Kein allzu guter Tag

Man kann sich darauf verlassen: Wenn das kleine, sympathische Tapete-Label einen neuen, deutschsprachigen Künstler aufs Tapet bringt, erwartet einen kleine, sympathische Musik. Und so ist auch Thimo Sanders "Eine Hand immer" trotz des etwas kryptisch anmutenden Titels ziemlich angenehm. Zuletzt entlockte der friesländische Wahl-Berliner seiner Gitarre als Mitglied der Poems For Laila mal mollige, mal folkig angetrocknete, mal jazzig verspielte Klänge. Und die finden sich auch auf seinem Debüt reichlich.

Ebenfalls zur Genüge vorhanden ist allerlei Instrumentarium, das der filmmusikerfahrene Sander ("Väter", "Im Juli", "Fickende Fische") fast gänzlich alleine einspielte. Dezent angezerrte Gitarren und verhaltenes Piano gehören ebenso dazu wie schwebende Streicher und mäandernde Elektroniksprengsel. Eine Klaviatur von atmosphärischen Pinselstrichen, durchaus zärtlich gemeint, doch manchmal ein wenig zu ausgiebig im Farbtopf getränkt. Zwischen den vielen Tonspuren schält sich aber immer wieder ein kleiner, sympathischer Ohrwurm heraus. Sei es das von der wunderbaren Susie van der Meer verzierte Titelstück, das im Halbschatten stehende Vergißmeinnicht "Nirgendwo" oder die von seinem schlurfenden Rhythmus getragene Single "Kopfverdreht".

Er ist ein Sentimentalist, der Mann mit der kehligen, manchmal etwas zu behutsamen Stimme. Zeilen wie "Doch wenn das alles ist / Dann ist das nicht sehr viel" fallen ihm sicherlich nicht ohne Grund ein. Und auch in munteren Versen wie "Wir fahren Rolltreppen rauf und runter / Es steht uns gut, wie wir das tun" oder "Und die Sonne scheint niemals auszugehen / Sie scheint sich nur um uns zu drehen" schwingt eine ordentliche Portion Melancholie mit. Gratwanderungen zwischen weltvergessener Ruhe und entspannter Niedergeschlagenheit. Kleine, sympathische Musik eben.

(Oliver Ding)

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Highlights

• Eine Hand immer
• Kopfverdreht
• Nirgendwo

Tracklist

1. Sonne scheint
2. Einfach
3. Viel zu viel
4. Eine Hand immer
5. Schutzengel
6. Kopfverdreht
7. Nirgendwo
8. Im Kreis
9. Schöner Tag
10. Lass uns gehen

Gesamtspielzeit: 59:01 min.

Referenzen

Niels Frevert; Nationalgalerie; Besser; Darlo; Erdmöbel; Bernd Begemann; Justin Balk; Tilman Rossmy; Paul Dimmer Band; Mon)tag; Voltaire; Flowerpornoes; Tom Liwa; Blumfeld; Tele; Geschmeido; Rio Reiser; Wolf Maahn; Michel van Dyke; Echt; Jan Plewka; Selig; Zinoba; Samba; Rekord; Sternbuschweg; Olli Schulz & Sein Hund Marie; Tomte; Kettcar; Garish; Virginia Jetzt; Der Junge Mit Der Gitarre; Me And Cassity; Gin Blossoms; Pete Yorn; Josh Rouse; Howie Day

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