Amos Lee - Amos Lee

Blue Note / EMI
VÖ: 28.02.2005
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Im kleinen Kreis
Heißt es nun "der männliche Norah Jones"? Oder "die männliche Norah Jones"? Was würde Konrad Duden sagen? Daß solche Vergleiche sowieso ziemlich albern sind? Egal. Denn besser läßt sich Amos Lee nicht beschreiben. Und die Ähnlichkeiten kommen nicht von ungefähr. Schließlich hat Norah Jones das Kerlchen aus Philadelphia nicht nur auf ihre Tour mitgenommen, um ihn im Vorprogramm einem größeren Publikum zu präsentieren. Sie spielt auch noch Piano auf zwei Songs seines Debüts und bedient auf "Colors" die Wurlitzer und ihre Stimmbänder. Unnötig zu erwähnen, daß Amos Lee auf dem gleichen Label erscheint wie sein Mentorin, unter der altehrwürdigen "Blue Note"-Flagge.
Klar, die Gemeinsamkeiten sind unüberhörbar. Und doch ist "All my friends" mehr als nur das Debüt einer geschlechtsumgewandelten Grammy-Preisträgerin. Nun gut, auf "Arms of a woman" ließe sich auch eine Strophe von Norahs "Sunrise" trällern, ohne daß es wer merken würde. Aber den Jazz hat Herr Lee noch weniger mit Löffeln gefressen als jene mit "Jazz-Pop" doch sehr unglücklich betitelte Frau Jones. Und anders als die schnarchnasige, nichtsdestotrotz aber wunderschön musizierende Kollegin lassen sich seine Songs auch vor neun Uhr abends wunderbar goutieren.
Das liegt zuallererst an den vielseitigeren Tönen, die Amos Lee einschlägt. In "Give it up" dudelt die Hammond richtiggehend funky voran, und auch Country, Folk, Gospel, Blues und Soul kommen nicht zu kurz. Überhaupt, das Thema Seele: Bei Amos Lee liegt eine ganze Menge davon auf den Stimmbändern. Und sein Organ verhindert es auch, daß die teils doch unspektakulären Songs überhaupt in die Nähe der Langeweile rutschen. Womit wir wieder bei seiner Mentorin angelangt wären. Die ballt vermutlich vor lauter Neid die Fäuste in der Tasche, weil sie "Keep it loose, keep it tight" nicht geschrieben hat, sondern der da. Und jetzt wird er ihr auch noch untreu und supportet Bob Dylan. Aber irgendwann wird er zu Norah Jones zurückkehren, und wir können damit wir bei beiden auf einmal zuhören dürfen. Die Welt zu Gast bei Freunden.
Highlights
- Keep it loose, keep it tight
- Seen it all before
- Colors
Tracklist
- Keep it loose, keep it tight
- Seen it all before
- Arms of a woman
- Give it up
- Dreamin'
- Soul suckers
- Colors
- Bottom of the barrel
- Black river
- Lies of a lonely friend
- All my friends
Gesamtspielzeit: 35:49 min.
Referenzen
Jesse Harris; John Mayer; Norah Jones; Harry Connick, Jr.; Randy Newman; Van Morrison; Ray LaMontagne; Teitur; Jack Johnson; Ben Harper; Ryan Adams; The Lost Patrol; Bob Dylan; Leonard Cohen; Neil Young; Eric Clapton; Otis Redding; Bill Withers; Donny Hathaway; John Prine; Dave Van Ronk; Tony Bennett; Ed Harcourt; Jamie Cullum; Katie Melua; Eva Cassidy; Diana Krall; Joss Stone
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