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Bryan Adams - Room service

Bryan Adams- Room service

Polydor / Universal
VÖ: 20.09.2004

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Absteige

Mit Bryan Adams verbindet die meisten von uns eine gemeinsame Vergangenheit. Egal, ob die Pubertät nun 1983 ("Straight from the heart"), 1984 ("Heaven"), 1991 ("I do it for you" ), 1993 ("Please forgive me") oder 1997 ("Have you ever really loved a woman?") streifte, irgendeine seiner Schmalzschleudern war immer das aktuell beste Mittel zum Zweck. Und egal, ob es dabei ums erste Händchenhalten, den ersten Kuß oder schüchterne Fummelspielchen ging, mit Bryan Adams kam man meist noch schneller zum Ziel als mit Bon Jovi. Weil wir ihm so viel zu verdanken haben, ist jeder von uns heute noch ein klein wenig Fan des Kanadiers. Heimlich, natürlich. Wird da etwa jemand gerade beim Lesen rot?

Aber jetzt sind oder fühlen wir uns zumindest erwachsen. Und weil wir ihn nicht mehr brauchen, hat ihn auch keiner mehr so richtig vermißt. Ganze sechs Jahre ist das letzte Studioalbum schon her. Da war doch was, ja, dieses Duett mit Melanie C. Zur Erinnerung: Die passende Platte hieß "On a day like today" und zeugte genauso von Ideenlosigkeit wie das anschließende Best-of-Album. Aber was ein echter Kanadier ist, der gibt nicht auf. Bryan Adams hat das Holzfällerhemd abgelegt, sich eine schicke weiße Gitarre besorgt und meldet sich als "Room service", für Jugendzimmer, Schlafzimmer, Hotelzimmer und Besenkammer. Stets zu Diensten.

Ob er auch die Teenies von heute glücklich machen wird? Die stehen wohl nicht mehr so auf zärtliche Rockballaden einer 44-jährigen Reibeisenstimme. Aber er versucht es wenigstens bei ihnen. Mit "Flying", in das Bryan Adams alles reingesteckt hat, um nur nichts zu vergessen. Piano, Streicher, etwas undefinierbar Mundharmonikaähnliches und die unmißverständliche Aufforderung "Let's just make love all night." Wetten, daß das noch als Single ausgekoppelt wird? Und weder die Charts noch die Betten dieser Welt kratzen wird? Genau wie der Rest. "East side story" oder "She's a little bit too good for me" sind stilistisch kein bißchen entfernt von alten Glanztaten wie "Run to you", aber qualitativ so schmerzhaft weit. Wenn jemand wissen möchte, wie sich "hemdsärmelig" anhört, hier ist das perfekte Beispiel. Da zählt "Open road", das jeder schon mehrfach im Radio gehört haben muß, ohne es gemerkt zu haben, sogar noch als Highlight. Weil es wenigstens nicht negativ auffällt.

Plötzlich kommt wieder der legendäre "South Park"-Film ins Spiel, in dem sich der kanadische Außenminister offiziell für Bryan Adams entschuldigte. Damals wollte man ihn noch in Schutz nehmen, den Armen. Heute muß man sich fast bei sich selbst entschuldigen, daß man ihn mal gut fand und die alten Sachen heute noch schätzt. Bei "East side story" und "This side of paradise" könnte man noch zweimal beinahe schwach werden. Davon abgesehen würde Bryan Adams' Zimmerservice anderswo für einen Horrorurlaub sorgen. "Nowhere fast" fließt wie braunes Wasser aus einem dreckigen Hahn, bei "Not Romeo, not Juliet" bröselt der Putz von den Wänden. Und der finale Heuler "Why do you have to be so hard to love", ojemine, der ist so lecker wie eine Kakerlake unterm Kopfkissen. Herr Adams, dieser Service ist unter aller Sau! Könnte ich bitte den Manager sprechen?

(Armin Linder)

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Highlights

  • East side story

Tracklist

  1. East side story
  2. This side of paradise
  3. Not Romeo not Juliet
  4. Flying
  5. She's a little too good for me
  6. Open road
  7. Room service
  8. I was only dreamin'
  9. Right back where I started from
  10. Nowhere fast
  11. Why do you have to be so hard to love
  12. Blessing in disguise

Gesamtspielzeit: 37:05 min.

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