The Goo Goo Dolls - Live in Buffalo July 4th 2004
Warner
VÖ: 28.02.2005
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Vom Winde verweht
Die Goo Goo Dolls. Prototyp einer amerikanischen College-Rock-Band, gefühlsfixiert und doch irgendwie steril. Da ist zum einen John Rzeznik, der Beau mit den Tattoos und einer Frisur irgendwo zwischen Jon Bon Jovi und Thomas Brdaric. Und an seiner Seite der wuchtige Robby Takac, der seinem Chef ab und an den Gesang abspenstig macht. Hinter ihnen an der Schießbude irgendein weithin unbekannter Schlagzeuger, der unter riesigen Minderwertigkeitskomplexen leiden muß. In den Staaten sind die Goo Goo Dolls erfolgreich wie Bolle. Nur hier versteht mal wieder keiner, was die Amis an sowas finden. Einmal hätte es immerhin beinahe geklappt mit dem Durchbruch. Als "Iris" den sentimentalen "Stadt der Engel"-Film beschallte und das passende Album "Dizzy up the girl" so ziemlich das Beste war, was US-College-Rock in den Neunzigern zu bieten hatte. Und doch strafte unser Volk die Goo Goo Dolls bald wieder mit weitgehender Mißachtung.
Zuhause ist das natürlich anders. Am amerikanischen Unabhängigkeitstag 2004 feierten die Goo Goo Dolls ein Heimspiel in Buffalo, unter freiem Himmel vor Fans, soweit das Auge reicht. Der Wettermacher indes zählte nicht dazu und ließ den ganzen Abend lang Katzen und Hunde regnen. Unter dem Bühnendach wurde Rzezniks Haarpracht in arge Mitleidenschaft gezogen, und die Tropfen tänzelten vor den Scheinwerfern, bevor das Wetter in der zweiten Konzerthälfte endgültig einer Sintflut glich. Das vermutlich ist der wichtigste Effekt, den "Live in Buffalo July 4th 2004" erzielt. Egal, ob man sich die DVD-Version vor dem Fernseher gönnt oder die beigelegte, nahezu identische CD-Version: Man ist froh, daß man sich diesen wohligen Songs in der guten Stube aussetzen kann, wo es warm ist. Und man unter die Dusche oder in die Wanne springen kann, wann immer man möchte. Vielleicht vorher, vielleicht nachher. Aber nicht während des ganzen Konzerts.
Alle Hits haben sie gespielt, und noch mehr. Das maue Cover des Supertramp-Gassenhauers "Give a little bit" jedenfalls hätte es nicht gebraucht, schon gar nicht in der nur auf der CD enthaltenen Studioversion. Dann schon eher "Here is gone" vom letzten Studioalbum "Gutterflower", den Bandklassiker "Name", ein paar hingerotzte Frühwerke und insbesondere die "Dizzy up the girl"-Herzstücke wie das auf über sechs Minuten zelebrierte "Iris". Schade, daß ein Live-Album nie besser sein kann als seine Soundqualität. Und nach dieser alten Binsenweisheit landet "Live in Buffalo July 4th 2004" im Mittelmaß. Teils klingen die Songs brillant, oft aber vernimmt man mehr Kreischen als Musik, der Sound kommt scheppernd daher und reichlich verwettert. Aber vielleicht fehlen dem Rezensenten auch einfach nur die passenden Umstände. Im nächsten Unwetter wird er sich furchtlos mit dem wasserfesten Discman in die Fluten stürzen. Um vielleicht erst dann dieses Dokument eines Heimspiels unter widrigen Umständen zu schätzenzu wissen. Und festzustellen, daß man sich auch vom CD-Hören eine ausgewachsene Lungenentzündung holen kann.
Highlights
- Slide
- Black balloon
- Name
- Here is gone
- Iris
Tracklist
- Give a little bit (Studio version)
- Big machine
- Naked
- Slide
- Think about me
- Smash
- Tucked away
- Black balloon
- Dizzy
- Name
- Cuz you're gone
- Sympathy
- January friend
- Here is gone
- What a scene
- Acoustic #3
- Two days in February
- Broadway
- Iris
- Give a little bit
Gesamtspielzeit: 77:34 min.
Referenzen
Gin Blossoms; Nine Days; Vertical Horizon; Del Amitri; The Lemonheads; The Replacements; Paul Westerberg; Buffalo Tom; Lifehouse; The Calling; Matchbox Twenty; Third Eye Blind; Toad The Wet Sprocket; Deep Blue Something; SR-71; Tonic; Graham Colton Band; Delirious?; Fastball; Wheat; Better Than Ezra; Collective Soul; Something For Kate; Bon Jovi; Re!nvented
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