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Limp Bizkit - Chocolate starfish and the hot dog flavored water

Limp Bizkit- Chocolate starfish and the hot dog flavored water

Flip / Interscope
VÖ: 16.10.2000

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Stars and (three) stripes

Wenn sich die Geister einmal scheiden, dann richtig. Im Moment tun sie dies an niemandem mehr als an Fred Durst und seinen Mannen von Limp Bizkit. Nachdem die Band ungeahnte Starallüren gezeigt hatte, indem sie unzählige Interview-Termine platzen ließ und den Veröffentlichungstermin ihres dritten Albums "Chocolate starfish and flavored hot water" ein ums andere Mal verschob, wurden die kritischen Stimmen noch lauter. Unsagbar arrogant seien sie geworden, munkelten die einen, austauschbar meinten die anderen. Ihnen und ihrer Gefolgschaft, die nach der Veröffentlichung des Zweitlings "Significant other" ins Unermeßliche gewachsen war, ist das gleichgültig. Seit Limp Bizkit für den Titeltrack zu "Mission: Impossible 2" von Tom Cruise höchstpersönlich gegenüber Metallica den Vorzug gegeben wurde, kennt Fred Durst endgültig jedes Kind. Die Welt ist kaum genug.

Das lang ersehnte dritte Werk mit dem epischen und wahrscheinlich vollkommen sinnfreien Titel "Chocolate starfish and the hot dog flavored water" ist nun endlich da, und ein bloßer Blick auf die Tracklist läßt dem Chronisten heiß und kalt werden. Schockschwerenot! Dort finden sich tatsächlich Songtitel wie "My generation", "My way" und "Hot dog" aufgeführt. Sollten Limp Bizkit sich tatsächlich an den gleichnamigen Klassikern von The Who, Frank Sinatra und Led Zeppelin vergriffen haben? Ganz so schlimm ist es glücklicherweise nicht. Limp Bizkit mögen sich allerhöchstens wünschen, in die Fußstapfen der Evergreens zu treten und Hymnen für die Ewigkeit vorzulegen. Doch während andere Kekse mit ihren 52 Zähnen protzen, kommen die Limp-Kekse auf "Chocolate starfish and the hot dog flavored water" nicht nur zahn-, sondern vor allem erschreckend ideenlos daher. Dem Vorwurf mangelnder Kreativität können sie sich inzwischen kaum noch verwehren, weshalb sich in einigen Jahren wohl kaum mehr jemand an dieses Album erinnern können wird. Daß es dank Fred Durst plötzlich wieder trendy ist, geschmacklose Baseballkappen in knalligen Farben mit dem Schild nach hinten zu tragen, kann ohnehin nicht von Dauer sein. Und um bei Kopfbedeckungen zu bleiben: Beim ersten Hören von "Chocolate starfish and the hot dog flavored water" gingen mir ob derart zahlreicher Selbstplagiate sämtliche verfügbaren Hüte hoch und blieben dort auch, bis das "Outro" verklungen war. Das Gefühl, eine Compilation aus den beiden Vorgängeralben im Laufwerk zu haben, ist nicht Ausnahme-, sondern Dauerzustand, denn Rotkäppchen hat lediglich 15 mal bekanntes Material Stücke durch den bösen (Reiß-) Wolf gedreht. Größte Frechheit unter vielen ist dabei "The one", das nichts anderes darstellt als ein "Re-arranged" re-visited. Nicht nur die Gitarrenlinie, sondern insbesondere die Gesangsmelodie sind identisch mit dem Hit vom Album "Significant other". Daß man sich überhaupt noch die Mühe gemacht hat, einen neuen Text zu schreiben, ist fast schon bewundernswert.

Wenn man sich in seltenen Momenten nicht an ältere Limp Bizkit-Songs erinnert fühlt, glaubt man gar zu den US-Single-Charts auf VIVA gezappt zu haben und sieht in Gedanken Mola Adebisi auf dem Kickboard um die Ecke biegen. Vielseitigkeit ist nicht automatisch positiv, sondern kann in solchen Fällen auch schlicht und einfach anbiedernd wirken. Das auf dem Coveraufkleber als nächste Single angedrohte, gleich zweimal aufgegossene "Rollin'" stellt unter Beihilfe von DMX, Method Man und Redman die absolute Höchststrafe dar und schlägt penetrant in die Kerbe von Busta Rhymes und Co. "Getcha groove on" hingegen versucht die Black Music-Kids ins Boot zu ziehen, die gewöhnlich vor allem, was nur im Enferntesten rockt, Reißaus nehmen und in ihren Schrank voller Aaliyah- und R. Kelly-Platten flüchten.

Es fällt tatsächlich schwer zu glauben, daß der Drive von einem Album zum nächsten komplett verloren gegangen ist. Das bereits hinlänglich bekannte "Take a look around" läßt immerhin nach wie vor einen dicken Arschtritt spüren und auch das zart groovende "My way" geht deutlich mehr in die Beine als der gleichnamige Sinatra-Song. Wenn gegen Ende der schwer gebeutelte Scott Weiland von den Stone Temple Pilots auf "Hold on" zu einem Gastauftritt kommt, erhält die ganze Sache doch tatsächlich ein gewisses musikalisches Niveau. Dann nämlich versteht es Fred Durst plötzlich, seine große Klappe im Hintergrund zu halten, auf hysterisches Profilierungs-Gejaule zu verzichten und sein hierfür eigentlich gar nicht ungeeignetes Organ in die Dienste des Songs zu stellen. Traurig, aber wahr: Limp Bizkit wurden in punkto Qualität in der Zwischenzeit von den eigenen Nacheiferern überholt. Während dem Debüt von Papa Roach eine gewisse Substanz nicht abzusprechen ist, ist genau die auf "Chocolate starfish and the hot dog flavored water" Mangelware. Welten liegen nunmehr zwischen Limp Bizkit und den Deftones, die die richtige Abfahrt genommen und statt sich in den Strudel ziehen zu lassen mit dem eigenständigen Meisterwerk "White pony" eines der Alben des Jahres vorgelegt haben.

Lediglich eine einzige Platte hat es gebraucht, um aus Nobodies Superstars zu machen und sie an die Speerspitze einer Jugendbewegung zu setzen, und auch nur exakt ein Album später könnten Limp Bizkit nun schon wieder den bitteren Rückweg antreten müssen. Beim Versuch, alles auf einmal zu sein hat sich Fred Durst inzwischen zu genau dem entwickelt, was Brian Warner alias Marilyn Manson immer sein wollte: das grausame Spiegelbild einer ganzen Nation, die Durst auf seine eigene Kappe nimmt. So stehen Limp Bizkit als optimale Protagonisten einer Gesellschaft, die sich zum Großteil darauf konzentriert, fremden Idealen zu folgen anstatt sich eigene zu suchen. Leider hat die Band bei dem Versuch, jedem genau das zu geben, was er möchte, eines vergessen: Sich eine gewisse Individualität zu bewahren. Wer jetzt wie erwartet laut "Ausverkauf" brüllt, dem sei hiermit ein Megaphon gereicht. Limp Bizkit sind zum Mainstream geworden und der Mainstream zu Limp Bizkit. Was beiden fehlt, ist ein Gesicht.

(Armin Linder)

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Highlights

  • My way
  • Take a look around
  • Hold on

Tracklist

  1. Intro
  2. Hot dog
  3. My generation
  4. Full Nelson
  5. My way
  6. Rollin' (Air raid vehicle)
  7. Livin' it up
  8. The one
  9. Getcha groove on
  10. Take a look around
  11. It'll be ok
  12. Boiler
  13. Hold on
  14. Rollin' (Urban assault vehicle)
  15. Outro

Gesamtspielzeit: 75:08 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
i wanna zwack ju laik an animal
2018-12-22 00:56:12 Uhr
"walking away" (https://www.youtube.com/watch?v=KJH82SPhiZM), "my own cobain" (bonus auf der gold cobra), "eat you alive" oder "propaganda" von den späteren alben können sich auch noch hören lassen.
new klicks
2018-12-22 00:47:03 Uhr
yeah
lol
2018-12-22 00:46:31 Uhr
wie pt auf einmal auf new metal kann und sonst immer runtermachte.
Schwipster auf Bochum
2018-12-21 23:52:52 Uhr
Mega cringe, voll Panne, ey. Da les ich lieber erst mal Bento.

Hipster aus Bochum

Postings: 129

Registriert seit 04.01.2017

2018-12-21 23:46:27 Uhr
@Affengitarre:

Bin vom Thread schon überrascht, dass es zwei, drei tatsächlich anhörbare LB Songs gibt. "Take a look around" geht für mich mit Schmerzen schon irgendwie klar, aber dann fällt mir ein, dass ja auch Bands wie RHCP riesige Bühnen spiel(t)en. Und LB sind nichts anderes als die Hartwurstversion der RHCP.

Von Faith, Nookie bis behind blue eyes einfach mega cringe. Dadurch eigentlich die beste Abbildung der frühen 2000er.
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