The Stills - Logic will break your heart

Atlantic / Warner
VÖ: 30.08.2004
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ungesunder Menschenverstand
Es ist der älteste aller denkbaren Gründe, um in einer Band zu sein. Lange noch vor Frauen und Geld. Der Wunsch, einem reglementierten Alltag, einem immergleichen Büroleben zu entkommen. Die Aussicht auf Freiheit, der Luxus des unabhängigen Denkens. "Logic will break your heart", wissen vier Männer aus Montréal, und damit ihnen nichts zu Bruch geht, haben sie sich auf eigenes Geleit ins kalte New-York-Wasser geworfen. Schließlich ist das die Stadt, in der man es schaffen muß, wenn man es schaffen will. Und The Stills wollen wirklich. Deshalb sind sie los. Im Portemonnaie kein Geld. Im Gepäck nur die besten Absichten. Oh, und ein Vier-Spur-Recorder.
Dieses alte, kaum mehr funktionstüchtige Tonbandgät sollte zum Schlüssel für die Stills werden. Abgekauft haben sie es einem Freund, eigentlich nur aus Gefälligkeit. Der Typ brauchte Geld. Aber dann wurde es ernst: Tim Fletcher und David Hamelin, die Songwriter bei den Stills, nahmen mit dem Teil ihre ersten Stücke auf, spielten sie dem anderen vor und steckten schon bald bis zum Hals in einem ziemlich produktiven Konkurrenzkampf. Plötzlich war ein Haufen Songs fertig, beeinflußt von den gemeinsamen Helden. The Smiths, The Cure, Sie wissen schon. Und dann sollte es ganz schnell gehen.
Zwei Monate hat es trotzdem noch mal gedauert, dann war die Platte fertig. Und wenn das gilt, wonach sie klingt, waren es nicht die schönsten acht Wochen im Leben der Stills. Von vier Spuren nichts zu hören, Gitarren funkeln in Moll, das Schlagzeug dröhnt im Niemandsland, und Fletcher grüßt versonnen aus dem Tal der Tränen. "Love and death are always on my mind", lamentiert er und sucht sein Heil in der großen Geste. "Ready for it" entgleitet der Band nach drei schmerzhaften Minuten, lose Gitarrenstränge fließen auseinander und glühen schließlich langsam aus. "Still in love song" hingegen tanzt sich als Clubhit to come den Frust von der Seele. Auch so kann es gehen.
Aber es bleibt beim Einzelfall. Fletcher, Hamelin und ihre Jungs mögen jetzt das freie Leben haben, hinter dem sie so unbedingt her waren. Sie mögen Rockstarluft schnuppern und mit Interpol abhängen. Todunglücklich sind sie aber trotzdem noch. Und so schwurbeln die Gitarren schon zum Auftakt mit "Lola stars and stripes" den ersten Weltuntergang herbei, bevor "Gender bombs" alle Schuld den Mädchen gibt. Zwischendurch immer wieder Songs, die sich plötzlich einfach umdrehen und weggehen. Fragezeichen, von denen nicht immer so finstere Verzweiflungstaten wie "Yesterday never tomorrows" übrig bleiben. Wenn wir bei The Stills wären, würden wir uns trotzdem ein bißchen freuen. Geht das nämlich jetzt so weiter, werden die nicht so schnell hinter einem Schreibtisch enden.
Highlights
- Lola stars and stripes
- Gender bombs
- Ready for it
Tracklist
- Lola stars and stripes
- Gender bombs
- Changes are no good
- Love and death
- Of Montreal
- Ready for it
- Let's roll
- Allison Krausse
- Animals + insects
- Still in love song
- Fevered
- Yesterday never tomorrows
Gesamtspielzeit: 49:53 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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carpi Postings: 1725 Registriert seit 26.06.2013 |
2015-06-19 20:01:06 Uhr
Das Album ist wirklich gut ("Love and Death"!), danach habe ich sie aber aus den Augen verloren. Angeblich konnten die Nachfolger nicht an das Werk anknüpfen. |
Gordon Fraser Postings: 2747 Registriert seit 14.06.2013 |
2015-06-18 22:47:17 Uhr
Immer noch. Viel zu früh vergessen, die Band. |
koe |
2011-10-15 23:48:50 Uhr
Jap, in der Tat. Let's roll sag ich nur. |
Gordon Fraser |
2011-10-15 22:56:18 Uhr
Was für ein fantastisches Album. |
Armin |
2004-11-11 17:39:02 Uhr
THE STILLS - Lola Stars And Stripes CDM, VÖ tba Die Anschaffung eines alten Vierspur-Geräts wurde zum Startschuss zweier Songwriter, die jede Menge hochwertiges Songmaterial in der Schublade hatten. Tim Fletcher und Dave Hamelin sind die beiden kreativen Köpfe von THE STILLS, und auf ihrem Album Logic Will Break Your Heart präsentieren sie feine Songs, die nach allen Regeln der Kunst vom Songwriting angefertigt sind und doch ganz unprätentiös und persönlich rübergebracht werden. Vor allem die Melodien sind ausnehmend stark, durchaus nachzuprüfen anhand der Single "Lola Stars And Stripes". "Lola Stars And Stripes" besitzt einen druckvollen, aber höchst entspannten Groove und überzeugt mit einer einfachen aber schließlich einfach-nicht-mehr-aus-dem-Kopf-zu-kriegenden Melodie, die in Phrasierung und Diktion sogar entfernt an die Songwriting-Götter The Smiths zu erinnern vermag. Der Song ist in England bereits als Single erschienen und schaffte auf Anhieb den Einstieg in die Top-30. Kein schlechtes Insel-Ergebnis für eine kanadische Newcomer-Band. Auch wenn diese in England mit offenen Armen wie eine Erlösung empfangen wurden. Ende September waren THE STILLS auf Tournee und begeisterten die Musikgemeinde auch in Deutschland im Vorprogramm der Shins. |
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Referenzen
Echo & The Bunnymen; Doves; The Cure; Interpol; Joy Division; The Chameleons; Kitchens Of Distinction; Bauhaus; The Jesus And Mary Chain; The Church; New Order; The Smiths; The Stone Roses; Spiritualized; Ride; The House Of Love; British Sea Power; Mansun; Placebo; Kashmir; Matthew; Haven; Lorien; Vega 4; JJ72; Muse; My Vitriol
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