Eleni Mandell - Afternoon

Zedtone / Trocadero / Indigo
VÖ: 10.01.2005
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Kratzspuren
Als sich Eleni Mandell vor zwei Jahren mit "Country for true lovers" von ihren alle Festlegungen vermeidenden Angewohnheiten verabschiedete, war das eine handfeste Überraschung. Hatte sich die Kalifornierin mit ihrer angeschrägten Mischung aus Indierock, TexMex, Blues, Bar-Jazz und Folk eine Reputation als Avantgardistin verschafft, machte plötzlich sie auf Country. Reinrassig. Traditionell. Ehrfürchtig. Und was ihr da mit Hilfe von Hochkarätern wie Tony Glyson (X, Lone Justice), Don Heffington (Bob Dylan, Emmylou Harris) und Greg Leisz (Beck, Brian Wilson) gelang, nötigte nicht nur in seiner Konsequenz einigen Respekt ab.
Um so gespannter durfte man da auf ihr fünftes Album sein. Und "Afternoon" setzt sich mit neuem Personal erneut zwischen einige Stühle. Natürlich darf man sich wieder auf raffinierte Country-Wurzeln freuen. Aber auch über eingestreute Jazz-Schlenker, einigermaßen knirschenden Bluesrock, verführerisches Crooning und Folk-Leichtfüßigkeiten sollte man sich nicht wundern. Erstaunlich ist nur, wie zeitlos und wetterständig diese dreizehn Songs wirken. Ohne eine Spur Staubigkeit klingen sie so, als wären sie gerade erst aus einer alten Jukebox gefallen.
Es geht um Liebe zwischen Spaß, Lust, Bedauern und ärgerlichem Fußaufstampfen. Wahrhaft klassische Themen. Da wäre das betörende "American boy", das Zuneigung zelebriert und doch Ausdrücklichkeiten vermeidet. "When I get home, hands will hold." Mehr Worte braucht es nicht. "Can't you see I'm soulful" brodelt unter der zuckersüßen Oberfläche, und "Say goodbye" flirtet selbst beim Schlußmachen.
Die schlenkernde Schwüle von "Just a dream" oder das fröhlich hüpfende Untergangsszenario aus "Let's drive away" faszinieren vom ersten Augenblick an. Mandell kokettiert mit Unschuld und ist doch ein ziemliches Luder. Da wird sie wie in "Easy on your way out" auch mal laut, weil sie ihren Kerl nicht aus der Tür lassen will. Diese Frau weiß, was sie will. "And I can't wait / To get your salty skin between my teeth." Eine Stimme wie Fingernägel auf dem nackten Rücken.
Highlights
- American boy
- Say goodbye
- Just a dream
- Dangerous
Tracklist
- American boy
- Afternoon
- Can't you see I'm soulful
- Say goodbye
- Just a dream
- Sun's always shining (in Rome)
- Fall away
- County line
- I've been fooled
- Let's drive away
- Easy on your way out
- Dangerous
- Yellow light
Gesamtspielzeit: 42:51 min.
Referenzen
Lucinda Williams; Michelle Shocked; Fiona Apple; Aimee Mann; Natalie Merchant; Rickie Lee Jones; Joni Mitchell; Victoria Williams; Maria McKee; Holly Golightly; Neko Case; Hazeldine; Saint Low; Emmylou Harris; Pasty Cline; Tammy Wynette; Loretta Lynn; Billie Holiday; Carly Simon; Carole King; Norah Jones; Katie Melua; Sarah Harmer; Kathleen Edwards; Sam Brown; Suzanne Vega; Chrissie Hynde; The Pretenders; The Bangles; PJ Harvey; Ani DiFranco; Cat Power; Calexico; Merle Haggard; Roy Orbison; Tom Waits; M. Ward
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