The Blue Nile - High

Sanctuary / Rough Trade
VÖ: 27.09.2004
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Such great heights
Es gibt ja diese Bands, die nie wirklich weg waren, sondern schlichtweg nichts mehr veröffentlicht haben. Und plötzlich kommen sie zurück und überraschen alle, die sie längst schon abgeschrieben hatten. So tauchten Steely Dan im Jahr 2000 nach zwanzig Jahren Pause wieder auf und staubten gleich den Grammy für das beste Album ab. Und selbst die Schnuckelnorweger von A-Ha bekamen wohlwollende Kritiken, als sie zur gleichen Zeit nach sieben Jahren wieder die Charts stürmten. Das waren ja prägende Bands, die sich sogleich an die nächste Generation ranmachten. Aber The Blue Nile? Die Glasgower Band hat in zwanzig Jahren drei Alben mit insgesamt 32 Songs veröffentlicht. Die Fünf gelten zwar in Insiderkreisen als ganz Große des melancholischen Pop, aber wirklich etwas von ihnen gehört haben wohl die wenigsten.
Das soll sich jetzt ändern: Schlappe zehn Jahre haben The Blue Nile für "High" gebraucht (also umgerechnet mehr als ein Jahr pro Song) und wollen jetzt die Früchte ihrer Arbeit einfahren. Dafür, daß sie in all den Jahren nicht hungern mussten, sorgten die Leute, die in der Zwischenzeit ihre Songs coverten: Eurythmics, Tom Jones, Julian Lennon, Joe Cocker oder Melanie C - letztere kriegt auf "High" noch mal erklärt, wie sich das von ihr interpretierte "Soul boy" eigentlich anhört.
Melancholisch sind die Songs allesamt. Spärlich instrumentalisiert mit Akustikgitarre, Klavier und verhaltener Elektronik. Über alldem thront die Stimme von Songwriter Paul Buchanan, die man sich am besten als Zwischending zwischen Peter Gabriel, Bryan Ferry und Bruce Springsteen vorstellt. Die Tracks plätschern dahin, und kurz bevor sie langweilig werden könnten sind sie meist auch schon wieder vorbei. Das ist die Musik, die jeder zum Selbstmitleid neigende Mann hören sollte, wenn er nachts allein mit dem Auto durch die Straßen einer Großstadt rollt. Und spätestens, wenn Buchanan in "She saw the world" immer wieder "Stop bringing me down / Stop bringing me" haucht, stellt sich die Gänsehaut ein.
"High" ist eine Platte, die man nicht immer hören kann. Aber wenn sie paßt, dann paßt sie fast zu gut - also Vorsicht bei Liebeskummer, Weltschmerz und sonstigen Lebenskrisen. Doch am Ende geht irgendwann die Sonne trotzdem wieder auf, und mit ihr kommt ein Stück wie "Everybody else", das die Tränen trocknet und einen in die Höhen katapultiert, die einem der Albumtitel von Anfang an versprochen hat.
Highlights
- I would never
- She saw the world
- Everybody else
Tracklist
- The days of our lives
- I would never
- Broken loves
- Because of Toledo
- She saw the world
- High
- Soul boy
- Everybody else
- Stay close
Gesamtspielzeit: 40:45 min.
Referenzen
The Devlins; The Prayer Boat; Jordan; Talk Talk; Prefab Sprout; Deacon Blue; Del Amitri; David Gray; David Kitt; Michael Penn; Lambchop; Richard Buckner; Wilco; Bruce Springsteen; R.E.M.; World Party; Polar; David Usher; Onelinedrawing; Jackie Leven; Peter Gabriel; Gary Jules; Moses; Mojave 3; Yo La Tengo; Snow Patrol; Sophia; Blue States; The Postal Service; Weevil; David Sylvian; Roxy Music; Bryan Ferry; David Byrne; Steely Dan
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