Hazen Street - Hazen Street
DC Flag / Epic / Sony
VÖ: 30.08.2004
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Knacki(g)
Fast jeder hat den Satz schon mal gehört oder ihn selbst vorgelesen: "Du kommst aus dem Gefängnis frei!" Wenn man allerdings mal von Ereigniskarten absieht und aus einem populären Gesellschafts- ein durchaus ernst gemeintes Gedankenspiel macht, sieht das Ganze schon wieder anders aus. Man stelle sich also folgendes vor: Hinter einem schließt sich das Tor, vor einem wartet die Freiheit. Was nun? Wohin? Nach Hause? In die Kneipe? In Richtung Rotlichtbezirk? Vermutlich egal. Hauptsache erstmal weg und auf Nimmerwiedersehen! Abhaken, vergessen und bloß nicht daran erinnert werden.
Hazen Street sehen das nicht so, hat sich die ursprünglich als H20-/Box-Car-Racer-Nebenprojekt zusammengefundene Band doch sogar nach der Straße benannt, in der das Gefängnis von Ryker's Island in New York steht, das einen der Musiker zeitweilig beheimaten durfte. Vergangenheitsbewältigung einmal anders. Apropos anders. Wer jetzt erwartet hat, daß angesichts eines solchen Themas und der Tatsache, daß mit Toby Morse (H2O), Freddy Cricien (Madball), Hoya (Madball), David Kennedy (Box Car Racer) und Mackie (Bad Brains, Cro-Mags, Shelter) sowie dem aus rechtlichen Gründen ungenannten Chad Gilbert (New Found Glory, Shai Hulud) allesamt ehemalige Hardcore-Veteranen am Start sind, eine düstere Knüppelei der aggressivsten und übelsten Sorte die logische Folge sein müßte, liegt komplett daneben.
Mit Ausnahme des forschen, schneller-lauter-härter zur Sache gehenden Openers "Are you ready?" ist von den musikalischen Wurzeln des Quintetts fast überhaupt nichts mehr wieder zu erkennen. Von markigen Sprüchen oder dem ansonsten in dem Genre so beliebten "True'n'real"-Gesülze fehlt zwar nicht jede Spur, bleibt aber im kleinen, angenehm unpeinlichen Rahmen. Stattdessen haben Hazen Street eine Sommerplatte hingelegt, die vor allem davon lebt, was ihre ehemaligen Combos eher nicht zu bieten hatten: Melodien. Wer "Fool the world" aufdreht und laut mitsingend an der Ampel von anderen Verkehrsteilnehmern belächelt wird, dem wird das egal sein. So schmeckt der Sommer! "Trouble" ist auch so ein Fall. Hoher Unterhaltungswert ohne jeglichen Tiefgang mit überschaubarer Halbwertszeit. Wozu auch? Diese Sorte Punk setzt bekanntlich andere Prioritäten: mehrstimmige Refrains mit eingebauter Ohrwurmgarantie zum Beispiel ("Written"). Hier ein paar knackige Metalriffs, da noch eine wohlige Halbballade ("Tomorrow") und fertig ist ein Album, das Laune macht. Natürlich nur, solange das gute Wetter mitspielt. Kommt der Herbst, wandert die Platte schneller ins Regal, als Hazen Street für ihre scham- und belanglose A-Kopie "All that" und die Pseudo-Rapperei in "Hazen (Outro)" eigentlich direkt und ohne 4.000 Mark einzustreichen in den Knast gehörten.
Highlights
- Fool the world
- In memory of
- Crossroads
Tracklist
- Are you ready?
- Fool the world
- Written
- Sorry
- Trouble
- In memory of
- Tomorrow
- All that
- Back home
- Crossroads
- Stick up kid
- Hazen (Outro)
Gesamtspielzeit: 38:13 min.
Referenzen
A; Zebrahead; Blink-182; Box Car Racer; Sum 41; Simple Plan; Sugarcult; New Found Glory; Lagwagon; Millencolin; The Offspring; All; Descendents; Good Charlotte; Samiam; Crackout; Green Day; Bad Astronaut; Transplants; Wheatus; OPM; Custom; Kazzer