Phil Collins - Love songs - A compilation - Old and new

Warner
VÖ: 27.09.2004
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10

Tatsächlich Liebe
Unzählige Hausfrauenherzen schlagen höher: eine neue Phil-Collins-CD! Nein, gleich zwei! Und dann noch voller Liebeslieder! Musikliebhaber, die den kleinen Engländer noch aus seiner Zeit bei Genesis kennen, werden etwas besorgt. Hat Collins doch seit längerem (Huch, ist "In the air tonight" wirklich schon 23 Jahre her?) eher nur noch Mittelmaß veröffentlicht. Und gerade bei Liebesliedern neigt der Mann ja bekanntlich zu erheblichem Schmalz. Einzig der Umstand, daß es hier nicht nur um eigene Ergüsse, sondern auch um andererleuts Gefühle gehen soll (zu den Vorlagen gehören Curtis Mayfield, The Temptations, Leonard Bernstein und Irving Berlin), kann so etwas ähnliches wie Spannung aufkommen lassen.
Los geht's mit "Tearing and breaking", die ein bißchen nach Gospel und World Music klingen soll, aber im wesentlichen unspannend ist. Kennt man ja. Was folgt, ist ein Reigen alter Schmachtfetzen wie "One more night", "Against all odds" und "Two hearts". Und weil man annehmen sollte, daß jeder Fan die Songs schon auf den Original-LPs und der Singles-Collection von 1998 hat und Collins in der Zwischenzeit kaum neue Anhänger gefunden haben wird, gibt es noch ein paar rare Versionen und Livetracks dazu. Die Songs haben trotzdem nichts von ihrem Charme verloren. Sie sind Dokumente der Achtziger und lösen immer noch ein unglaublich verkitschtes Kopfkino von knutschenden jungen Menschen im strömenden Regen aus.
Spätestens nach der ersten CD dieses Doppelalbums droht sich beim Hörer aber das Gefühl einzustellen, das man sonst nur kennt, wenn man zu viel Schokolade gegessen hat: massive Überzuckerung. Diese ganzen Glöckchen und Keyboards im Hintergrund erhöhen auf Dauer eher das Aggressionspotential als die Kuschelbereitschaft. Außerdem muß man immer wieder daran denken, daß Phil Collins immer noch so ein verdammt guter Schlagzeuger ist, auf seinen eigenen Alben aber meist nur langweilig vor sich hinklopft.
Letztendlich ist "Love songs" dann aber doch mehr als eine unglückliche Zusammenstellung von eigentlich recht netten Liedern. So war ja das ansatzweise losrockende "Can't stop loving you" zum Beispiel der einzige Lichtblick auf seinem völlig verkorksten letzten Album "Testify". Und obwohl Phil Collins in seiner langen Karriere etliche gute Lieder veröffentlicht hat, die man hier vergeblich suchen wird, finden sich gerade auf der zweiten CD noch einige Tracks, die einen versöhnlich stimmen. Das steinalte "If leaving me is easy" zeigt noch einmal die Zurückhaltung vom Beginn seiner Solokarriere. Und auch die bereits angesprochenen Interpretation einiger Klassiker wie "The way you look tonight" zeigen Collins noch einmal als einen eigentlich außergewöhnlichen Musiker. So ist dieses Doppel-Album zwar Gebrauchsmusik für kalte Winterabende vor dem Kamin. Aber da können ja auch harte Männer mal ganz weich werden.
Highlights
- One more night
- Against all odds
- Can't stop loving you
- If leaving me is easy
Tracklist
- CD 1
- Tearing and breaking
- Do you remember
- One more night (LP version)
- Against all odds (LP version)
- Can't turn back the years
- Groovy kind of love
- Everyday
- Don't let him steal your heart away
- Please come out tonight
- This must be love
- It's in your eyes (LP version)
- Can't stop loving you (Album version)
- CD 2
- Testify
- True colors (Rehearsal)
- You'll be in my heart
- If leaving me is easy
- I've been trying
- I've forgotten everything
- Somewhere
- The least you can do
- Two hearts (LP Version)
- Separate lives (live) (feat. Bridgette Bryant)
- My girl (live)
- Always (live)
- The way you look tonight (live)
Gesamtspielzeit: 114:39 min.
Referenzen
Genesis; Peter Gabriel; Mike & The Mechanics; Paul Carrack; Paul Young; Paul Simon; Sting; Simple Minds; Midge Ure; The Beautiful South; Elton John; John Waite; Hall & Oates; Chris de Burgh; Delirious?; A-Ha; U2; Tears For Fears; Howard Jones; Bryan Adams; Midnight Oil; Ezio; Ray Wilson; Robbie Williams; Ronan Keating; Seal; Keane
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