Graham Coxon - Happiness in magazines
Transcopic / Parlophone / EMI
VÖ: 24.05.2004
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Modern life is rubbish
Bisher hat Graham Coxon nie den Eindruck gemacht, ein besonders glücklicher Mensch zu sein. Und seit er bei Blur rausgeflogen ist, kam er einem sogar noch ein bißchen miesepetriger vor. Das Geld floß natürlich nicht mehr so wie bis vor zwei Jahren, aber vor allem kamen die alten Kollegen ohne Coxons Gitarre weit besser aus, als man es gemeinhin erwartet hatte. Weil es aber trotzdem weitergehen muß, sucht Graham sein Glück nun in Magazinen und endgültig alleine. "Happiness in magazines" ist nicht sein fünftes Soloalbum. Es ist sein erstes als Solokünstler. Und es ist Pop.
Die ganze Blur-Geschichte muß ja nicht nur schlecht gewesen sein. Zum einen hat sie Graham Coxon endlich trockengelegt. Und außerdem hat sie ihn gezwungen, sich mit seinen eigenen Songs von nun an ein bißchen mehr Mühe zu geben. Folglich sind die zwölf Stücke auf "Happiness in magazines" die bis dato elaboriertesten seines Single-Schaffens. Sorgfältige, runde Popsongs, auffallend unschluderig aufgenommen und gar nicht mehr Lo-Fi. Mit "Bittersweet bundle of misery" ist sogar einer dabei, der sich so nahe an "Coffee & TV" heranpirscht, daß man meinen könnte, Coxon wollte sich seinen größten Song zurückholen. Will er aber gar nicht.
Graham Coxon geht lieber noch ein Stückchen weiter zurück. In die Sechziger zum Beispiel, wo man seine Vorliebe für The Who, Kinks und Detroiter Rock'n'Roll noch richtig ausleben konnte. Und zu den frühen Sachen der ehemals eigenen Band. Stephen Street, Produzent der ersten fünf Blur-Alben, stand den Aufnahmen von "Happiness in magazines" bei. Er durfte miterlebe, wie Coxon plötzlich wieder Gefallen an ungebrochenen Streicher-Balladen wie "All over me" findet. Oder mit "No good time" tatsächlich ein Lied über das abendliche Weggehen schreibt. Kein wohlwollendes zwar, aber immerhin überhaupt eins.
Stephen Street war also dabei, als Graham Coxon einen Schritt zurück ins Leben gemacht hat. Dort steht er nun zwar mitunter noch auf wackligen Beinen und spielt auch schon mal einen Song, den er vielleicht besser den alten Weggefährten überlassen hätte. Aber wenn einer so überraschend die Spielfreude wiederfindet und sich nach all den Jahren mit dem Pop aussöhnt, dann ist das alles nicht so schlimm. Selbst wenn Graham Coxon noch immer kein glücklicher Mensch sein mag. Er läßt wenigstens wieder etwas Licht in die Bude. Das Großreinemachen kann losgehen.
Highlights
- No good time
- All over me
- Hopeless friend
Tracklist
- Spectacular
- No good time
- Girl done gone
- Bitersweet bundle of misery
- All over me
- Feakin' out
- People of the earth
- Hopeless friend
- Are you ready
- Bottom bunk
- Don't be a stranger
- Ribbons and leaves
Gesamtspielzeit: 45:07 min.
Referenzen
Blur; John Frusciante; Billy Childish; Thee Headcoates; The Buff Medways; The Who; The Kinks; The Beatles; The Jam; Ocean Colour Scene; Teenage Fanclub; Shed Seven; Dodgy; Supergrass; Gomez; The Apples In Stereo; Sebadoh; Pixies; Frank Black; Pavement; Stephen Malkmus; Iggy Pop; The Stooges; MC5; The Sonics; The Fall; Mando Diao; Jet; Reef; Oasis; Ennio Morricone
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