Chroma Key - Graveyard mountain home

InsideOut / SPV
VÖ: 08.11.2004
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Spätvorstellung
Kevin Moore gehört zu den Keyboardern, die weniger durch technische Finessen denn durch spannende Klangwelten brillieren. Wer die Werke der frühen Dream Theater kennt, wird wissen, was gemeint ist. Insbesondere das nach wie vor unerreichte Meisterwerk "Awake" lebte von dem Spannungsfeld zwischen der Holzhackerfraktion Portnoy / Petrucci und dem zurückhaltenden Moore, der daraufhin konsequenterweise die Band verließ. Unter dem Projekttitel Chroma Key kann er seitdem seine Vorstellung von progressiver Musik verwirklichen.
Nachdem er vor kurzem erst solo mit "Okul" den Soundtrack zu einem obskuren türkischen Horrorfilm lieferte, hat Moore nun offensichtlich Geschmack an Filmmusik gefunden. Einen neuen Film zu vertonen, wäre zu einfach gewesen, so daß er sich entschloß, den wohl nur eingefleischten Cineasten bekannten "Age 13" aus dem Jahr 1955 als Inspirationsquelle zu nutzen. Mit dieser Vorgeschichte erschließen sich nun auch dem unwissenden Hörer einige der Klanglandschaften, die "Graveyard mountain home" bietet. Nach dem simplistischen, aber durch brillante Xylophon-Läufe um so effektiveren Opener "YYY" dominieren nämlich Filmsamples und entrückte Klänge.
Hört sich unheimlich spannend an, ist es aber leider oftmals nicht. Das Problem ist, daß der Hörer den Mooreschen Gedankengängen schlicht nicht folgen kann. Zu selten blitzt darüber hinaus wirkliche kompositorische Klasse auf. Dann allerdings auf großartige Art und Weise. Bereits "Give up some" hätte durchaus auf Radioheads "Kid A" Platz finden können. Bei "Before you started" wiederum machen sich schleifende, zischende, rührende Jazzbesen bemerkbar. Klänge wie aus einem Lynch-Film, und der Twin-Peaks-Fan wartet eigentlich nur noch auf den Einsatz von Julee Cruise. Auf der Langstrecke wiederum findet sich einfach zu viel scheinbares Füllmaterial, wie z.B. das skurrile "Human love", dessen Erzähler mit furchtbarem Englisch zunächst ganz unterhaltsam wirkt, danach aber einfach nur noch nervt.
So stellt sich bei "Graveyard mountain home" die Sinnfrage. Auf der einen Seite verwirklicht hier ein Künstler seine Vorstellungen von Musik, ohne in ein Bandkorsett gepreßt zu werden. Auf der anderen Seite überfordert Kevin Moore seine Zuhörer mit Klangwelten, für die man den Film nebenbei sehen müßte. Wenn statt Klangcollagen einmal Songs zu hören sind, wird es hingegen hochklassig. Moore schafft es, einen Spannungsbogen zwischen den seltsamen Solowerken eines David Gilmour, entrückten Sounds der Marke Radiohead und progressiven Tönen im Stile von Porcupine Tree zu ziehen. Doch der morbide Charme des Albums erschließt sich wohl nur absoluten Freaks in einer absolut überschaubaren Zielgruppe.
Highlights
- YYY
- Before you started
Tracklist
- YYY
- Give up some
- White robe
- Mother's radio
- Graveyard mountain home
- Salvation
- Before you started
- Human love
- Come in, over
- Pure laughter
- Andrew was drowning his stepfather
- Sad sad movie
- True and lost
- Again today
Gesamtspielzeit: 53:18 min.
Referenzen
OSI; Talk Talk; Mark Hollis; Giardini Di Mirò; Four Tet; Adem; Tortoise; Sébastien Tellier; The Album Leaf; Múm; Sigur Rós; Mogwai; Slint; Mono; The Books; For Stars; Chokebore; Savoy Grand; The Low Frequency In Stereo; Bohren & Der Club Of Gore; Dream Theater; Porcupine Tree; Neal Morse; Peter Gabriel; Brian Eno; David Gilmour; Pink Floyd; Radiohead; The Notwist; Angelo Badalamenti
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- Chroma Key (11 Beiträge / Letzter am 28.07.2019 - 00:10 Uhr)