The Electric Club - Olympic ideas
Supermodern / Indigo
VÖ: 20.09.2004
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Glückliche Tiere
Die wahre Leidenschaft schert sich nicht um so alberne Dinge, die nur erfunden wurden, um häßliche Konkurrenzkämpfe auszutragen. Quoten, Verkaufszahlen, Rentabilität: ist ihr alles egal. Natürlich ist der Kreis derer klein, die dem Dabeisein wirklich aus vollstem Herzen strahlend ein goldenes Kränzchen aufsetzen. Man muß das erstmal kapieren, daß Gewinnen keine Frage des Siegens ist, aber dann steht das Glück Spalier. The Electric Club aus Würzburg wissen das. Sie müssen nicht nach Airplays schielen oder ihre Songs nach neuester Mode frisieren. Sie haben alle ihre festen Jobs. Wer hätte das gedacht, daß zwei Ärzte, ein Psychologe und ein Industriekaufmann eine der sympathischsten Indiepop-Bands Deutschlands bilden? Bei ihnen darf die Musik noch ein freilaufendes Huhn sein. Bedauernswerte Legebatteriekollegen gibt es schließlich genug. So bekommt die Refrain-Zeile "I'm a lucky one, I know!" in der vortrefflich rockenden ersten Single "The boredom-double" eine weitere Dimension.
Es ist kein großes Geheimnis, was die musikalische Welt des Electric Club - und so auch ihren zweiten Longplayer - im Innersten zusammenhält: Melodien, die von Teenage-Fanclub-Beach Boys-Chorgesang umsäumt werden. Und an denen man sofort mitsummend teilhaben möchte, weil sie einen langweiligen Tag vergessen machen und nach Frühling klingen. Klar gibt es keine musikalischen Überraschungen oder unerwarteten Wendungen in den Stücken. Aber: auch keine Enttäuschungen. Und warum Berge versetzen, wenn es viel wichtiger ist, den ersten Stein zu werfen? Der Opener "Back of my mind" umschmeichelt die Gehörgänge in bester Travis-Manier, während "How I wish that it was summer" sich vor den Sechzigern verbeugt.
Weil sich manchmal auch Floskeln bewahrheiten, kommt das Beste zum Schluß: "We're all the same". Und jetzt Poesiealbum raus! Klasse Zeile: "We add years to life / But not life to years", gesteht Sänger André gleich zu Anfang seiner schönen Begleitung, einer Gitarre. The Electric Club sind Alltagsversteher und Sonnenstrahlensammler. Was sie damit machen? Sie unterstreichen. Das Schöne und auch das Negative. Aber letzteres übermalen sie dann gleich wieder. Mit einem riesigen Pinsel, der Optimismus heißt.
Highlights
- How I wish that it was summer
- The boredom-double
- We're all the same
Tracklist
- Back of my mind
- How I wish that it was summer
- All I know
- The boredom-double
- Tuesday's on my mind
- Waterfall
- Hit me!
- The unfair song
- Say hello
- Feel the cold
- Say what you say
- We're all the same
Gesamtspielzeit: 40:49 min.
Referenzen
Subterfuge; Seaside Stars; The Subway Surfers; Disco; Campus; Nova International; Monta; Miles; Readymade; Tobacco; Porous; Gary; Teenage Fanclub; The La's; Crowded House; Del Amitri; The Thrills; Turin Brakes; Edson; Beulah; Travis; Mansun; Yellowide; Lovebugs; Slut; Roman Fischer; The Beach Boys; The Beatles