For Stars - ...it falls apart
Munich / Future Farmer / Indigo
VÖ: 07.06.2004
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Gefühlspuzzle
Zerfall. Klänge zerbröseln. Harmonien fasern auf. Sternschnuppen verglimmen am Nachthimmel. Und nach dem sehnsuchtsdurchzogenen "We are all beautiful people" schauen wir ergriffen auf das Schauspiel am Firmament, das uns For Stars bieten. Denn was als knallbuntes Feuerwerk geplant war, entpuppt sich als beschaulich-zerbrechliches Farbenspiel. Licht um Licht wurde abgedunkelt. Der große Pop, der For Stars endlich auf den Major führen sollte, löste sich in faszinierendem Unwohlsein auf.
Dissonanzen überflügeln ätherische Melodien. Verspielte Seitenstränge und zeitlupige Preziosen zwitschern in Richtung Unterbewußtsein. Eine fast metaphysische Entwicklung der Musik. Von leisem Jazz zu schwebendem Folk. Von löchrigen Gitarren zur durchsichtigen Orgel. Von zirpender Seligkeit zu leuchtenden Abgründen. Auf ihrem selbstgewählten Weg ins Unglück streift die Band um Carlos Forster jede unnötige Struktur ab. Ohne Netz und doppelten Boden entblößt sich die Seele offenbar um einiges leichter.
Hinter allem wartet ein Gedicht, das zugleich Konzept ist und den neun Herzmassagen ihre Titel schenkt: "I should have told you / Calm down, baby / It doesn’t matter in the end / Shattered glass reminds you / If it falls apart, lend out your love." Wie ein trauriger Zauberspruch erzählt es vom Zerbrechen von Glas. Und ist doch nur Metapher für das gebrochene Herz, das in jeder Sekunde von "...it falls apart" schlägt. Und die Beziehung, deren Scherben im fahlen Mondlicht glitzern.
Es ist kein leichtes Spiel, das For Stars mit ihren Zuhörern treiben. Echte Aufmerksamkeit wird gefordert. Mal flüstern Gesang und Musik so leise, daß die fallenden Stecknadeln den Takt klimpern. Mal schlurfen Rhythmen und Stimmen umeinander. Mal trauen sich selbst die verzagten Melodien gegenseitig nicht über den Weg. Im überlangen Titelstück klaffen schier unüberbrückbare Tiefen auf. Doch der postfolkige Brückenbau verbindet beinahe jede Distanz. Von absonderlicher Ästhetik und anderen abseitigen Ideen angetrieben graben For Stars in der Tiefe der Seele und erreichen doch den Himmel. Sie funkeln.
Highlights
- I should have told you
- It doesn't really matter
- In the end
- If it all falls apart
Tracklist
- I should have told you
- Calm down, baby
- It doesn't really matter
- In the end
- Shattered glass
- Reminds you
- If it all falls apart
- Lend out your love
Gesamtspielzeit: 40:15 min.
Referenzen
Savoy Grand; Chokebore; Talk Talk; Radiohead; Luna; Royal City; Slint; Spiritualized; Red House Painters; Mogwai; The White Birch; Sigur Rós; Codeine; Loose Fur; Wilco; The Flaming Lips; Broken Social Scene; Grandaddy; Joy Division; The Jesus And Mary Chain; Elbow; Beulah; Hefner; The Delgados; The Decemberists; Bright Eyes; Centro-Matic; Mark Eitzel; American Music Club; Sparklehorse; Strangelove; Joy Zipper; The Gloria Record; Pedro The Lion; The Appleseed Cast; Pavement; Nick Drake; Gordon Lightfoot; The Kingsbury Manx; Belle & Sebastian
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