Kelly Pardekooper - Haymaker heart
Trocadero / Indigo
VÖ: 17.01.2004
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Der mittlere Western
Vielleicht war der stinknormale Job, von dem sich Kelly Pardekooper vor sechs Jahren im gestandenen Alter von 32 Jahren doch noch losriß, ähnlich trocken wie die Musik, mit der er mittlerweile seinem Rockstar-Traum nachgeht. Anscheind war diese alltägliche Tätigkeit sogar so langweilig, daß ihn nicht mal seine eigene Bio nennt. Doch das ist jetzt vorbei. Und dank ausgeprägter Lakonie und kargen Akkorden stehen er und seine Devil's House Band mit allen verfügbaren Füßen auf der Erde. Höhenflüge sehen anders aus. Und hören sich anders an.
Denn Pardekooper greift nicht nur in die Saiten, sondern mitten ins Leben. Dort kennt er sich aus. Wo die Schatten fallen und die Außenseiter hausen. Wo die Herzen vernarben und der Trotz zum besten Freund wird. Da braucht es keine abenteuerlichen Harmonien oder komplizierte Metaphern. "My heart's already gone and my body can't have long / Go on shoot me, so the rest of me can die."
Faszinierend wird Pardekoopers ungeschminkte Art besonders in "Folk this". Mit Schaum vor dem Mund wettert er gegen die Bewahrer der Authentizität, die alles Wissen um musikalische Roots und Aufrichtigkeit für sich gepachtet zu haben glauben. "But all them roots are ill begotten / Drunken cowboys soon forgotten / Washed out on the bedroom eyes / Of alt-country boys that been glamorized." Schimpf und Schande, bis die Saiten reißen.
Wenn Pardekooper auf "Haymaker heart" mit T-Shirt und Jeans herumsteht, seine Blues-, Folk- und Countryriffs herunterspielt, ein paar kecke Bläser einbaut oder sich an umgedrehten Gitarrenspuren erfreut, im flotten "Run again" gar an die Foo Fighters erinnert und ansonsten mit gut abgehangener Stimme seine Heimat vermißt oder anderweitigen Herzschmerz pflegt, ist er ganz Mann des Volkes. Niemand, der nennenswert auffallen oder nach Aufmerksamkeit suchen würde. Aber manchmal lohnt es sich eben doch, den Durchschnitt zu durchforsten. Denn im Mittleren Westen ist keineswegs alles nur so mittel.
Highlights
- Not in Iowa
- Run away
- Folk this
Tracklist
- Not in Iowa
- Tell me (you're the one)
- Draw the line
- Just shoot me
- Your caboose
- Too late
- Goo
- Wild love
- All over now
- Run again
- Folk this
- Take me 2 my home
Gesamtspielzeit: 41:45 min.
Referenzen
The Walkabouts; Mark Knopfler; Tom Petty; Bob Dylan; Dan Bern; Loretta; Green On Red; Naked Prey; The Long Ryders; Soul Asylum; The Meat Puppets; Son Volt; Uncle Tupelo; The Gun Club; Merle Haggard; Johnny Cash; Willie Nelson; Hank Williams; Chris Isaak; Roy Orbison; The Flying Burrito Brothers; The Byrds; The Rolling Stones; The Beatles; George Harrison; Creedence Clearwater Revival; John Fogerty; Steve Earle; John Mellencamp; Bruce Springsteen; R.E.M.; Vic Chesnutt; The Sadies; Giant Sand; Calexico; Ryan Adams; Whiskeytown; Blue Rodeo; Bobby Bare Jr.; Ezio