Dizzee Rascal - Showtime
XL / Beggars / Indigo
VÖ: 27.09.2004
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Fame and fortune
Stell Dir vor Du bist noch mal 19. Du lebst im dunkelsten Viertel Londons. Die Leute dort wollen Dich fertig machen. Aber Du wehrst Dich. Du bist Dizee Rascal, und Du kannst rappen wie der Teufel. Du kommst raus aus der Scheiße. Groß raus. Plötzlich wirst Du der Mann, der HipHop davon befreien soll, was geldgeile Gangster daraus gemacht haben. Plötzlich kommen alte Freunde wieder an, manche davon hast Du noch nie gesehen. Plötzlich kannst Du Frauen und Drogen haben, so oft Du willst, so viel Du willst. Plötzlich haben sehr viele Menschen sehr viele gut gemeinte Ratschläge für Dich. Und Du bist immer noch 19. Schwindelig?
Mo' money, mo' problems. Es ist die alte Geschichte, und im Moment spielt sie sich im Kopf von Dizzee Rascal ab. Die Welt hat sich eingestellt auf seinen lebensgefährlichen und geradezu lachhaft guten Kram. Dizzee macht jetzt Grime, weil "Boy in da corner" eben doch zuviel war, um es noch HipHop zu nennen. Was aber wird aus einem, der praktisch noch ein Kind ist, dem die Neider aus allen Löchern entgegen gekrochen kommen und der die Worte "Sell out" im letzten Jahr öfter gehört hat als ein Walmart-Filialenleiter? Wie geht man damit um? Eigentlich ist es ganz einfach: Man macht eine Platte darüber.
"Showtime" ist zunächst einmal der beste Titel, den es für dieses Album geben konnte. Es geht um alles für Dizzee, jetzt und sofort. Das hier ist seine Chance, hiermit kann er ein Star werden. Vielleicht deshalb die zunächst irritierende, dann bis in den Tod tanzende Single "Stand up tall". Vielleicht deshalb etwas mehr Ruhe zwischen den Überfällen des garstigen Reimemonsters. Vielleicht ist das aber auch alles Quatsch. "Showtime" macht keine Kompromisse. Nicht einen. Es mag tatsächlich weniger aggressiv sein als sein Vorgänger und öfter mal einen Fuß auf den Dancefloor setzen. Aber wer deshalb glaubt, daß Dizzee keinen Hunger mehr hat, macht sich lächerlich. Sehr lächerlich.
"Everywhere" rappt sich schon recht früh zum kleinstmöglichen Beat den Arsch ab, aber die echten Killer lauern diesmal erst am Ende. "Dream" kommt als Kinderlied direkt aus der Hölle. "Girls" reißt mit unfreundlicher Unterstützung von Marga Man ganze Hochhäuser ein. Und "Imagine" legt zum paßgerechten Synthie-Einsatz die Hände in den Schoß. Quasi das "Dry your eyes" der Platte, falls so etwas überhaupt möglich ist, wenn man eine Stimme hat, die sich zum Synchronsprechen besonders großer und gemeiner Bösewichte eignen würde.
Es ist überhaupt diese Stimme, um die sich hier alles dreht. Wenn sie erstmal loslegt, mault, meckert und stichelt gegen das Berühmtsein und seine Folgen, dann wird auch "Showtime" wieder zum Kriegsschauplatz. Eastside, Westside, was auch immer, Dizzee hat eine lange Liste abzuarbeiten und deshalb keine Zeit zu verlieren. Freunde macht man sich mit Haßtiraden wie "Graftin'" und rechten Geraden wie "Fickle" wohl nicht, aber letztlich könnte auch kaum etwas noch egaler sein. Wenn dieser Junge Fahrt aufnimmt, sollte man besser den Kragen hochkrempeln. Und dabei ist er doch eigentlich ein ganz lieber Kerl. "I'm a lovely lad / I'll give you the loveliest beating you ever had." Word up.
Highlights
- Everywhere
- Dream
- Girls (feat. Marga Man)
- Fickle
Tracklist
- Showtime
- Stand up tall
- Everywhere
- Graftin'
- Learn
- Hype talk
- Face
- Respect me
- Get by (feat. Vanya)
- Knock, knock
- Dream
- Girls (feat. Marga Man)
- Imagine
- Flyin'
- Fickle
Gesamtspielzeit: 51:30 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Dän |
2006-03-06 20:56:13 Uhr
Das ist wirklich mutig. Aber Dizzee schaukelt das schon. |
captain kidd |
2006-03-06 19:46:52 Uhr
ich denke mal, sie werden ihn von der bühne buhen. wie damals die deppen-fans von rage at the drive-in ausgebuht haben. |
Armin |
2006-03-06 18:20:49 Uhr
DIZZEE RASCALals 'special guest' der Red Hot Chili Peppers 11.06.06 Dortmund, Westfalenhalle 1 12.06.06 Dortmund, Westfalenhalle 1 15.06.06 Berlin, Kindl-Bühne Wuhlheide Booking: MCT Neues Album im Sommer 06 |
Armin |
2005-04-05 19:15:39 Uhr
Und hier isser wieder, der Dizzen. Was bleibt zu sagen: einer der besten Tracks von "Showtime" jetzt auch als Video, umgesetzt von Götz Werner. Dazu ein Festivalauftritt beim Berlinova. Ran da! Hustle constantly! Dizzee Rascal "Graftin'" RealVideo High Dizzee Rascal "Graftin'" RealVideo Low DIZZEE RASCAL (Festivals) 12.06.05 Luckau, Berlinova @ MZA Gelände Booking: DEAG Don't forget to mention: |
Nihilistic |
2005-01-26 21:44:27 Uhr
das album ist so gut wie der vorgänger, wenn nicht besser. "dream" ist der song des jahres. |
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Referenzen
Roll Deep Crew; One Inch Punch; Consolidated; The Streets; So Solid Crew; The More Fire Crew; MJ Cole; Antipop Consortium; Wookie; Saul Williams; Gang Starr; Eric B. & Rakim; Public Enemy; Company Flow; El-P; Aesop Rock; Chingy; Mystikal; Ludacris; Wu-Tang Clan; RZA; Eminem; Boogie Down Productions; KRS-One; N.W.A.; Ice Cube; 2Pac; Onyx; Prefuse 73; Cex; Artful Dodger; Basement Jaxx; Audio Bullys
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