Seal - Best (1991-2004)

Warner
VÖ: 08.11.2004
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10

Der Rosenkavalier
Als Seals Stimme im Sommer 1990 das erste Mal öffentlich erklang und sich tatsächlich gegen den donnernden Baß von Adamskis "Killer" durchsetzen konnte, durfte man kaum erwarten, zu welchem mutigen Pop das Narbengesicht bereits kurze Zeit später fähig war. Irgendwo zwischen bluesigem Folk, jazzigem Ausdruck, eckiger Elektronik und gefühlvollem Soul erdete sein Debütalbum mit Klassikern wie "Crazy" oder "Future love paradise" die Tanzmusik der Neunziger. Und der Kitschhöhepunkt "Kiss from a rose" entpuppte sich sogar als heimliche Lieblingsschnulze manches Rockers.
Doch dann kam lange wenig, wovon man hätte Notiz nehmen müssen. Ein "Human beings" hier, ein "Fly like an eagle" dort. So sehr sich Seal auch mühte, seine Ecken und Kanten abzustoßen, war er dem Formatradio weitgehend egal. Doch seinem vierten Album - traditionell "Seal IV" benannt - konnte sich der Mainstream nicht mehr erwehren. Zwar war der träge Soulpop von "Love's divine" längst nicht mehr als überflüssiges Standardgesäusel, aber plötzlich war Seal wieder überall. Im Schaufenster, bei den Clip-Kanälen, im Radio und im Bettchen von Heidi Klum.
Um dem wiedererwachten Publikum zu zeigen, daß Seal schon früher samtige Kuschel-Beats drauf hatte, wirft sein Label jetzt pflichtschuldig "Best (1991-2004)" auf dem Markt. Und da man die Moneten zählen will, solange der Star noch hip ist, tauchen die kreativen Untiefen der Anfangszeit bestenfalls als Fußnote auf. Auch das neue, uninspirierte Bacharach/David-Cover "Walk on by", auf dem sich Seal einmal mehr unter Wert verkauft, macht nicht unbedingt Hoffnung auf eine Rückkehr zu alter Form. Schön, daß man sich wenigstens mit ein paar der alten Heuler daran erinnern kann, wie wichtig der selbsternannte Seehund mit der faszinierenden Stimme einmal war
Dabei hätte sich auf den ersten beiden Alben noch deutlich mehr spannungsreicher Pop ("Violet", "Show me", "Newborn friend") finden lassen. Aber diese Facette interessiert wohl nicht mehr wirklich. Stattdessen inszeniert man ihn lieber in den Fußstapfen von Kuschelbär Barry White. Daß Seal auf dem parallel veröffentlichten Doppel-Album trotzdem noch mit oft durchaus spannenden Akustikversionen auftrumpfen kann, könnte die Fönwellen und Verdeckherunterklapper, aus denen der charismatische Brite mittlerweile seine Fans rekrutiert, allerdings ein wenig verunsichern. Denn es gibt durchaus mehr zu entdecken, als diese nicht unbedingt sensibel zusammengestellte Auswahl andeutet.
Highlights
- Crazy
- Kiss from a rose
- Killer
- Future love paradise
Tracklist
- Crazy
- Kiss from a rose
- Killer
- Prayer for the dying
- Waiting for you
- Don’t cry
- Ma vision (feat. Jakatta)
- Love’s divine
- Walk on by
- Get it together
- Fly like an eagle
- Lips like sugar (feat. Mikey Dread)
- Human beings
- Future love paradise
Gesamtspielzeit: 66:27 min.
Referenzen
Terence Trent D'Arby; George Michael; Barry White; Isaac Hayes; Curtis Mayfield; Lighthouse Family; Tunde; David Gray; Darren Hayes; Craig David; Maxwell; Lenny Kravitz; Roachford; Remy Shand; Tony! Toni! Toné!; R. Kelly; D'Angelo; Babyface; Ginuwine; Michael Jackson; Lionel Richie; Billy Ocean; Sadé; Grace Jones; Me'Shell Ndegéocello; Des'ree; Gabrielle; Tasmin Archer; Dido; Prince; Jamiroquai; Maroon 5; Ben Harper; Jack Johnson; Sting; Peter Gabriel
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