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TempEau - TempEau

TempEau- TempEau

Fourmusic / Sony
VÖ: 31.01.2005

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Alte Zeiten

Endlich mal wieder eine gute Geschichte. Man liest ja viel zu viel von irgendwelchen Bands, die sich über Zeitungsannnoncen oder Castingsausen gefunden haben. Bei TempEau war das anders. Aber hier zunächst die Namen: erstens Marek Harloff, seines Zeichens Schauspieler, bekannt aus "Der Totmacher" und unbekannt aus dutzendweise untergegangenen Filmen. Zweitens Jan Plewka, über den man natürlich nichts mehr berichten muß. Und drittens Stephan Eggert, der einst bei Selig für Plewka die Drumsticks schwang.

Irgendwann sucht Max Herre für einen Musikfilm einen kompetenten Berater, um einem Schauspieler das Singen beizubringen und findet Jan Plewka. Die Dinge nahmen ihren Lauf: "Wie heißt der? Marek Harloff? Ah ja, das trifft sich gut. Das ist der Patenonkel meiner Tochter!" Früher, ach was, ganz früher haben sie nämlich gemeinsam in Ahrensburg bei Hamburg die Sandkästen unsicher gemacht, so liest man. Jahrzehnte später sind die drei Mittdreißiger mehr oder weniger berühmt und werden durch einen Zufall wieder zusammengeführt. Und dann verstanden sich der Beratende und der Berater plötzlich wieder so gut, daß sie gleich eine Band gegründet haben. Der guten alten Zeiten wegen. Und weil das wahrscheinlich die letzte Chance für Marek Harloff war, eine Platte zu veröffentlichen. Denn wer nimmt schon einen, der nicht singen kann? Und bei dem auch alle Beratung offensichtlich nichts geholfen hat.

Wie schlimm es wirklich ist, merkt man gleich bei Song eins, einer eigentlich tollen Kompositon namens "Junge im Schnee". Wenn der Text schon über Sätze wie "Dies hier war nie meine Welt gewesen" holpert, würde man sich wenigstens Jan Plewka ans Mikro wünschen. Und nicht diesen Schauspieler, der kräht wie ein alter, grauhaariger Hund, dem man auf den Schwanz getreten ist. Bei "Rage" gar scheinen ihm fast die Stimmbänder zu platzen. Und man möchte ihm dringend eine warme Milch mit Honig kochen und ihm die Tonleiter beibringen.

Aber das sind letztlich nur Randbemerkungen. Denn letztlich lebt "TempEau" von seiner Gesamtstimmung, und in die wiederum paßt Harloffs Unstimme sogar. Die Band wurde aus Spaß gegründet, mit entsprechender Leichtigkeit preschen die Songs voran. Aber textlich wollen TempEau von Gelächter nichts wissen. Da geht's um Krieg da draußen, um Krieg da drinen, um das System, um mangelnden Selbstwert, eben um alles, was böse ist auf dieser Welt. Protest! Wenn Angelika Express es diesmal wirklich nicht wie vorgenommen schaffen sollten, alle zwölf Monate ein Album zu veröffentlichen, dann kauft "TempEau". Und sonst soll Marek Harloff mit seiner rohen Stimme lieber wieder dilettantische Drehbücher auseinandernehmen statt Songtexte. Das ist nicht so wie du denkst! Ich kann dir alles erklären!

(Armin Linder)

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Highlights

  • Junge im Schnee
  • Oktobertag
  • Ich und Du

Tracklist

  1. Junge im Schnee
  2. Sexy genug
  3. Benzin
  4. Rage
  5. Entwertet
  6. Halt mich
  7. Oktobertag
  8. Schönster Zufall
  9. Wir schwimmen hinaus
  10. Geheimnis
  11. Kein Weg zurück
  12. Ich und Du

Gesamtspielzeit: 44:57 min.

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