Colonel Claypool's Bucket Of Bernie Brains - The big eyeball in the sky

Prawn Song / Silverline / Rough Trade
VÖ: 18.10.2004
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Was guckst Du?
Es ist zum auf die Knie sinken. Anbetungswürdig. Les Claypool hat sich, und das ist ja nach einer Handvoll Primus-Alben schwer zu glauben, selbst übertroffen. Primus waren genial, Colonell Claypool's Bucket Of Bernie Brains sind unfaßbar brillant. Technisch sowieso, das war ja bei der Besetzung mit Buckethead (git), Brain (dr) und Bernie Worell (key), kaum anders zu erwarten. Aber das Feuerwerk aus zügellosem Weirdotum, bei dem sich die vier Mucker als unglaublich tighte Einheit präsentieren, läßt dem Freund abseitiger Klänge die Kinnlade ziemlich weit nach unten fallen.
An dieser Stelle ist ein Wort der Warnung angebracht: Der eine oder andere Leser wird die Begeisterung des Rezensenten nicht nachvollziehen können. Ja, klar, das ist ja immer so. Im Falle von "The big eyeball in the sky" ist aber möglicherweise eine bestimmt musikalische Sozialisation von Nöten, um das Album in seiner ganzen Tiefe fassen zu können. Colonel Claypool's Bucket Of Bernie Brains sind nämlich kein Primus-Surrogat. Vielmehr handelt es sich hier um einen Haufen Freaks, die sich offensichtlich vorgenommen haben, ein Konzentrat aus allen wichtigen Progressive-Rock-Alben der Siebziger herzustellen.
Außerdem sollte das ganze modern klingen, funky sein und in jedem Fall besser als die Originale. Ja genau, ein solches Vorhaben grenzt nicht nur an Größenwahn, das könnte im Lexikon der Spinner sogar als mögliche Definition dafür durchgehen. Das Problem hierbei ist nur: Sie haben es geschafft. Der Zirkus-Funk von "The big eyeball in the sky" zitiert munter ein '70er-Konzeptalbum nach dem anderen, ohne auch nur für einen Moment angestaubt oder dröge zu wirken. Und zieht dabei mit "Ignorance is bliss" und "Junior" auch noch einen gewissen Texaner durch den Kakao.
Eigentlich müßte dieses Album 11 von 10 Punkten bekommen. Bekommt es aber nicht. Denn es gibt ja einen Haufen Leute, die Jethro Tull für eine langweilige Folk-Blues-Combo halten und die glauben, daß bei Genesis schon immer der Schlagzeuger gesungen habe. Mit diesen Grundvoraussetzungen ist die uneingeschränkte Begeisterung dieser Kritik wohl nicht ganz nachzuvollziehen. Und im Ringen um wenigstens ein bißchen Objektivität büßen Colonel Claypool's Bucket Of Bernie Brains zwei Punkte ein. Auch wenn sie das eigentlich nicht verdient haben. Finde ich wenigstens.
Highlights
- Buckethead
- Elephant ghost
- The big eyeball in the sky
- Jackalope
- Ignorance is bliss
Tracklist
- Buckethead
- Thai noodles
- Tyranny of the hunt
- Elephant ghost
- Hip shot from the slab
- Junior
- Scott Taylor
- The big eyeball in the sky
- Jackalope
- 48 hours to go
- Ignorance is bliss
Gesamtspielzeit: 55:45 min.
Referenzen
Primus; The Residents; Genesis; Yes; Jethro Tull; The Nice; Emerson, Lake And Palmer; Anderson, Bruford, Wakeman And Howe; Rush; Magellan; Pink Floyd; Cream; Parliament; Captain Beefheart; Frank Zappa; dEUS; Ween; Fantômas; Mr. Bungle; Dog Fashion Disco; Foetus; The Urge; Incubus; Hella; Frog Brigade