Mattias Hellberg - Mattias Hellberg

Silence / Fargo / Rough Trade
VÖ: 28.02.2005
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Heraus aus der Dunkelheit
Fehlt da nicht ein Piano? Ja, da fehlt ein Piano. Und stand da nicht zuletzt noch ein Name mehr auf dem Cover? Richtig. Aber Fehlen ist nicht gleich Fehlen, und Abwesenheit kann manchmal auch eine Chance sein. Nachdem Martin Hederos endgültig vom Erfolg von The Soundtrack Of Our Lives in Beschlag genommen wird, macht Mattias Hellberg eben solo weiter. Nicht länger will er nur Bob Dylan covern, nun will er es selber wissen. Was sich auf den letzten gemeinsamen Platten "Together in the darkness" und der "Take care"-EP bereits ankündigte, wird zur Gewissheit. Das Singer/Songwritertum ist für Hellberg nicht nur Vergangenheitsbewältigung hinsichtlich seiner Hellacopters-Periode, es ist Passion. Und mehr noch: Es entspricht seinem Talent. Gerade in der Zurückgenommenheit kommt dieser Ausnahmemusiker zur Geltung.
Mattias Hellberg solo heißt weniger Reduktion. "True" oder "Could have reached for you" wären auf einer Hederos&Hellberg-Scheibe nicht denkbar gewesen. Zu verspielt, zu ungebrochen. Doch das Konzept geht auf: Die neue Abwechslung nimmt den Songs nichts, sie gibt ihnen. Wo das Duo M. Hederos & M. Hellberg nur mit Wollsocken und verlorenem Blick zu erhören war, gibt es auf dem Solodebüt Momente, in denen man es wagt, den Blick zu heben und die Schneedecke zu vergessen. Die Intimität der Songs ist ungebrochen, aber mit der Gitarre statt dem Piano im Herzen ist eine andere Dynamik möglich - und nötig. Die Schwermut tropft nicht mehr aus den Boxen, sie baut sich vor des Hörers Ohren auf. Das Album bannt die Aufmerksamkeit durch Prägnanz, nicht durch die Mischung aus Wiedererkennung und Selbstmitleid.
"What's to receive when selfishness rules / And there's no helping hand / You're nobody's friend, just a face in the mass / Another lost soul way down in a hole / With a heart of glass." Texte, die von Zerbrechlichkeit zeugen: Akkorde, die zerspringen möchten: Momente, die im Gedächtnis bleiben. Mattias Hellberg tritt in riesige Fußstapfen, aber er vermag sie auszufüllen. Hier kommt jemand auf leisen Sohlen heran, der das Zeug hat, ganz große Songs zu schreiben. Hier wächst etwas, von dem man noch Jahre später mit verklärtem Blick erzählen wird.
Highlights
- Walking restless
- Where did you go
- A sight surpreme
- Deep into the bone
Tracklist
- A small amount of confusion
- Walking restless
- Where did you go
- True
- Power failure
- Healing hand
- Could have reached for you
- A sight supreme
- Deep into the bone
- Mother & child revolution
Gesamtspielzeit: 35:38 min.
Referenzen
M. Hederos & M. Hellberg; Bob Dylan; Tom Waits; Neil Young; Ryan Adams; Ron Sexsmith; Pete Yorn; Elliott Smith; M. Ward; The Decemberists; Wilco; Nick Cave & The Bad Seeds; Tiger Lou; Damien Rice; Kristofer Åström & Hidden Truck; Tim Hardin; Tim Buckley; Ian Matthews