Feist - Let it die

Arts & Crafts / Polydor / Universal
VÖ: 13.09.2004
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Ein Hauch von Nichts
Es gibt Menschen, mit denen möchte man eigentlich lieber nicht zusammen wohnen. Mittelalter-Metal-Fans, Nudisten, Massenmörder, Peaches - Sie wissen schon. Leslie Feist aber, 28 Jahre alt und eigentlich ganz gut beisammen, hat sich letzteres vor ein paar Jahren mal angetan. Gemeinsam mit dem ebenfalls bedenklichen Entertainer/Musikmüllmann Gonzales und Miss "Fatherfucker" bewohnte die kleine Sängerin eine WG in Kanada und hat dort vermutlich ihre Liebe zu leisen Tönen und Arbeitsaufträgen außer Haus entdeckt. Schließlich war sie erst dabei, als Broken Social Scene dem Pop ins Gewissen redeten und bewahrte kurz darauf auch noch das letzte Kings-Of-Convenience-Album davor, im Stehen einzuschlafen.
Wer also singt wie Frau Feist, sollte seine Stimme eigentlich in Grammys aufgewogen kriegen. Die Gute selbst hat daran aber gar kein großes Interesse. Sie will einfach im Grünen sitzen, eine alte Gitarre beackern und Lieder singen. Ob nun selbst geschrieben oder von anderen entliehen? Ist nicht so wichtig. Ron Sexsmiths "Secret heart" jedenfalls wird hier zum allzu drolligen Cello-Schnuckel. Die Bee Gees werden mit einer nicht mehr wirklich tanzbaren Streicher-vs.-Bläser-Version von "Inside and out" aus der Disco gelockt. Und wenn in "When I was a young girl" bedächtig auf die Bongos geklopft wird, gibt es selbst für Urheberin Nina Simone keinen Grund, im Grab zu rotieren.
Rund machen sollte man höchstens Leslie Feist, weil sie nicht mehr eigene Songs für ihr zweites Album geschrieben hat. Mit "Gatekeeper" und einem Hauch von Nichts wiegt sie uns rein in die Platte. Dann wird sie albern und übermütig, mitten im aufgescheuchten Geklatsche von "Mushaboom". Und schiebt auf einmal vollkommen unvermittelt den Titeltrack nach, der nur für Menschen sein kann, die drei Minuten lang die Luft anhalten können. Ein Xylophon, ein halber Beat, so gut wie kein Gospelchor und schließlich erhabene Festtagsbläser, immer umschwirrt von Leslies ungreifbarer, unbegreiflicher Stimme. Was danach noch kommt, ist luftleichter TripHop, französischer Chanson, adretter Frauen-Pop und zum Scheitern verurteilt. Aber dieser eine Song, der ist da wie festgewachsen. Und zum Sterben schön.
Highlights
- Gatekeeper
- Mushaboom
- Let it die
Tracklist
- Gatekeeper
- Mushaboom
- Let it die
- One evening
- Leisure suite
- Lonely lonely
- When I was a young girl
- Secret heart
- Inside and out
- Tout doucement
- Now at last
Gesamtspielzeit: 37:49 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Eurodance Commando |
2009-08-28 03:06:49 Uhr
absolutes Hammeralbum = 9/10Jeder, der ruhiges Musik mag, sollte hier mal reingehört haben. |
Armin |
2006-04-19 22:26:13 Uhr
Feist Kommendes Album "Open Season" - VÖ: 16.05. FEIST - Offen für Remixe Selten hat ein Erstlingswerk so einhellige Begeisterung ausgelöst wie „Let It Die“ von Feist. Die Kanadierin, die ihren ersten „proper gig“ als Siegerin eines Bandwettbewerbs ausgerechnet im Vorprogramm der Ramones bestritt, verstand es wie kaum eine zweite Künstlerin, eine Brücke zu schlagen zwischen gutem, alten Storytelling und Doowop-Anleihen, zwischen den Hooks der großen Brill Building-Ära und einer modernen, minimalistischen Pop-Ästhetik. Und über ihre Stimme befand nicht nur das Style-Magazin I-D, es sei „eine der schönsten und reinsten, die man überhaupt in diesem Jahr hören wird.“ Das Jahr war 2004. Jetzt kredenzt uns Feist auf „Open Season“ essenzielle Auszüge ihres Debüts in ebenso gewagten wie schlüssigen Remix-Versionen. „Mushaboom“ wird in gleich drei neuen Varianten angeboten – eine schöner und spannender als die andere. Und frech ist es natürlich, „Open Season“ ausgerechnet mit einer Solo-Piano-Version der ersten Single „One Evening“ ihres langjährigen Weggefährten Gonzales zu eröffnen. Die Botschaft ist klar: Diese Frau muss nicht mal selbst da sein – und steckt doch unüberhörbar in dieser Musik. |
chris |
2005-09-06 12:18:54 Uhr
Insgesamt eine sehr gelungene Veröffentlichung mit nur wenigen echten Ausfällen aber einigen wirklichen Highlights |
bee |
2005-07-26 10:12:00 Uhr
nun hab ich sie - schöne Platte. Ganz grossartig die Songs Gatekeeper + when I was a young girl - prima auch der Titelsong und L'amour ne dure pas toujours. Insgesamt schön die dezenten Jazz und Electrofrickel Parts. Einziger Wermutstropfen: Einige Songs sind mir ein wenig zu easy listening-mässig - z.B. One Evening + Inside and out. Für ne 8 reicht's aber allemal ,-) |
Fratsch |
2005-07-16 16:35:11 Uhr
"Gatekeeper" ist ebenfalls ganz wundervoll...Was ist Euer Lieblingslied vom Album ? |
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Referenzen
Heather Nova; Aimee Mann; Fiona Apple; Leona Naess; Natalie Merchant; Edith Frost; White Magic; Norah Jones; Katie Melua; Keren Ann; Beth Orton; Emilie Simon; Carla Bruni; Coralie Clément; Sophie Zelmani; Isobel Campbell; Jolie Holland; Azure Ray; Cat Power; Neko Case; Holly Golightly; Tanya Donelly; Tori Amos; Rickie Lee Jones; Joni Mitchell; Jane Birkin; Joanna Newsom; Maria Solheim; Nouvelle Vague
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