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Nancy Sinatra - Nancy Sinatra

Nancy Sinatra- Nancy Sinatra

Sanctuary / Rough Trade
VÖ: 04.10.2004

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Alle für eine

Der Weg eines spätgeborenen Musikliebhabers in die Arme von Nancy Sinatra führt heute über Leichen. Die Leichen einiger böser Profi-Killer, die meinten, sich mit Oberbraut Uma Thurman anlegen zu müssen. Es ist schließlich "Bang bang (My baby shot me down)" von der Sinatra-Tochter, das zum Auftakt von Quentin Tarantinos Fleischereifachvideo "Kill Bill" gespielt wird. Und es ist dieses Lied, das auch zwei Stunden später noch nicht vergessen ist, wenn man sich die Suppe aus dem Gesicht wischt. Die zitternde Gitarre, die dominante Stimme, der bizarre Text - wie gemacht, für den gemeinen Tarantino-Fan.

Daß nun auch ein neues Album von Nancy Sinatra erscheint, verdanken wir allerdings nicht dem gewaltliebenden Fußfetischisten aus Knoxville, Tennessee, sondern einem ganz anderen Sonderling: Steven Patrick Morrissey. Der ist nämlich seit jeher ein brennender Nancy-Verehrer und wohnt zuhause in Los Angeles praktischerweise auch gleich um die Ecke. Also war er so frei, sich vorzustellen, mußte verblüfft erfahren, daß Nancys Kinder große Smiths-Fans sind und verstand sich überhaupt gleich ganz toll mit Mrs. Sinatra. Folglich schrieb er ihr den Schmidteinander-Revisited-Schwelger "Let me kiss you", sang dazu Background-Vocals und brachte das Stück als Single auf seinem Attack-Label raus. Sowie einen ziemlich großen Stein ins Rollen.

Ob es nun am Sexy Mozzerfucker lag oder doch ganz andere Gründe hatte: Auf einmal wollte jeder zweite Musiker ein Lied für Nancy schreiben. Gesammelt und gebündelt wurden diese nun auf einem selbstbetitelten Album, das von stilsicherem Calexico-Tex-Mex-Fiesta-Getröte eröffnet wird, welches sich ganz prächtig mit Sinatras spürbar gereifter Stimme verträgt. Jarivs Cocker, seit dem Pulp-Ende offenbar chronisch unterbeschäftigt, ließ gleich zwei Songs springen, daß countryeske "Baby's coming back to me" und das lupenreine (sowie mutmaßliche) Pulp-Überbleibsel "Don't let him waste your time". Übrigens jeweils mit Jim O'Rourke am Baß. Was vielleicht ein bißchen unspektakulär wirkt, wenn man bedenkt, daß der abschließende Barjazz-Blues von U2 stammt und ursprünglich für Vater Frank gedacht war. Aber auch nur dann.

Es sind allerdings nicht die Beiträge der großen Namen, die sich auf "Nancy Sinatra" in den Vordergrund spielen. Während etwa Jon Spencer mit "Ain't no easy way" in verrockter Vierschrötigkeit verloren geht und Thurston Moores verwinkelte Unbehaglichkeit "Momma's boy" am schwächelnden Gesang der Gastgeberin krankt, sammelt Springsteen-Sidekick Steven van Zandt mit dem leichtfüßigen Indie-Galopp von "Baby please don't go" Punkte. Dann überrascht auch noch Berufs-Langweiler Pete Yorn mit dem deftigem Klaviergeklimper "Don't mean nothing". Und Nancys Tochter AJ darf mit der verschleppten Mundharmonika-Hymne "Bossman" ihre guten Gene unter Beweis stellen. Es gilt also auch noch kurz vor der Rente: Nancy Sinatra steht und fällt mit den Songs ihrer Autoren. Wahrscheinlich schmerzt es deshalb so sehr, daß Lee Hazlewood diesmal gar nicht dabei war.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Burnin' down the spark
  • Let me kiss you
  • Baby please don't go

Tracklist

  1. Burnin' down the spark
  2. Ain't no easy way
  3. Don't let him waste your time
  4. Don't mean nothing
  5. Momma's boy
  6. Let me kiss you
  7. Baby please don't go
  8. About a fire
  9. Bossman
  10. Baby's coming back to me
  11. Two shots of happy, one shot of sad

Gesamtspielzeit: 37:55 min.

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