Vertical Horizon - Everything you want
CA / BMG
VÖ: 04.09.2000
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Langeweile am Horizont
Langweilig. Stinklangweilig. Sehr viel fällt mir zum Major-Debüt des amerikanischen Quartetts gar nicht ein. Vertical Horizon spielen unspektakulären College Rock, der nur allzu offensichtlich im Fahrwasser seiner Vorbilder wie Tonic oder Matchbox Twenty schwimmt bzw. jämmerlich darin ertrinkt. Denn außer in ein, zwei gelungenen Songs erreichen die vier Jungs nie die Originalität und den Charme ihrer erklärten Epigonen. Die Geschichte der Band klingt genauso nüchtern und langweilig wie die Musik. Sänger Keith Kane und Gitarrist Matt Scannell sind die treibende Kraft im Bandgefüge und haben schon drei Alben mit jeweils anderer Besetzung bei einem kleinen Independent-Label veröffentlicht. Nach jahrelangen Touren durch die amerikanischen Clubs klopfte plötzlich Major BMG an die Tür und schon saßen die Jungs im Studio, um "Everything you want" aufzunehmen. Da die Amis ja momentan auf alles stehen, was sich ehrlichen Rock auf die Fahnen geschrieben hat, stürmte die Platte innerhalb kürzester Zeit sämtliche Hitlisten. Jetzt steht Horizonterweiterung auf den Plan und das Quartett wird in Europa ins Rennen geschickt. Allerdings bezweifle ich stark, daß die Jungs mit ihrem stotternden College-Rock-Vehikel die Zielfahne durchfahren werden.
Dabei sind Vertical Horizon alles andere als schlechte Musiker. Denn mit ihren Instrumenten können die Jungs zweifellos umgehen, und auch in Punkto Songwriting haben sie einiges auf dem Kasten. Im Gegensatz zu ihren musikalischen Ikonen bleiben sie aber in belanglosen Gitarrenriffs und monotonen Gesangsschleifen hängen. Läßt der flotte Opener "We are" mit etwas härteren Gitarrenbreitseiten noch auf ein erfrischendes Rockalbum hoffen, enttäuscht gleich der zweite Track, der genau wie die restlichen Nummern in seichten Pop-Gefilden vor sich hin dümpelt. In dieser Platte steckt kein Herz, keine Ehrlichkeit und erst recht keine Begeisterung. Jeder einzelne Song schreit nach Harmonie, nach Ohrwurm und setzt dem Hörer einen "Kauf mich"-Floh in den Kopf. Insofern hat das Quartett den Albumtitel - falls er nicht ironisch gemeint ist - genau richtig ausgewählt. Denn die Scheibe bietet alles das, was amerikanische Musikfans gerade wollen: radiotauglichen Rock mit genügend Pop-Appeal, um in den Charts neben Britney Spears eine gute Figur zu machen. Auch wenn mich sweet Britney wegen ihrer weiblichen Reize immer noch mehr interessiert als radiotauglicher Rock von Vertical Horizon - beides sind Kunstprodukte für den Massenmarkt, um die schnelle Mark abzusahnen. Und das ist so ziemlich alles, was ich nicht will.
Dabei sind Jungs von Vertical Horizon bestimmt wahnsinnig stolz auf Ihr neues Album. Und ganz sicher sind sie alle vier furchtbar nette Kerle, die von ihrem plötzlichen Erfolg wahnsinnig überrascht sind. Umso trauriger, daß sie ihre musikalischen Fähigkeiten und Ambitionen zu Gunsten des Kommerzappeals verraten und verkauft haben. Bleibt nur zu hoffen, daß sich die Mannen um Keith Kane zukünftig eines Besseren besinnen. Ansonsten sollten Vertical Horizon schnell wieder am Horizont der gepflegten Langeweile verschwinden, aus dem sie hervor gekrochen sind.
Highlights
- We are
Tracklist
- We are
- You're a god
- Everything you want
- Best I ever had (Grey sky morning)
- You say
- Finding me
- Miracle
- Send it up
- Give you back
- All of you
- Shackled
Gesamtspielzeit: 45:53 min.
Referenzen
3 Doors Down; Tonic; Vega 4; Belasco; Live; The Watchmen; Our Lady Peace; Matchbox Twenty; Nine Days; The Moffats; Gin Blossoms; Toad The Wet Sprocket; R.E.M.; Fury In The Slaughterhouse; Reamonn; Collective Soul; Bon Jovi; The Goo Goo Dolls; Deep Blue Something; Train; Third Eye Blind; Matthew Good Band; Cutters; The Connells; Del Amitri; Delirious?; U2; Wheat; Dishwalla; Weezer