Sam Prekop - Who's your new professor
Thrill Jockey / Rough Trade
VÖ: 07.03.2005
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Artistenball
Anders als zum Beispiel in Köln, wo es seit Jahr und Tag eine lebendige und sich gegenseitig befruchtende, allerdings auch recht inzestuöse Elektro- und Minimal-Techno-Szene gibt, stellt sich die Lage in Chicago dar: In der Kapitale des Postrock existiert eine seltsam hybride Gemengelage. Die Genres scheinen durchlässiger zu sein, Akteure bewegen sich mit traumwandlerischer Sicherheit zwischen den Polen Post-Irgendwas, Jazz und Pop. Mitglieder von Tortoise und The Sea and Cake, um nur die beiden wichtigsten Bands zu nennen, treffen sich immer wieder in anderen Zusammensetzungen, um sich auf die Suche zu machen nach unentdeckten Wegen in der ernsthaften Unterhaltungsmusik. Offenheit ist in der "Windy City" der Gegenentwurf zum Klüngel.
Zum wiederholten Male hat nun also The-Sea-And-Cake-Mastermind Sam Prekop gerufen, und es folgten ihm diese Musikanten ins Studio: Band-Kollege Archer Prewitt, der Anfang des Jahres mit seiner Soloplatte "Wilderness" überzeugte, Chad Taylor und Rod Mazurek von den Chicago Underground Projekten, Josh Abrams (Sticks And Stones) sowie Tortoises John McEntire. Prekop hatte die Songs zu Hause und im Alleingang entwickelt, die Band spielte sie dann live im Soma Studio ein. Kaum Overdubs, wenig Postproduktion - es enstand auf diesem Wege ein vitaler Charme. Im Mittelpunkt steht dabei die Stimme von Sam Prekop, ein sehr angenehmes Organ, das in einer Wohlfühltemperatur der Musik Leben einhaucht.
Der Maler Sam Prekop hat es mit seinen Werken schon bis ins Centre Pompidou nach Paris geschafft. Auch in der Fotografie setzt der Mann aufs Artistische. Um so erfreulicher ist es, daß "Who's your new professor" weder oberlehrerhaft die Entstehung des perfekten Popsongs dokumentiert, noch nervendes artsyfartsy Zeug bietet. Natürlich gibt es Hooklines im Gesang und extravagante Exkurse der Rhythmusgruppe, die an assoziatives Musizieren erinnern. Aber bei Songs wie "Dot eye" zum Beispiel wird deutlich, mit welcher Leichtigkeit Prekop und Kollegen Komplexität hübsch verpacken und voller Swing und Stringenz das Tanzbein animieren. Daß nach einem unerwarteten Break dann die Möglichkeiten der Indiegitarre betörend ausgelotet werden, räumt zwar den Verdacht der Musikermusik nicht völlig aus, macht aber deutlich, daß die Musiker in Chicago trotz aller Fingerfertigkeit allerhand Spaß am Spiel haben.
Highlights
- Dot eye
- Density
Tracklist
- Something
- Magic step
- Dot eye
- Two dedications
- Chicago people
- Little bridges
- A splendid hollow
- C + F
- Neighbor to neighbor
- Densitiy
- Between outside
Gesamtspielzeit: 37:51 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Homunculus |
2013-04-26 13:47:41 Uhr
Fein, gleich mal reinhören.. |
Herder |
2013-04-26 13:46:27 Uhr
Puh, so viele Reaktionen? Prima Album, alles sehr unaufgeregt und dennoch packend. Das Debüt gefällt mir zwar fast noch etwas besser, im Grunde kann man da aber fast keine Abstufungen machen. "Old Punch Card", mit den ganzen elektronischen Spieleren und ohne feste Songstrukturen, ist dann natürlich etwas Anderes, dennoch in der Grundstimmung unverkennbar Prekop. Schade das solch' bestaunenswerte Beständigkeit selten honoriert wird... |
bee |
2005-10-07 16:05:58 Uhr
sehr schönes Solo-Album des Sea & Cake Masterminds - irgendwo zwischen Postrock(wenig), Pop(viiiel), Jazz'n'Blues(Prisen) und Songwriter(viel). Grandios vor allem das Stück Dot eye - neuer Kandidat für die Top 2005ers. |
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Referenzen
Archer Prewitt; Do Make Say Think; Love; Clem Snide; Mojave 3; Rogue Wave; Belle & Sebastian; Chicago Underground Trio; Alfie; Sof' Boy; Ben Folds; Sondre Lerche; Arthur Lee; Sticks And Stones; Prefab Sprout; Gram Parsons; Brian Wilson; Adem; Neil Halstead; The Coctails; The Sea And Cake
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