The Residents - Animal lovers
Cryptic / Mute / EMI
VÖ: 21.03.2005
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Sodom und Gonorrhoe
Mythen und Musik. Musik und Mythen. Manchmal liegt die Ursache für den Mythos in der Musik. Oder in den Musikern, die diese bewerkstelligen. Manchmal aber sind die Mythen größer als die Musiker, um die sie sich ranken. Und manchmal ist Musik gar nur eine Randerscheinung des Mythos als Gesamtkunstwerk. Kommen wir zum Punkt: Die Residents als Konzept sind handfester Teil der westlichen Kulturlandschaft. Riesige Augäpfel mit Frack und Zylinder. Ein aussagekräftiges Symbol. Wenn man nur wüßte, wofür.
Die Musik selber hingegen kennt niemand. Oder mindestens kaum jemand, der sich nicht ausdrücklich danach auf die Suche gemacht hat. Seit beinahe vierzig Jahren treibt ein Kollektiv in wohlgepflegter Anonymität sein Unwesen und definierte eine Gutteil dessen mit, was wir heute als "Multimedia-Kultur" bezeichnen. Künstlerischer Forscherdrang, der vor Jahren schon in allerlei Regionen führte, die heute längst nicht mehr wirklich von der Avantgarde aufgesucht werden.
Auf "Animal lovers" haben Walgesänge und gregorianische Choräle gleichberechtigt ihren Platz neben erstickten Surfgitarren, abgesoffenen Akkordeons und esoterischer Elektronik. Beats auf Styropor-Basis und kostengünstige Synthesizermodulationen taumeln am Rande der Zurechnungsfähigkeit umher und drehen Brehms Tierleben durch den Soundwolf. Doch wenn die Residents auf "Animal lovers" zwischen Paarungsgeräuschen, Insektengezirpe und walzernden Klanggebirgen von ihren nicht unbedingt bekannten Gästen das eine oder andere annähernd harmlose Liedchen trällern und trällern lassen, verstört das nicht mehr. Der kantige Choral "Two lips" und die verschleppte Ätherigkeit "Inner space" gingen in anderen Welten gar als Hits durch. "What have my chickens done now?" berührt auf ziemlich desorientierte Art. Irgendwo steckt vielleicht tatsächlich ein romantisches Herz unter den Zylindern. Oder statt dessen ein Sack sedierter Flöhe.
Highlights
- On the way (to Oklahoma)
- What have my chickens done now?
- Two lips
- Inner space
Tracklist
- On the way (to Oklahoma)
- Olive and gray
- What have my chickens done now?
- Two lips
- Mr. Bee's bumble
- Inner space
- Dead man
- My window
- Ingrid's oily tongue
- Mother no more
- Dreaming of an anthill (Teeming)
- Elmer's song
- The minkey man
- The whispering boys
- Burn my bones
Gesamtspielzeit: 58:52 min.
Referenzen
Foetus; Devo; Clinic; Animal Collective; Electrelane; They Came From The Stars I Saw Them; Kaada; Jimi Tenor; Frank Zappa; Captain Beefheart; Snakefinger; Moondog; Talking Heads; Pere Ubu; Primus; Mr. Bungle; Fantômas; John Zorn; F.S.K.; Uz Jsme Dona; The Silver Apples; Tuxedomoon; Suicide; Neu!; Can; Faust; Throbbing Gristle; Cabaret Voltaire; Broadcast; Stereolab; Four Tet; Fridge; Fog; Xiu Xiu; Jonny Greenwood; Radiohead; Simian; Blue Man Group; Pram; Angelo Badalamenti; Philip Glass
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- The Residents (17 Beiträge / Letzter am 15.07.2020 - 18:29 Uhr)