Psapp - Tiger, my friend

Grönland / Virgin / EMI
VÖ: 14.02.2005
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Lautmalerei
Wer's nicht glaubt, soll's selber hören: Wenn das Quietsche-Entchen befreit aufquiekt, ist es an der Zeit das Tanzbein zu schwingen; wenn es hingegen in den Song regnet und ein Frosch dazu leise quakt, muß man sich langsam verabschieden. "Tiger, my friend" ist ein Debütalbum, das anders ist als andere. Ein Guten-Morgen-Gruß an die Hinhörer dieser Welt, ein Klang-Kabinett für Ohrenaufsperrer und eine Reform, die ihren Namen noch verdient. Frühstücksmusik als Passion: Hiermit kann und will man aufstehen.
Das Londoner Duo, Galia Durant und Carim Clasmann, bastelt eine große Welt aus kleinen Eindrücken. Bei Psapp rückt ins Rampenlicht, was ansonsten nur als Irritation Verwendung findet. Pop-Songs werden um Töne herum geschrieben: Alles gehorcht einem Platschen, eine kleine Geste wird zum großen Ganzen, ein Weckerklingeln dient dem Weiterträumen. Oben werden Geräusche reingegeben, mischen sich mit Klang, entpuppen sich als Songs und purzeln schließlich Richtung Hörer.
Galias Stimme umgarnt die imaginierten Landschaften, träumt sich hinfort und hinterläßt nichts als Wohlbehagen. Das Unharmonische und die Widersprüche, auf denen die Musik gründet, entschwinden in der Melodie. Es ist faszinierend, den zwei dabei zuzuhören, wie sie mit einfachsten Mitteln ein Album weben, das nach dem ersten Lauschen an Schlichtheit nicht zu überbieten scheint; und dann trotzdem eine eigene Tiefe entwickelt. Das Orchester der Dinge ist nur der eine Aspekt, hintenrum kann der Song immer mehr, dreht sich um die eigene Achse, verzwirbelt sich und will doch nur spielen.
Träumt man einmal mit, wird alles gut; läßt aber das Erstaunen über die Komposition nach, gilt es der Langeweile ins Auge blicken. Es fehlt an artifizieller Lässigkeit, die über Belanglosigkeiten hinwegtragen könnte, oder an Pep, der das Experiment auf die Tanzfläche brächte. In hohen Dosen genossen obsiegt bei Psapp leider immer das Gähnen. Das uninspirierte Pop-Moment überlagert die Innovation, und der Weg des Leichten wird auf einmal fad. Eine Erinnerung, nichts Bleibendes. Wer zu niedlich ist, kreiert nur eine Pusteblume: Einmal blasen, einmal träumen. Und weg.
Highlights
- Rear Moth
- King Kong
Tracklist
- Northdown flat B1
- Rear moth
- Leaving in coffins
- Calm down
- Velvet ponny
- About fun
- Curuncula
- King Kong
- The vounter
- Chapter
- Tiger, my friend
Gesamtspielzeit: 41:07 min.
Referenzen
Lali Puna; Gustav; Broadcast; Stereolab; Laika; Björk; Under Byen; The Album Leaf; Múm; Lamb; Erlend Øye; Matmos; Aphex Twin; Mouse On Mars; To Rococo Rot; Nightmares On Wax; John Fahey; Jim O'Rourke; Slint; The Postal Service; Four Tet; Boy In Static; A Girl Called Eddy; Beth Orton; Air; Massive Attack; Bertrand Burgalat; Sebastian Tellier; Zero 7; Tosca; Ursula Rucker; The Notwist; Contriva; Mina; Iso68; Gry; Stina Nordenstam
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- Psapp (9 Beiträge / Letzter am 06.12.2008 - 21:30 Uhr)