The New Year - The end is near
Touch & Go / Cargo
VÖ: 24.05.2004
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Zeittotschläger
Weil die Zeit sich so beeilt, erscheint uns alles manchmal recht sinnlos. Das Ende naht, jeden Tag ein Stückweit näher den Radieschen. Und die sieht man dann irgendwann nur noch von unten. Die Suche nach der verlorenen Zeit: sinnlos. The New Year segnen auf "The end is near" das Zeitliche, vorerst frei jeglicher metaphorischen Bedeutung. Die Band ist das Werk der Kadane-Brüder Bubby und Matt, die in den Neunzigern Indie-Fetischisten mit der Band Bedhead schon ein Begriff waren. Doch das hier ist Post-Indierock. Lieder so schwer wie eine Standuhr. Und so schwül-feucht wie das Kondenswasser, das sich in der Sonne nach dem Schwimmen auf dem Ziffernblatt deiner Digitaluhr sammelt.
Es geht los, und das Ende ist noch nicht nah. 33 Minuten und 59 Sekunden entfernt: Ein Klavier schlagt monoton immer wieder die gleichen Töne an. In Umkehrung des Plattentitels heißt der erste Song gleich mal "The end's not near". Vorerst nur die unerträgliche Schwere des Seins. Immer schön im Tempo bleiben wie all die Jahre, die kommen und gehen. Im Fahrwasser von Arab Strap und Pavement schleppt sich eine Stimme durch das Lied. Bubba Kadane gibt sich nicht sonderlich Mühe, seiner Stimme Varianz zu verleihen. Monoton platscht sein Organ durch die von Gitarrensoli inszenierte Schwermut.
Bei "Chinese handcuffs" dann erstmals die zeitweilige Ausflucht aus der Tristesse: Taktvoll zupft sich ein Baß durch den Song, eine Gitarre spielt scheinbar frei dazu und wird gar einmal ganz laut. Das soll es dann jedoch auch gewesen sein. Schnelligkeit und Lautstärke nur einmal kurz angedeutet. Nichts will sich dem Rahmen fügen. Verspielt basteln die Vier an immer wieder neuen Passagen. Die Strophe-Refrain-Struktur wird deutlich aufgehoben. An ihre Stelle wird ein dem festen Zeitschema trotzender Freistil gesetzt. Herrliche Soundanarchie. Und dieses Vakuum an Diktat spiegelt sich gar in der Titelbenennung wieder: Der siebte Track heißt "Start", der achte Song heißt "18". Verwirrung allerorten: Auch wenn du fast schon eine Leiche bist, "you still feel 18 on the inside."
Am Ende die Antwort auf die Frage, wie man sich am besten der Schnelligkeit dieser Welt widersetzt. Ruhe bewahren, einfach nur endliche Ruhe. Schrammelnde Musik in Zeitlupe. Und das neun Songs lang. Gerade einmal neun Songs und 33:59 Minuten lang. Das Ende ist stets nah. Irgendwie logisch.
Highlights
- Plan B
- 18
Tracklist
- The end's not near
- Sinking ship
- Chinese handcuffs
- Plan B
- Disease
- Age of conceit
- Start
- 18
- Stranger to kindness
Gesamtspielzeit: 33:59 min.
Referenzen
Arab Strap; Chokebore; Pavement; Stephen Malkmus; Guided By Voices; Dinosaur Jr.; Luna; Sparklehorse; The Good Life; The White Birch; Elliott Smith; Built To Spill; Modest Mouse; Frank Black; Nada Surf; Ween; Sonic Youth; Yo La Tengo; The For Carnation; American Analog Set; Slint; Galaxie 500; Savoy Grand; Red House Painters; Califone; Codeine; Low; Spacemen 3; Mogwai; Pedro The Lion; Rainer Maria; The Court And Spark; Red Stars Theory
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