Hood - Outside closer
Domino / Rough Trade
VÖ: 24.01.2005
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Monotöne
Ups! Da war der Rezensent übers Schreiben der Plattenkritik doch gerade mal eingenickt, hatte es sich bequem gemacht im Klangkosmos von Hood und wartete auf die musikalische Erweckung. Wo ließen sich auch die versponnenen Minimelodien der Adams-Brüder besser ertragen als eingedeckt in Gänsepflaum und Bibertuch? Dazu die Ohren umhüllt von zwei überdimensionierten Kopfhörern als Soundkappe. Augen zu und durch.
Nach dem ersten Hören von "Outside closer", dem neuen Album der Elektronik-Rock-Minimalisten aus New Yorkshire, vermutet man eine versteckte Magie hinter dem Berg an homogenen Klängen, der sich da vor einem erstreckt. Ganz wie man es von dem berückenden Vorgänger "Cold house" kennt. Nach dem zirpenden und aufreibenden Intro legt "The negatives" sehr vielversprechend und beinahe beschwingt los. Der Beat rumpelt, die Stimme walzt sich durch den Song. Rock und Elektronik werden auf ein Minimum gedrosselt und verschmelzen im düsteren Hood-Kosmos zu einer monotonen Soundkulisse. Fast tanzbar und dennoch spürbar am Abgrund.
Auch "Any hopeful thoughts arrive" erweckt standesgemäße Hoffnung. Das einleitende Knarzen und der dumpfe Baß verschwinden jedoch in dem Moment, als sich die Stimme durch diesen Song säuselt. Immer werden durchscheinende Fragmente um ein Motiv herum gebettet. Wenn allerdings von Song zu Song der Sound immer dünner wird, wenn wie in "End of one train working" die Melodik auf der Strecke bleibt und nur minimal variiert, dann befindet sich "Outside closer" ganz klar im Schlafabteil. In solchen Momenten scheint "Outside closer" eine Bettgeschichte mit Folgewirkung zu werden.
Hood machen dennoch nicht viel falsch auf ihrem siebten Album. Ein mehrmaliges Lauschen lohnt sich definitiv. Wer allerdings darauf hofft, plötzlich senkrecht im Bett zu stehen, muß sich gedulden. Zwar gibt es vereinzelte Weckrufe wie etwa den feinen Track "The lost you", bei dem gar ein kleiner HipHop-Beat im Mittelpunkt steht und plötzlich alles knallt und breakt. Allerdings wünschte man sich mehr von solcherlei Aufbruchstimmung, lassen sich doch viele der Songs auf gerade mal ein Sample reduzieren. Und bieten somit ein angenehmes Schlummerkissen. Nur zum Ende des Albums wird der Rezensent plötzlich von einem warmen, wohligen Song aufgerüttelt: "This is it, forever": wie ein neues Duett der Klangartisten von Sigur Rós und Radiohead.
Möglicherweise liegt das Miß-Verständnis dieser Platte in der Umgebung, in der sie konsumiert wurde. Denn wenn Hood mit ihrem Plattentitel "Outside closer", der natürlichen Umgebung ihrer Plattencover und Zeilen wie "Stand there a while / Make sure you're broke / And watch the birds fly round" das Aufstehen und Rausgehen fordern, ist das Bett wahrscheinlich der falscheste aller Orte. Raus aus dem Federn!
Highlights
- The negatives
- The lost you
- This is it, forever
Tracklist
- (int)
- The negatives...
- Any hopeful thoughts arrive
- End of one train working
- Winter 72
- The lost you
- Still rain fell
- 1. fading hills
- Closure
- This is it, forever
Gesamtspielzeit: 46:44 min.
Referenzen
Simian; Sensorama; The Notwist; Her Space Holiday; Four Tet; The Postal Service; Patrick Wolf; Radiohead; The Album Leaf; Lali Puna; Múm; Sigur Rós; Godspeed You! Black Emperor!; Mogwai; Talk Talk; Piano Magic; A.R. Kane; Bows; To Rococo Rot; Kreidler; To Rococo Rot; Schneider TM; Turner; Jan Gazarra; Polar; Syd Matters; Boy In Static; Spruce; Air; Zero 7; Phantom/Ghost; Björk; Broadcast; Stereolab; Boards Of Canada; M83; For Stars; Clinic; Boedekka; The Beta Band; Naked Lunch; Snow Patrol