Palomino - Electric silvergrass
WEA / Warner
VÖ: 29.03.2004
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Nachreiter
Hin und wieder geht man schmunzelnd oder auch kopfschüttelnd die zweite Reihe seiner Plattensammlung durch und fragt sich angesichts der Konfrontation mit schon fast vergessenen Bands: "Was machen die ehemaligen Mitglieder eigentlich jetzt?" Bei mir stehen zum Beispiel die Jeremy Days in der zweiten Reihe. Die Solo-Projekte von Dirk Darmstaedter sind ja bekannt. Die der anderen nicht. Aber nun: Keyboarder Louis C. Oberländer hat mit einer Dame namens Lana Quish eine Platte aufgenommen. Unter dem Pseudonym "Palomino". Wer in den Achtzigern aufgewachsen ist, denkt jetzt vermutlich an dieses schwarze Pferdchen mit den bunten Flecken, nach dem die C&A-Kinderkleidung benannt war. Die Strategie lautete: cooler Name, cooles Logo (Silhouette eines galoppierenden Pferdes mit wehender Mähne), coole Goodies. An Klamotten, die nicht so gut gingen, wurden "Palomino"-Schlüsselanhänger gebunden, so stieg die Attraktivität von schlecht sitzenden Jeans ins Unermeßliche.
Was das mit dem Projekt Palomino zu tun hat? Einiges. Es funktioniert nämlich auch nach einem nicht allzu komplizierten Schema: smarter Musiker und blonde Sängerin, die zwischen Kylie Minogue und Sophie Ellis-Bextor oszilliert, machen lustigen Elektro-Pop zum Hüftenschwingen und Mitsummen. Das klingt im besten Fall nach New Order oder den Pet Shop Boys und im schlimmsten nach Modern Talking ("Outta here" - und dabei beginnt das so nett!). Man rotiert auf MTViva, ist zu Gast bei "Select" und "Interaktiv", tourt mit Mia und Rosenstolz. Und verkündet im Booklet: "We like stuff from E-Plus". Aha. Paßt durchaus, denn jeder der elf Titel gäbe einen tadellosen Klingelton ab. Einfach, eingängig, auf Dauer nervig.
Ausgerechnet die erste Single, "Perfect accident (I feel again)", strapaziert schon nach den ersten fünf Sekunden die Nerven auf niedrigstem Niveau. Die Frau Sängerin scheint stellenweise den Begriff "Sopran" neu definieren zu wollen. Nicht ratsam. Dazu Nachbarnärgern-Beatgewummer. Anstrengend. Ebenso der gespielte französische Akzent auf "Suave". Es gibt ja Leute, die sitzen nächtelang über 3000-Teile-Puzzles und Rahmen sich dann das mühsam zusammengesetzte Bild ein. So ähnlich haben es auch Palomino gemacht, denn "Electric silvergrass" könnte sehr gut eine Compilation der unverdientesten One-Hit-Wonder im Dance-Pop-Bereich der letzten zwanzig Jahre sein. Jeder Song klingt nicht nur wie schon mal gegessen, sondern vor allem wie schon mal gehört. Vielleicht sogar damals als Beschallung in der Kinderabteilung von C&A.
Highlights
- Why does a heart beat?
Tracklist
- Don't let it happen
- Lovers' ABC
- Perfect accident (I feel again)
- Outta here
- Communication breakdown
- Why does a heart beat?
- Suave
- Holdin' on
- N.Y. feeling
- A place of my own
- Seven lives
Gesamtspielzeit: 55:47 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Stefan Stallner |
2004-04-29 12:43:41 Uhr
Wow, im Gegensatz zur Rezensentin muß ich sagen, daß Palomino für mich die Entdeckung des Jahres sind!!! Ich höre die Scheibe mit meiner Clique rauf und runter:-) Die beiden sind gut anzuschauen und die Musik bringt einen in einen guten Bewußtseinszustand. Meine Lieblingstitel auf der Platte: "Don't Let It Happen", "Seven Lives" & "Why Does A Heartbeat". Hab lange auf so eine Art Popmusik gewartet.seeya, stefan |
Carlotta Stehn |
2004-04-21 14:42:18 Uhr
Hi,wow muß die Rezensentin auf dem falschen Bein aufgestanden sein... Das Palomino nicht die Popmusik neu erfinden, keine Frage, den Anspruch haben sie scheinbar auch gar nicht. Ob allerdings der Rezensentin aufgefallen ist, dass seit rund 10 Jahren generell so ziemlich jede Musikrichtung (inkl."ehrlichem" Alternative & Punk) nur noch recycled wird, stelle ich wirklich in Frage. Das Entscheidende ist für mich, das Palomino es mit Ihrem Album schaffen mich unfaßbare 11 Songs lang nicht zu langweilen und ich die Platte immer wieder gerne als Ganzes durchhören kann. Respekt und vor allen Dingen wünsch ich den Palominos internationalen Erfolg, damit diese Art von griesgrämigen Rezensionen, nicht gleich jedem vielversprechenden Newcomer das Genick brechen...:-) im besten Sinne des Good Pops, Carly |
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Referenzen
Moloko; Kylie Minogue; Sophie Ellis-Bextor; Eighth Wonder; Eurythmics; TokTok; Commercial Breakup; Garbage; Kosheen; Ruby; Artificial Joy Club; Kemopetrol; Kaycee; Lamb; Basement Jaxx; Bran Van 3000; Lasgo; Sylver; Junior Senior; The Human League; Dead Or Alive; New Order; Pet Shop Boys; Divine; Donna Summer; C.C. Catch; Sandra; Laura Branigan
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