The Tragically Hip - Music @ work
Eastwest
VÖ: 22.05.2000
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Der große Schatten
The Tragically Hip sind groß. Fanscharen noch und nöcher, ausverkaufte Konzerte allerorten, Millionen verkaufter Platten. Leider gibt's das alles nur in Übersee. Europas Ohren waren bislang damit beschäftigt, die musikalischen Ergüsse von The Hip, wie sie von ihren Fans liebevoll genannt werden, sträflich zu ignorieren. In ihrem Heimatland Kanada werden sie aber spätestens seit ihrem '91er Album "Road apples" in einem Atemzug mit R.E.M. genannt. Mit diesen verbindet sie ein vergleichbarer musikalischer Ansatz. Mit Hilfe von Chefkoch Steve Berlin (Los Lobos) wurde auch diesmal ein saftiges Stück lyrischer Texte mit einem Schuß Melancholie zusammengebrutzelt und auf einem Bett von mal verhaltenen und mal würzig zupackenden Gitarren gereicht.
Sänger Gordon Downie, dessen Markenzeichen immer noch das schmackhafte Tremolo ist, und seinen Geschichten wird andächtig gelauscht, wenn seine Band zerbrechliche Songstrukturen dazu serviert ("Lake fever", "Sharks", "Toronto 4"). Gelegentlich reicht man auch dezente Loops zum Dessert, die allerdings so geschickt untergemengt werden, daß sie immer wie ein organischer Teil des Songs wirken. Die Band findet auch immer wieder Gefallen an markant berifften Rockern ("The bastard", "The bear", "Freak turbulence"). Als Hauptgericht des Albums ist aber sicherlich der Song "Tiger the lion" anzusehen, der sich wie ein Block im Gehör einzunisten vermag, wenn die Gitarren plötzlich sehnsuchtsvoll zu jaulen beginnen. "Das verwegenste Ding, das wir je gemacht haben" äußert sich Downie über diesen Song und recht hat der Mann.
Zwischen Folkrock und Neogrunge bewegen sich die fünf Kanadier und nähern sich mit ihrem neuesten Werk "Music @ work" nicht unbedingt der Generation @, sondern viel mehr der Generation Holzfällerhemd an, die noch immer durch Leute wie Neil Young und Pearl Jam am Leben erhalten wird. Dennoch weht auch durch dieses Album ein ganz eigener, sehr kanadischer Wind. Wenn schließlich im letzten Track "As I wind down the pines" Downie, nur unterstützt von Akustikgitarren, leisen Piano und der sanften Stimme von Julie Doirin (Ex-Eric's Trip), seinen letzten Ton aushaucht, darf auch schon mal eine Gänsehaut aufkommen.
Mit dem großen Erfolg in Europa wird es wohl auch mit "Music @ work" nichts werden. Immer wenn es so aussah, als würden The Hip aus dem großen Schatten von R.E.M. heraustreten, jubilierten allein die Kritiker (z.B. bei den Alben "Day for a night" und "Trouble at the henhouse"). Erfreulich ist, daß man deswegen keine hängenden Köpfe in der Musik ausmachen kann. Die eigenen Stärken sind eben die eigenen Stärken. Da kann einem Europa auch schon mal egal sein.
Highlights
- Tiger the lion
- Freak turbulence
- As I wind down the pines
Tracklist
- My music @ work
- Tiger the lion
- Lake fever
- Putting down
- Stay
- The bastard
- The completist
- Freak turbulence
- Sharks
- Toronto 4
- Wild mountain honey
- Train overnight
- The bear
- As I wind down the pines
Gesamtspielzeit: 51:43 min.
Referenzen
R.E.M.; Pearl Jam; Live; AC Acoustics; Cracker; Sponge; Matchbox Twenty; Neil Young; Counting Crows; The Verve Pipe; Screaming Trees; Moist; The Watchmen; Hosh