Penelope Houston with Pat Johnson - The pale green girl
DBK Works / Edel
VÖ: 21.06.2004
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Verblichene Pfade
Schnellebigkeit ist relativ. Auch wenn das Tempo, in denen neue Hits aus dem Boden gestampft werden müssen, immer höher wird, gibt es Künstler, die es auch im Pop-Zeitalter geschafft haben, Klassiker zu schaffen. Etwa Andy Warhol und Ray Lichtenstein in der Malerei, Hubert Selby oder Jack Kerouac für die Literatur oder Led Zeppelin, die Beatles und die Rolling Stones in der Musik. Dazu gibt es Filme wie "2001" oder "Clockwork orange", die man unbedingt gesehen haben muß, auch wenn sie Ewigkeiten, bevor man selber geboren wurde, entstanden und ihre Technik heute eher für Belustigung sorgen mag. Einfluß und Belang haben sie dennoch.
Und im allgegenwärtigem Dauer-Revival, in dem ständig alle alles recyclen, was mal bekannt war oder sich gut verkaufen ließ, bieten Klassiker schöne Vorlagen zum Ausschlachten. Was ist eine Band mit Akustik-Gitarrist ohne Beatles-Reminiszenzen? Selten. Aber man kann sich seine stilistischen Vorgaben ja auch aus anderen Bereichen holen. Und so präsentiert Penelope Houston mit ihrem langjährigem Weggefährten Pat Johnson auf "The pale green girl" ein Album, das "the original music inspired by the film" ist. Nur: Diesen Film hat es nie gegeben. Was sofort die Frage aufwirft, was das wohl für ein Kinntop sein könnte. Die Wahl der Instrumente - ein bißchen Gitarre, schleppendes Schlagzeug, einige altmodische Tasteninstrumente - und die aus ihnen erzeugten Töne lassen einen spontan an einen leicht vergilbten Streifen denken, knapp 35 Jahre alt, schätzungsweise amerikanischer oder französischer Herkunft. "She's got to burn down someone's house / Just to dry her wings", heißt es im Titelstück. Das klingt nach einem dieser Psycho- und Familiendramen mit ungünstigem Ausgang.
Penelope Houston versucht auf ihrem neuen Album eine Abkehr vom Folk hin zu meist eher düsterem, gitarrenorientierten Pop der Sechziger. Das gelingt ihr beispielsweise in "Bottom line" auch ganz gut, nur leider sind ihr dabei die Melodien mit Wiedererkennungswert abhanden gekommen. Die etwas mehr Richtung Weltmusik orientierte Instrumentierung ihrer älteren Platten bot zudem mehr von einer musikalischen Vielfalt, welche "Pale green girl" merklich fehlt. Auch der Druck eines "Glad I'm a girl" findet sich nur ansatzweise. Meist wirkt das im Wortsinn inspirierte Material etwas zu altbacken und deutlich zu gut abgehangen. Und wenn dann mal Melodie und ein guter Baßlauf zusammenkommen, wie etwa in "Snow" oder am Ende von "Soul redeemer", wünscht man sich nichts sehnlicher, als daß es endlich mal rappelt im Karton. Das John-Cale-Cover "Buffalo ballet" ist zwar schön, lullt einen aber nur noch mehr ein. Irgendwie kommt einem "The pale green girl" vor, als hätte man diese alten Schinken schon viel zu oft gesehen. Wo ist nur die Fernbedienung schon wieder hin?
Highlights
- Bottom line
- Pale green girl
- Walnut
Tracklist
- Take my hand
- Hole
- Bottom line
- Aviatrix
- Pale green girl
- Flight 609
- Privelige + gold
- Walnut
- Snow
- Soul redeemer
- Buffalo ballet
Gesamtspielzeit: 44:41 min.
Referenzen
Suzanne Vega; Heather Nova; Tanya Donelly; Jill Sobule; Liz Phair; Natalie Merchant; Sarah McLachlan; Aimee Mann; Joni Mitchell; Julie Driscoll; Laura Nyro; Rickie Lee Jones; Marianne Faithful; Beth Orton; Tori Amos; Fiona Apple; Lori Carson; Natalia Imbruglia; Meredith Brooks; Juliana Hatfield; Avril Lavigne; Kristin Hersh; The Walkabouts; The Avengers