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Faust vs. Dälek - Derbe respect, Alder

Faust vs. Dälek- Derbe respect, Alder

Staubgold / Klangbad / Indigo
VÖ: 26.04.2004

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Sicher Dicker

Erst neulich war an dieser Stelle sinngemäß zu lesen: Die Liars haben mit "They were wrong, so we drowned" die bestmögliche Platte gemacht, die man aus einem Haufen Industrial-Sondermüll und anderem Sound-Schrott herausholen kann. Experimentell bis zum Anschlag, brandgefährlich, furchteinflößend, forward-thinking und bla, bla, bla. Kindergeburtstag, das. Kuschelrock und Kaffeekränzchen. Kaum zwei Monate später sieht's nämlich so aus: Die echten Männer sitzen im Schwabenland, tragen Halbglatze und heißen Faust. Sie holen sich mit Dälek den besten Underground-HipHop ins Haus, den es derzeit gibt. Und machen zusammen ein Monster, dem man lieber nicht mit "Musik" kommen sollte. Dies ist keine Übung.

Wer es mit - ! - "Derbe respect, Alder" aufnehmen will, sollte nicht in einem Andy-Möller-Nervenkostüm stecken. Diese Platte ist der lustvolle Ritualmord an jeder erdenklichen Songkonvention. Der Soundtrack zu einem Film, auf den David Lynch erstmal kommen müßte. Acht, nun ja, Klangeinheiten, die sich darum streiten, wer die erste Arschgeige spielen darf. Welcher Zufall auch immer fünf deutsche, betagte Krautforscher mit drei amerikanischen, jungen HipHop-Revolutionären zusammengebracht hat, es funktioniert wie geschmiert. Öffnet beiden Seiten tausend neue Welten. Und wirft ein Album ab, das am liebsten jede davon erkunden würde.

Dabei geht die Sache noch eher verhalten los. Es dauert drei Minuten, bis das Schlagzeug den aneinander vorbeiexistierenden Geräuschen aus "Imagine what we started" eine vage Richtung aufzeigt. Es wird sich in der Folge regelmäßig als leitendes Instrument der Platte hervortun, die wild herumschwirrenden Sounds immer mal wieder einfangen und bisweilen sogar zu etwas formen, das Musik immerhin nicht ganz unähnlich ist. Vielleicht geht das manchmal ein bißchen zu weit, vielleicht fehlt der deutsch-amerikanischen Kreativfreundschaft mitunter die ordnende Hand, die "Derbe respect, Alder" auf dem Weg des Nachvollziehbaren hält. Zum Vorwurf kann man das der Platte aber kaum machen. Würde sie nicht klingen, wie sie klingt, wäre das schon wieder inkonsequent.

Deutlich zurückgenommen derweil Dälek, die Band. Wo sonst in aller Kompromißlosigkeit Mikrophone und Plattenspieler abgeschlachtet werden, versteckt man sich diesmal hinter, zwischen und vor den freischwebenden Klängen. Dälek, der MC, ist oft nur mehr ein Flüstern zwischen metallener Schwere und flirrender Unfaßbarkeit. Seine aufbrausenden Schreie ersticken in der Luftleere des Albums. Offensichtliche HipHop-Beats gehen unter massigen Schlagzeugbrocken zu Bruch, klassisch gescratcht wird nur einmal in "T-electronique", dem ohrensausenden Dälek-Remix einer 99er-Faust-Idee. Es mag sein, daß nicht alle Rätsel gelöst werden, die diese Platte vollmundig aufgibt. In einem Punkt läßt man aber keine Zweifel gelten. Krautrock und HipHop? Alder, da geht einiges.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Dead lies
  • T-electronique

Tracklist

  1. Imagine what we started
  2. Hungry for now
  3. Remnants
  4. Dead lies
  5. Erratic thoughts
  6. Bullets need violence
  7. Collected twighlight
  8. T-electronique

Gesamtspielzeit: 45:58 min.

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