Rufus Wainwright - Want two
Geffen / Dreamworks / UMIS / Universal
VÖ: 26.11.2004
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Dekantiert
Es scheint langsam ein Steckenpferd der Plattenindustrie zu werden, aufwendig konzeptionierte Gesamtkunstwerke auseinander zu rupfen. So wie Ryan Adams formidablem "Love is hell", das zunächst nur in der zerstückelten Version zu haben war, erging es auch Rufus Wainwright. An sein delikates Opus "Want", insgesamt immerhin ein knapper Zweistünder, setzte man ebenso unsentimental die Schere. "Want one", der zunächst veröffentlichten Großtat, entfaltete sich auch ohne seinen Bruder im Geiste prächtig. Obwohl die Songs fast immer deutlich über die Kitsch- und Pathosgrenze schwappten, gehörte all die Theatralik und Leidenschaft genau so genau da rein.
Auf "Want two" hingegen stehen die Vorzeichen ein wenig anders. Es handle sich um "ein paar der eher entmutigenden Tracks, der opernhafte, verrückte Kram, einige schwere Nummern, die sich auf meine klassischen Sensibilitäten beziehen", verriet Wainwright. Und so verwundert es nicht, daß gleich das erste Stück ein ziemlich unhandlicher Brocken ist. Wenn "Agnus dei" erklingt, sieht man beinahe die schweren Samtvorhänge, die Brokatteppiche und die aus den Logen glitzernden Operngläser vor sich. Wainwright mäandert durch dräuendes Moll und der Orchestergraben füllt sich mit zähem Schmalz.
Wer sich auf augenzwinkernde Dramen und eindringliche Melodieseligkeit gefreut hat, dem könnte "Want two" eine gewisse Enttäuschung zufügen. Denn auch das halbherzig heruntergeschrammte "The one I love" und das tirilierende "Little sister" sind vollgestopft mit allem Möglichen. Nur nicht mit der Genialität des ersten Teils. Erst beim in die atemlose Stille eines Konzertsaals geschubsten "The art teacher" erinnern sich die kleinen Muskeln unter der Haut wieder an das Konzept "Gänsehaut".
Auch das vollmundige "Gay messiah", der entzückend windschiefe "Hometown waltz" und die schwermütig gezeichnete "Memphis skyline" streicheln verträumtes Lächeln in den Zuhörer. Es sind die sanften Töne und die behutsamen Arrangements, in denen sich Wainwrights Talent voll entfalten kann. So wie man einen Rotwein besser nicht handwarm servieren sollte, verderben die ständigen Zuckerspitzen und die bisweilen aufgedonnerten Arrangements das Aroma von "Want two". Zumindest ein wenig.
Highlights
- The art teacher
- Hometown waltz
- Gay messiah
- Waiting for a dream
Tracklist
- Agnus dei
- The one you love
- Peach trees
- Little sister
- The art teacher
- Hometown waltz
- This love affair
- Gay messiah
- Memphis skyline
- Waiting for a dream
- Crumb by crumb
- Old whore's diet (featuring Antony)
Gesamtspielzeit: 53:53 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
koe |
2010-05-16 21:28:04 Uhr
Spielt auch bald wieder, wenn ich das richtig gesehen hab. Hab letztens mal wieder die Want Two rausgekramt, also ein echt schoenes Ding ist das ja schon. |
Castorp |
2010-05-16 20:50:33 Uhr
Ja, ist sehr schön! (Schöner ist wohl nur Marianne Sägebrecht.) |
The Triumph of Our Tired Eyes |
2010-05-16 20:05:58 Uhr
Bin ich eigentlich der Einzige der "Natascha" so unglaublich schön findet? Ab dem zweiten Refrain ist das für mich nur noch unglaublich.Und ja, ich weiss dass das hier der Thread zu Want Two ist, aber zu Want One gibts ja keinen Thread. |
Patte |
2006-06-07 13:16:26 Uhr
Gibt es denn noch ähnliche Gute-Laune-Songs im Tempo und Stil von "California" beim guten Rufus? |
Patte |
2005-11-29 20:15:41 Uhr
@cdwow-Angebot:Preislich nicht schlecht, aber nachdem ich gehört habe, dass auf der Bonus-DVD-Version hammerviel drauf sein soll, bin ich noch am Warten. ('Poses' möchte ich auch noch.) Lösungsvorschläge? :) |
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Referenzen
Ed Harcourt; David Byrne; Momus; Scott Walker; Van Dyke Parks; Randy Newman; Jacques Brel; The Divine Comedy; Anywhen; Nine Horses; Richard Hawley; Sioen; Pulp; My Life Story; Tindersticks; Andrew Bird; Maximilian Hecker; Aqualung; Jeff Buckley; Coldplay; Travis; Badly Drawn Boy; Ben Folds Five; Michael J. Sheehy; Tom Waits; Nick Cave & The Bad Seeds; American Music Club; Elliott Smith; M. Ward; Bonnie 'Prince' Billy; Adam Green; Harry Connick jr.; Loudon Wainwright III; Morrissey; Queen; The Beatles; Tim Hardin; Tim Buckley; Jim Croce; Ryan Adams; Sufjan Stevens; Sondre Lerche; David Poe; The Magnetic Fields; Destroyer; Marc Almond; Loreena McKennitt; Sarah McLachlan
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