The Good Life - Album of the year

Saddle Creek / Indigo
VÖ: 09.08.2004
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Eternal sunshine
Fliegender Wechsel. Als wir Tim Kasher in seiner Good Life-Inkarnation zuletzt verlassen haben, machte sein Kopf gerade Bekanntschaft mit einer Theke, auf der vergessene Snackreste in verschütteten Bierresten vor sich hin dümpelten. Einen guten Heimweg wünschten wir ihm damals, vor eindreiviertel Jahren. Gekommen ist es aber anders und er nicht mehr besonders weit: "The first time that I met her / I was throwing up in the ladies' room stall". Damit geht er los, Kashers neuer Geschichtenband über Frauen, Alkohol und wie sie zusammengehören. Fünf Minuten nach dem letzten Drink. Fünf Minuten vor der neuen Beziehung. Ein paar Monate bis zum nächsten Unglück.
Es wird ein ernüchterndes Erlebnis, diese Platte zu hören. Es wird allein schon ernüchternd sein, nur ihren ersten Song zu hören. Diesen einen Song, den Kasher im Übermut des frischen Glücks "Album of the year" genannt hat. Der erzählt, wie gut es ihm mit dieser Frau geht, die er beim Kotzen auf dem Klo getroffen hat. Wie sie ihn in der Mittagspause anruft, weil sie ihm sagen will, sie wird gleich verrückt vor Wiedersehensfreude. Und wie ihm dann so plötzlich, so unvermittelt und grausam der Hals umgedreht wird, daß man das Leben hassen möchte. "Started laughing 'til it didn't hurt."
Fast eine Stunde lang geht das so mit dem "Album of the year". Jeder seiner zwölf Songs, nein, jeder seiner zwölf gottverdammten Songs hat noch ein zweites Leben. Jedes dieser Lieder kommt noch mal hoch. Bricht weg in eine neue Richtung oder wendet sich hin zum Schlechten, zum Falschen, zum Verlorenen. Der Akkordeon-Walzer "Night and day". Das erst noch so zutrauliche "Under a honeymoon", dessen verdellte Mariachi-Trompete rüberleitet in "You're no fool" und dort ein paar kurze Minuten lang Verspieltheit antäuscht. Und dann hinterher "Notes in his pockets", der Song, der so ruppig durch die offenen Wunden wütet, daß man glauben möchte, Kasher hätte sich in der Band geirrt. Kein Trost. Nicht hier.
Man denkt aber nur einmal wirklich an Cursive. Obwohl The Good Life handlich wie nie klingen und die Elektronik diesmal ganz außen vor lassen. Man denkt sogar noch eher an "Knockin' on heaven's door", wenn in "You're not you" plötzlich ein Chor mit dem Singen anfängt. Am besten ist aber, man denkt gar nicht. "Inmates" tut das auch nicht, neun Minuten lang, bis es einen Schlenker macht, Country ist und "I can't be your prisoner" singt. Wieder nichts also. "Two years this month" schmeißt die ganzen verflossenen Gedanken nochmal zusammen in einen Topf und läßt sie von Charlie Kaufman umrühren. Und plötzlich steht man wieder am Anfang. Allein. Mit leeren Händen. Und im Kopf klingt es nach. Das Breakup-Album of the year.
Highlights
- Album of the year
- Under a honeymoon
- Notes in his pockets
- You're not you
Tracklist
- Album of the year
- Night and day
- Under a honeymoon
- You're no fool
- Notes in his pockets
- You're not you
- October leaves
- Lovers need lawyers
- Inmates
- Needy
- A new friend
- Two year's this month
Gesamtspielzeit: 53:34 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
The Triumph of Our Tired Eyes |
2012-09-05 10:30:25 Uhr
Beefy, hast du Inmates jetzt mal gehört? Grandioser Song, oder? |
tuxx |
2012-04-04 15:11:29 Uhr
@TriumphIn der Tat einer der besten Lieder, die ich je gehört habe. Einfach großartig. Und keine Sekunde zu lang. |
The Triumph of Our Tired Eyes |
2012-04-04 11:23:50 Uhr
5 Jahre später und der Song steht immer noch ganz oben bei meinen liebsten Songs. Der Teil wenn sie wechselt zu "When I said I loved..." kriegt mich jedes einzige verdammte Mal. |
The Triumph of Our Tired Eyes |
2007-06-21 09:07:43 Uhr
Inmates ist wohl einer der grössten Songs die ich je hören durfte. Der Text sollte man als Mann sich wirklich mal als Vorbild nehmen. Riesig |
donahue |
2007-06-05 22:44:31 Uhr
Meine Meinung. Gute Musik für Hochzeiten. |
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Referenzen
Cursive; Bright Eyes; Desaparecidos; Mayday; Statistics; Now It's Overhead; The Decemberists; Arab Strap; Elliott Smith; (Smog); Kevin Devine; Damien Rice; Kristofer Åström & Hidden Truck; Logh; The Cure; The Magnetic Fields; Modest Mouse; Spoon; Ultrasound; Magoo; Neutral Milk Hotel; Of Montreal; Beulah; Pavement; Superchunk; Wilco; Big Sleep; Nikki Sudden; The Jacobites; Mumble & Peg; The Afghan Whigs; The Twilight Singers; dEUS
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