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A Perfect Circle - eMOTIVe

A Perfect Circle- eMOTIVe

Virgin / EMI
VÖ: 01.11.2004

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Neuwahlen

"Explicit version" haben sie zweimal in Klammern geschrieben, bei beiden eigenen Songs auf "eMOTIVe". Damit auch garantiert jeder merkt: Wir nehmen kein Blatt mehr vor den Mund, wir wehren uns lautstark, wir marschieren vorneweg. A Perfect Circle schwenken plakativ die Fahnen, für ihr Land, gegen den Landesvater. Dabei war Maynard James Keenan seit jeher der introvertierteste Musiker auf Erdboden. Und man dachte, es sei in etwa so schwer, ihn aus der Reserve zu locken, wie Saddam aus dem Erdloch. Dem Herr im weißen Haus ist beides gelungen. Und Maynard James Keenan geht plötzlich ab wie Schmitz' Katze. Nimm dies, George!

Für alle, die's noch nicht hier, dort oder irgendwo gelesen haben: "eMOTIVe" enthält zehn Fremdkompositionen, "a collection of song about WAR, PEACE, LOVE and GREED", in Großbuchstaben. Plus jene zwei "Explicit Versions" aus der Feder von A Perfect Circle, zum einen "Passive", ein sich langsam steigernder, äußerst tiefgehender Vierminüter in gewohnt hoher Qualität. Und zum anderen das unmißverständlich betitelte "Counting bodies like sheep to the rhythm of the war drums", ein schleppender, aber trotz überdeutlicher Aussage etwas reizarmer Industrial-Remix vom "Thirteenth step"-Albumtrack "Pet".

Für die zehn Coverversionen haben A Perfect Circle sicher nicht die offensichtlichsten Vorlagen gewählt. Aber Sinn machen sie irgendwie schon. Bei "What's going on?" (Marvin Gaye) beispielsweise werden endlich auch die letzten merken, daß die vermeintliche Schlafzimmerschnulze ja tatsächlich einen ernstzunehmenden Text verbirgt, den sie vor lauter Erregung bislang gar nicht wahrgenommen haben. "Father, father / We don't need to escalate / You see, war is not the answer / For only love can conquer hate." A Perfect Circle hört man plötzlich zu. Maynard James Keenan und Billy Howerdel kriegen jeden Song klein, lassen keinen Stein auf dem anderen und arrangieren die Einzelteile so lange um, bis das Ergebnis nicht mehr wiederzuerkennen ist.

A Perfect Circle sehen schwarz für ihr Land, falls Bush noch einmal an die Macht kommen sollte. Und zeichnen ihre düsteren Zukunftsvisionen und ihre hehren Hoffnungen in die fremden Songs ein. Bei ihrer Version von Lennons "Imagine" bleibt einem das Schunkeln in den Rippen stecken, bei "Gimme gimme gimme" (Black Flag) schlagen die Stimmbänder wirre Purzelbäume, "Let's have a war" (Fear) gerät zum Amoklauf, während "When the levee breaks" (Led Zeppelin) sechs Minuten lang kaum einen Mucks gibt. Und wer "People are people" von Depeche Mode in dieser Version tatsächlich noch wiedererkennt, dem gebührt das Musikexpertenverdienstpeacezeichen am Band.

Fragt sich allerdings, inwieweit "eMOTIVE" so kurz vor der Wahl überhaupt noch Wirkung zeigt. Und ob die Versionen in einer Woche überhaupt noch aktuell sein werden. Oder wirken sie dann wie Weihnachtslieder im Januar? So schnell, wie sich A Perfect Circles Absichten mit den Präsidentschaftswahlen am 2. November entweder in Wohlgefallen oder aber in eine weitere Lawine entfesselter Wutausbrüche von Musikern auflösen, verfliegt auch die Faszination für die Coverversionen. "eMOTIVe" lebt vom Aha-Effekt, und der ist von kurzer Dauer. Zu schleppend, zu spröde sind die meisten Songs arrangiert, um sich zum Wiederhören aufzudrängen, viele stören gar bei wiederholtem Genuß. Außerdem kann nun mal keiner bessere Songs auf Keenans Stimme zuschneidern, als er selbst - oder vielleicht noch sein Weggefährte Billy Howerdel. Kann gut sein, daß Keenan es eines Tages bereuen wird, seine Tarnkappe abgelegt und sich als Propagandist versucht zu haben. Er setzt seinen eigenen Mythos aufs Spiel. Aber wenigstens in guter Absicht.

(Armin Linder)

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Highlights

  • Imagine
  • Passive (Explicit version)

Tracklist

  1. Annihilation
  2. Imagine
  3. Peace love and understanding
  4. What's going on
  5. Passive (Explicit version)
  6. Gimme gimme gimme
  7. People are people
  8. Freedom of choice
  9. Let's have a war
  10. Counting bodies like sheep to the rhythm of the war drums (Explicit version)
  11. When the levee breaks
  12. Fiddle and the drum

Gesamtspielzeit: 48:14 min.

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User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31725

Registriert seit 07.06.2013

2020-06-05 16:04:21 Uhr
Schon schön, wie sehr das Album live gewinnt. Besonders "What's going on?" (fantastisch) und "Passive".

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31725

Registriert seit 07.06.2013

2019-06-12 23:54:01 Uhr
Jepp, auch gerade bemerkt.
Aber alter, wie geil sind denn die Ansagen von Maynard und besonders James Iha. :D Letzterer erzählt bei "13th step Live" ein paar Witze und bei "eMotive live" ne krude Story mit Gag-Ende. Soooo geil. Was für ein Typ ey.

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9320

Registriert seit 26.02.2016

2019-06-12 23:49:44 Uhr
Vermischt "Diary Of A Madman" (Ozzy Osbourne) und "Lovesong" (The Cure).

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31725

Registriert seit 07.06.2013

2019-06-12 23:26:32 Uhr
Ah, den Song hör ich gleich zum ersten Mal auf Livescheibe zu "eMotive". Ist das auch ein Cover?

keenan

Postings: 5197

Registriert seit 14.06.2013

2019-06-12 12:42:03 Uhr
hätte mir gerne "diary of a lovesong" auf dem album gewünscht :-)

aber das hätte nicht zum kontext gepasst...
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