L'Altra - Different days
Hefty / Al!ve
VÖ: 21.02.2005
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Alles fließt
Das Ohr lauscht auf. Polyphones Schnarren. Als ob Mobiltelefone zirpen wie Grillen. Karge Akkorde vom Rhodes-Piano legen sich sanft darüber. Leicht verwirrt findet das Gehör langsam Halt. Weit im Hintergrund schweben leise Streicherflächen. Hauchzart setzt der Gesang ein. Fast unmerklich tauchen dezent pluckernde Grooves auf. Langsam, aber sicher erblüht der Song in immer vielschichtigeren Klangfarben, steigert sich zu strahlender Opulenz, um sich dann wieder in lichte Stille aufzulösen und einen neuen dynamischen Bogen zu spannen. Zerbrechlich - nicht gebrochen. Gemächlich - nicht zäh. Auf ihrem dritten Album "Different days" zelebrieren L'Altra feinsinnige Schwermut. Völlig unaufgeregt entfalten sich die neun Songs und das abschließende Instrumental. Entspannt gleitet man auf den Melodien dahin, wie eine Möwe einem fernen Regenbogen entgegen.
Bisher zu viert, sind L'Altra vor diesem Album auf Duettgröße geschrumpft. Dafür haben sich die verbliebenen Lindsey Anderson und Joe Costa großartige Veredler für ihre Songs hinzugeholt: Nate Walcott, der schon für Bright Eyes und Rilo Kiley Bläsersätze beisteuerte, hat auch hier geschickt platzierte Blechtupfer eingestreut, Fred Lonberg-Holm, angesagter Avantgarde-Cellist, sorgte für dezente Streich-Arrangements. Den Gesang teilen sich die beiden, mal ein-, mal mehrstimmig. Gerade der zweite Track "It follows me around" weckt mit seinem ostinaten Gitarren-Riff und dem lakonischen Gesang von Joe Costa Anklänge an die jüngeren Mogwai-Scheiben, anderswo denkt man an Múm. Und der großartige Schlußchor bei "Morning Disaster" klaut verschmitzt bei "Hey Jude".
Doch sind die Reminiszenzen selten mehr als raffiniert eingeflochtene Mosaiksteine. Der Clou bei L'Altra ist die Verschiedenheit in der Ähnlichkeit. Der Unterschied im Detail. Ein gemächliches Dahingleiten zwischen Langeweile und Aha. Die Luftigkeit der ausgefuchsten Arrangements und die Lieblichkeit der Melodien versüßen die durchschimmernde Melancholie und sorgen für genügend Helligkeit in der dunklen Kammer, so daß keine Schwermut aufkommt. Und kaum überhaupt etwas aufkommt. Außer einem steten Fließen, langsam und treibend.
Highlights
- Morning disaster
- Bring on happiness
- It follows me around
Tracklist
- Sleepless night
- It follows me around
- Better than bleeding
- Bring on happiness
- So surprise
- Mail bomb
- There is no
- Different days
- Morning disaster
- Day between
Gesamtspielzeit: 42:51 min.
Referenzen
The Album Leaf; Múm; Four Tet; Adem; Psapp; Sigur Rós; Ms. John Soda; Lali Puna; The Notwist; Spruce; Mogwai; Boy In Static; Slowblow; Stereolab; Mono; Lamb; Massive Attack; Air; Tortoise; Solex; Under Byen; Björk