Slipknot - Vol. 3: (The subliminal verses)
Roadrunner / Universal
VÖ: 24.05.2004
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Reimemonster
Slipknot, das ist Poesie. Da wird auf unnachahmliche Weise das Unrecht in der Welt thematisiert, indem Menschen mit Fäkalien konfrontiert werden. Da wird ästhetisches Neuland beschritten, auf das sich noch kein Mensch zuvor vorher gewagt hat. Da wird der Feinsinn auf eine neue Ebene empor getragen. Wenn es so etwas wie moderne Kunst wirklich gibt, dann sind Slipknot ihre Protagonisten. Jetzt. Endgültig. "Vol. 3: (The subliminal verses)". Ein Titel wie eine Blumenwiese. Hach.
Scherz beiseite: Der latente Hang zur Selbstinszenierung ist natürlich geblieben bei Slipknot. Die neun Nasen verdecken ihre neun Nasen noch immer hinter neun Masken. Der Ruf der bösesten Band der Welt wurde erfolgreich bewahrt. Und den "Metal Hammer" konnte man erfolgreich dazu entblöden, diesen Monat neun verschiedene Cover mit neun verschiedenen Slipknot-Mitgliedern zu drucken. Und doch haben sich heimlich, still und leise einige Neuerungen ins Slipknot-Universum eingeschlichen, die sich vor allem auf das ausgewirkt haben, was für die T-Shirt-tragende Maggot-Meute eher zweitrangig ist: die Musik.
So war der große Meister Rick Rubin offenbar der Meinung, daß bei Slipknot nicht alles verloren sei und sagte kühnerweise zu, seinen Hintern auf den Produzentensessel zu drücken. Und, was auch sehr wichtig ist: Corey Taylor alias Nummer 8 alias Slipknot-Frontmann hat festgestellt, daß er mehr kann als affig auszusehen und affenhaft zu brüllen. Auch wenn es für diese Erkenntnis schon ein Nebenprojekt gebraucht hat. Die Einflüsse der gemäßigten, songorientierteren Stone Sour hört man auf Slipknots Drittem jedenfalls klar und deutlich. Und man hört sie gerne. Gewiß, "Mate. Feed. Kill. Repeat", "Slipknot" und "Iowa" waren nicht schlecht, aber dann doch zu eindimensional, um noch einen weiteren Aufguß zu tragen. Dessen waren sich Slipknot offenbar bewußt.
"Vol 3: (The subliminal verses)" kommt nur noch so vergangenheitstreu wie nötig daher. Und es wird gerade noch genügend Stumpfsinn verbreitet, damit nicht allzuviele Fans von unnötigem Anspruch verschreckt werden. Textzeilen wie "This is the virus / The virus of life / It gets inside us / And hurts us inside" versteht man auch noch, wenn man 11 Jahre alt ist und außer "This is Dave. He has got a dog." im Englischunterricht noch nichts gelernt hat. Und es gibt sie immer noch, die völlig unmotivierten Möchtegernhardcorebretter wie "Three nil" oder "Pulse of the maggots". Andererseits werden viele Kritiker, Hasser, Antimaggots und Ungläubige spätestens mit "Vol. 3: (The subliminal verses)" gestehen müssen, daß Slipknot keineswegs so schlimm sind, wie sie sich immer darstellen. Daß sie nicht nur inszenieren, sondern auch musizieren können. Und dieses Talent inzwischen weit weniger zu verstecken wissen als auf den Vorgängern.
Da setzt es mit "Circle" doch tatsächlich und unerwarteterweise eine Ballade, die einen unwiderlegbaren Beweis für Corey Taylors gesangliches Können liefert. Da werden immer öfter ruhige Passagen oder gar Songs eingestrickt. Da hat der System Of A Down-erfahrene Rick Rubin ihnen anhand von "Duality", "Welcome" oder "Before I forget" klar gemacht, daß es sich auch durchaus auf subtile Weise knüppeln läßt. Da schlüpfen Slipknot in die Gestalt eines Stalkers und erzählen mit dem schleppenden "Vermilion" und dem akustischen, streicherbegleiteten "Vermilion part 2" dessen tragische Verehrung. Und da erkennt man mit dem vielschichtigen "The blister exists", daß Slipknot nicht nur deshalb zu neunt sind, um mit neun Masken über die Bühne flitzen zu können. Natürlich schaffen Slipknot nicht von jetzt auf gleich die Läuterung von den Prügelknaben zu den Virtuosen. Aber sie versuchen es. Und sind damit gar nicht so erfolglos.
Highlights
- Duality
- Circle
- Before I forget
- Vermilion part 2
Tracklist
- Prelude 3.0
- The blister exists
- Three nil
- Duality
- Opium of the people
- Circle
- Welcome
- Vermilion
- Pulse of the maggots
- Before I forget
- Vermilion part 2
- The nameless
- The virus of life
- Danger – Keep away
Gesamtspielzeit: 60:17 min.
Referenzen
Murderdolls; Amen; Mudvayne; Stone Sour; Godsmack; Killswitch Engage; System Of A Down; S.O.D.; Machine Head; Sepultura; Soulfly; Korn; Coal Chamber; Biohazard; Slayer; Hatebreed; Raging Speedhorn; Static-X; White Zombie; Fear Factory; Disturbed; Drowning Pool; Spineshank; Insane Clown Posse; GWAR
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