nur im Film die Nachfolge von Heroen wie den Velvet Underground angetreten haben, bis sie eindeutig die besseren, weil weniger hermetischen Sonic Youth waren und sind. 20 Jahre, in denen genug Material entstand, um nun eine wunderbare 3-CD-Box zu füllen.
Die ersten beiden CDs beinhalten alle Fast-Hits sowie die kleinen, fast beiläufigen Geniestreiche, die zwischen 1985 und 2003 - aus diesem Jahre datiert der letzte reguläre Release "Summer sun" - entstanden sind. Das reicht von Evergreens wie "Stockholm Syndrome" und "Tom Courtenay" (das auf CD3 auch in einer äußerst dichten Akustikversion zu Gehör gebracht wird) bis hin zu neueren Song-Kunstwerken wie "Season of the shark". In der Rückschau wird nicht nur deutlich, daß genau das funktioniert, was wohl kein Fan für möglich gehalten hätte: Allüberall hielt man Yo La Tengo bisher für eine eindeutige Album-Band. Smashhits waren vom Hobokener Trio nie zu erwarten. Sie hatten das Wort "Nachhaltigkeit" lange vor allerlei fiesen Politikern für sich entdeckt. Doch auch im neuen Arrangement funktionieren alle drei Einzelteile als gutes Ganzes. Darüberhinaus setzt die Band in dieser Art und Weise Pointen und Akzente, die zuvor weder beabsichtigt noch bemerkt wurden.
Alleine die Zusammenstellung der dritten CD, die es nur in einer limitierten 4000er Auflage im Laden gibt, macht Spaß und gibt zugleich Rätsel auf. "Stay away from heaven" macht den Opener - und verdammt: Bloß noch nicht ins Jenseits fahren, wenn es noch soviel Gutes zu entdecken gibt. Der Track war eigentlich eine Auftragsarbeit für einen Film. Die Aufgabe für das 2001 entstandene Stück bestand darin, eine Szene in einer deutschen Disko anfang der Siebziger zu beschallen. Das klingt sehr krautig und macht das Hirn tatsächlich zeitreisen. "Big day coming", ein Demotake aus dem Jahre 1992, erinnert sehr an ein Songwriting à la Kristin Hersh und dröhnt herrlich beiläufig vor sich hin. In Erinnerungen schwelgen läßt das Fleetwood-Mac-Cover "Dreams", welches ein fester Bestandteil eines jeden Yo-La-Tengo-Gigs ist.
Nicht vergessen werden darf der Remix des in der Ursprungsversion von 1997 schon großartigen "Autumn sweater". Damals auf dem vielleicht besten Yo-La-Tengo-Album "I can hear the heart beating as one" stand der Song ein wenig im Schatten von "Stockholm Syndrom". Nun wird ein gewisser Kevin Shields, Ex-Musikant bei My Bloody Valentine, an die Regler gelassen und läßt die Hörerschaft nach dieser kleinen Zeitreise mühelos in der Gegenwart ankommen. Ein Stück für die Tanzfläche - auch dazu ist die Musik von Yo La Tengo also in der Lage. Wer hätte das gedacht?
Highlights
- Shaker
- Stockholm syndrome
- I heard you looking
- Season of the shark
- The summer
- Autumn sweater (Remix)
Tracklist
- CD 1
- Shaker
- Sugarcube
- Barnaby, hardly working
- Little eyes
- Stockholm syndrome
- Our way to fall
- From a motel 6
- Swing for life
- Tom Courtenay
- Lewis
- I heard you looking
- You can have it all
- Did I tell you
- CD 2
- The river of water
- Autumn sweater
- Big day coming
- Pablo and Andrea
- Drug test
- Season of the shark
- Upside down
- The summer
- Tears are in your eyes
- Blue line swinger
- The story of jazz
- Nuclear war (Version 1)
- By the time it get's dark
- CD 3
- Stay away from heaven
- Pencil test
- Almost true
- Tom Courtenay (Acoustic)
- Big day coming (Demo)
- Dreaming
- Bad politics
- Blue-green arrow
- Decora (Acoustic)
- Out of the window (Original version)
- Weather shy
- Dreams
- Autumn sweater (Remix)
- Ashes on the ground
- Mr. Ameche plays the stranger
- Magnet
Gesamtspielzeit: 187:18 min.
Referenzen
Sonic Youth; Dinosaur Jr.; Saint Etienne; Velvet Underground; The Flaming Lips; Spiritualized; Belle & Sebastian; Throwing Muses; Wilco; Mogwai; Sigur Rós; The White Birch; Ai Phoenix; The Walkabouts; The Schramms; The Go-Betweens; The Divine Comedy; Lush; The Sea And Cake; Archive; Low; Modest Mouse
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