The Kingsbury Manx - Aztec discipline
Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 05.07.2004
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Montezuma
Naiver Kammer-Pop für Schattenparker ist eine überaus britische Spezialität. Ob es Belle & Sebastian sind, die zum gruppendynamischen Blümchenpflücken aufspielen, oder all die anderen Weicheier mit der Wandergitarre um den Hals. Eigentlich hat man sie schon viel zu oft gehört. Und so meint man gleich, die durch schlechtes Wetter, schlechtes Essen und schlechte Presse konditionierte Stimme irgendwoher zu kennen, die einem auf "Aztec discipline" begegnet. Doch das ist in gleich zweierlei Hinsicht Unfug. Zum einen sind The Kingsbury Manx fünf Amis, und zum anderen haben sie neben der Klampfe auch den einen oder anderen doppelten Boden dabei. Hübsch im flauschigen Folkgepoppe versteckt, versteht sich.
Gehen wir einmal ins Detail von "Aztec discipline": Da wäre zunächst der schunkelige "Pelz komet". Harmlose Harmonien schlurfen um Zeilen wie "Your time is all your own when you go it alone / And there's no one there to tell you when you ought to be home." Der Groove hängt ein wenig hinterher, die Tonfolgen klettern ein paar Leitern und plötzlich knistert die Gitarre mit einem Gefühl von Zorn. Huch! Und schon tänzelt "Growler in the rumbleseat" um die Ecke. Butterweich werden die Saiten gestreichelt, und der Zwiegesang trägt Birkenstocks. Mit vermeintlichem Schwung flitzt man los, und wird unversehens mit einem bittersüßen Walzer auf dem falschen Fuß erwischt. Bis schon wieder die Gitarre losmeckert wie Angela Merkel beim Frisörbesuch.
Es ist nicht alles eitel Sonnenschein, was hier nach Patchouli duftet. Im besten Wortsinn natürlich. Dafür sorgt schon der Geist von Elliott Smith, der die "Dinner bell" zu läuten scheint. Verzweiflung in ihrer vielleicht schönsten Variante und immerhin ein adäquates Plagiat. Anderswo schwebt gar ein Hauch von "Rubber soul" mit psychedelischer Unterwanderung und trockenem Jingle-Jangle-Pop umher. Wer sich schon das Thema Altern auf Tapet geschrieben hat, darf auch gerne in der Vergangenheit wildern.
Doch nicht alles gelingt. Im lakonischen "De da dementia" versuchen The Kingsbury Manx sich eher hilflos daran, sich aus den aufgetürmten Klangschlaufen und Untiefen herauszuwinden. Und auch "Pinstripes" leidet am penetranten Georgel. Dabei versteckt sich sonst hinter all der Lustlosigkeit und Verzweiflung immer wieder ein feiner Refrain oder ein kunstvoll verschlepptes Break. Denn die Songs des Chapel-Hill-Fünfers sind merklich muskulöser geworden. Wo früher verhuschte Stille das Flüstern hatte, hauen sie jetzt auch schon mal auf den Verstärker, um ihren Punkt zu machen. Hinhören durchaus erlaubt.
Highlights
- Pelz komet
- Growler in the rumbleseat
- Dinner bell
- Fixed bayonets
Tracklist
- Pelz komet
- Growler in the rumbleseat
- Your castle
- Hunting trips
- Dinner bell
- Grape to grain
- De da dementia
- Pinstripes
- Creature of habit
- Fixed bayonets
Gesamtspielzeit: 35:39 min.
Referenzen
Gorky's Zygotic Mynci; The Twin Atlas; Belle & Sebastian; Elliott Smith; Elbow; Pink Floyd; The Beatles; George Harrison; The Zombies; Love; The Byrds; The Beach Boys; Wilco; Pavement; Preston School Of Industry; (Smog); Grandaddy; The Waxwings; Ugly Casanova; Radar Brothers; Yo La Tengo; Galaxie 500; The American Analog Set; The Sea And Cake; For Stars; The Bees; Stereolab; Radiohead; Alfie; Clem Snide; Beachwood Sparks; The Sleepy Jackson; The Mother Hips; Rain Parade; R.E.M.; The Minus Five; Kings Of Convenience; Lilac Time; Aztec Camera
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- The Kingsbury Manx - Ascenseur Ouvert! (1 Beiträge / Letzter am 05.05.2009 - 14:37 Uhr)