Pinback - Summer in Abaddon
Absolutely Kosher / Touch & Go / Cargo
VÖ: 18.10.2004
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Wenn einer eine Reise tut
Will man den abaddonischen Klangsommer genießen, so setze man sich nicht direkt seiner Sonne aus. Man akklimatisiere sich langsam und durchwandere die Weiten Pinbackscher Klangkunst zu Beginn nur mit großer Umsicht und Geduld. Man warte nicht auf den Moment des großen Aha. Man bewerte nicht, man vermesse nicht. Alles, was im Reisekatalog versprochen war, wird eintreten. Irgendwann. Doch es läßt sich nicht erzwingen. Erst, wenn man die Platte ganz durchschaut zu haben meint, wenn man keine weiteren Geheimnisse mehr hinter herumstehenden Songs erwartet; erst dann, trete man einen Schritt zurück und lasse den Sommer in seiner ganzen Herrlichkeit wirken. Man gebe nach, man weiche auf. Nicht in der Erfassung der Strukturen, in der Intensität des gesungenen Wortes liegt der Schlüssel. Der Fall ist blumig, der Aufprall sanft, das Erwachen köstlich. Wo Kargheit war, wird Leben regieren. Wo Musik erklang, werden Träume verweilen.
Pinback verkörpern ein ganzheitliches Hörerlebnis, die Dimension dazwischen, das Jetzt im Nun. Eine eigentümliche Wärme strahlt von ihrem Auftreten ab. Die Verlorenheit in der Fremde und die Gewißheit, daß es da diese Musik gibt. Eine Musik, die das warme Bad an einem Regentag ersetzt, die den verpaßten Moment in eine neue Gelegenheit verwandelt. Der Hörer verliert sich beim Versuch, die Musik zu fixieren, das Phänomen auf den Begriff zu bringen. So reich an Träumen und doch so verwurzelt im Leben. So schlicht in all der Vielfalt. Ein Universum voller Widersprüche und eine Band voller harmonischer Haken. Yin und Yang könnten es nicht besser auf den Punkt bringen. Der üppigste Urwald erscheint in der Gestalt des weiten Feldes; der Sommer in der tiefsten Hölle gemahnt an den farbenvollen Herbst des Lebens.
Entrückten Blickes schwärmend, verzückten Stimmen folgend: Pinback-Hörer erkennen einander am Auftreten. Das Manische ward perfektioniert, und das ganz ohne in der ewigen Frickelei nach dem Heil zu suchen. Das Detail bleibt ein Detail, es bläht sich nicht auf, es verharrt an seinem Ort, und es gehört da hin. Man muß nicht gleich den ganzen amerikanischen Indie-Kosmos kennen, um Pinback zu verstehen - und erst recht nicht, um sie zu mögen. Was Pinback in ihrer Musik an Gedanken zum Blühen bringen, wäre ansonsten im Mahlstrom von Alltag und Moderne hoffnungslos verschüttet.
Highlights
- 3x0
- Fortress
- Soaked
Tracklist
- Non Photo-Blue
- Sender
- Syracuse
- Bloods on fire
- Fortress
- This red book
- Soaked
- 3x0
- The yellow ones
- AFK
Gesamtspielzeit: 42:08 min.
Referenzen
Three Mile Pilot; Seafood; Yo La Tengo; Wilco; Pavement; Preston School Of Industry; Stephen Malkmus; The Folk Implosion; Sebadoh; Sonic Youth; Mull Historical Society; Beulah; Varnaline; Sophia; Clem Snide; The Shins; Built To Spill; Modest Mouse; Broken Social Scene; The Flaming Lips; The Wrens; Death Cab For Cutie; Maritime; The Promise Ring; The American Analog Set; For Stars; Neutral Milk Hotel; The Dismemberment Plan
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