Les Hurlements D'Léo - Ouest terne

Hipster / Soulfood
VÖ: 07.02.2005
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Cabarét
Ein altes Theater, irgendwo in einer Pariser Seitenstraße. Das Publikum hat weitgehend Platz genommen. Rotweingläser klirren, Menschen lachen laut und zünden ihre Gauloises an. Dann erklingt ein Akkordeon, eine Trompete setzt ein, und zum Polka-Rhythmus öffnet sich der Vorhang. Eine Tanzgruppe wirbelt wie wild über die Bühne, während die Band immer absurdere Stilmischungen präsentiert. Nach wenigen Minuten tanzen die Zuschauer auf den Sitzreihen mit, ehe ein paar Polizisten den Saal stürmen und die Veranstaltung auflösen.
Schon befinden wir uns wieder knietief im Klischee, aber auch bildlich und greifbar da, wo uns Les Hurlements D'Léo hinhaben wollen: irgendwo zwischen den Stühlen von Chanson, Zigeunermusik, Ska und Punk. Das Oktett aus Bordeaux beruft sich ebenso auf die traditionelle französische Musik wie auch auf sämtliche anderen denkbaren Einflüsse dieser Welt. Da blitzen auch schon mal Country-Anleihen auf, die sofort wieder von einem Grunge-Sturm geplättet werden. Und während man noch versucht, all dem zu folgen, hat die Band abermals ein paar Haken geschlagen und ihre Hörer endgültig schwindlig gespielt.
Kaum ein Land, kaum ein Musikstil des 20. Jahrhunderts (und der Zeit davor) ist vor Les Hurlements D'Léo sicher: Da wird ein Ragtime schon mal für zwei Takte von einem Walzer unterbrochen, und am Ende klingt das dann wie die Musik zu einem verschollen geglaubten Stummfilm von Jacques Tati. Was man bei Kaizers Orchestra mit Wodka erklärt, muß man hier wohl dem Pastis zuschreiben. So beschwingt und erfrischend verstrahlt ist das, was man da hört.
Einziger Wermutstropfen ist, daß einem so viel Ideenreichtum auf Dauer etwas auf die Nerven geht. Und nach den 14 regulären Stücken des Albums folgen auch noch drei Bonustracks mit den Labelkollegen und Freunden der Berliner Band 17 Hippies. Zwar auch sehr stilvoll, aber irgendwann dann doch ermüdend. In kleineren Dosen ist "Oust terne" trotzdem ein durchaus empfehlenswertes Album.
Highlights
- Kaleidoscope
- Ethnique ta mere
- Roi des villes, roi des champs
Tracklist
- Lame soeur
- La chambre
- Harley Davidson
- La racheteur d'ardoise
- La laisse
- Kaleidoscope
- Ouest terne
- Simon Simone
- Ethnique ta mere
- Le d'Amelie
- La laisskwing
- Mon cul
- Roi des villes, roi des champs
- La piave
- Leolos blues (Bonustrack)
- Mixeur (Bonustrack)
- Ifni (Bonustrack)
Gesamtspielzeit: 58:58 min.
Referenzen
Noir Désir; Louise Attaque; Mano Negra; Serge Gainsbourg; Françoise Hardy; Françoiz Breut; Yann Tiersen; The Klezmatics; The Ukrainans; 17 Hippies; Kaizers Orchestra; Tom Waits; Nick Cave & The Bad Seeds; The Dresden Dolls; Firewater; Friends Of Dean Martinez; Calexico; 16 Horsepower; Murder By Death; dEUS; Zita Swoon; Eläkeläiset; Finntroll