The Vintage Caravan - Portals
Napalm / Universal
VÖ: 26.09.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Schulabschluss
Es wurde ja schon 2021 anlässlich des Albums "Monuments" thematisiert: Es gibt nach wie vor zwei Bands, die erheblich älter – manche würden sagen altmodischer – klingen, als man aufgrund des Lebensalters vermuten könnte. Während sich allerdings Greta Van Fleet sich durchaus erfolgreich von dem Ruf emanzipieren, doch eigentlich nur eine Led-Zeppelin-Kopie zu sein (was in der Form eh nie wirklich stimmte), fühlen sich The Vintage Caravan in ihrer Nische aus Prog, Classic Rock und Psychedelic nach wie vor wohl. Doch auch wenn die Isländer auf den Promofotos mittlerweile aussehen, als wären sie soeben per Zeitmaschine aus den Siebzigern in die Neuzeit gebeamt worden, war und ist ihr Sound eben nicht altbacken, sondern im besten Sinne altmodisch.
Dem von Album zu Album wachsenden Druck, immer wieder neue außergewöhnliche Retro-Rock-Alben zu produzieren, begegnen The Vintage Caravan allerdings mit nordischer Gelassenheit. Und eröffnen "Portals" mal eben mit niemand geringerem als Opeth-Frontmann Mikael Åkerfeldt, der dem Opener "Philosopher" mit wenigen Zeilen eine wunderbare Stimmung einhaucht, die durchaus mit den Classic-Rock-Alben der Schweden mithalten kann. Und diese Vibes ziehen sich durchaus weiter durch das Album, gerade "Current" würde wunderbar mit Åkerfeldts Gesang funktionieren. Die Isländer sind allerdings clever genug innezuhalten, kurz bevor sie in den Verdacht geraten, Opeth nach deren Rückkehr zum Death Metal auf dem Prog-Pfad zu folgen.
Was dabei hilft, ist ihr Eklektizismus. Mag sein, dass Sänger und Gitarrist Óskar Lobi Ágústsson sich in Interviews vehement dagegen wehrt, in die Stoner-Schublade gesteckt zu werden, doch "Days go by" ist nun einmal genau das, während "Here you come again" ein so leichtfüßiger Retro-Rocker ist, wie ihn außer The Vintage Caravan eben aktuell nur wenige Bands schreiben können. Und wenn es einmal balladesk sein darf, dann liefert das erwähnte "Current" das ganz große Drama, während "My Aurora" bittersüß auf die Tränendrüse drückt und dabei vielleicht ein kleines bisschen aufs Airplay schielt.
Und doch gibt es kurze Momente, an denen The Vintage Caravan vielleicht ein wenig zu viel wollen. Der Album-Fluss wird durch fünf "Portale" unterbrochen, kurze sphärische Interludes, die aber nur dann wirklich Sinn ergäben, wenn bei den dazwischen gruppierten Songs ein roter Faden erkennbar wäre. Erst recht, wenn sich mit "Electrified" ein ziemlich belangloser Blues-Rocker einschleicht. Bevor allerdings die Platte austrudelt, greift "This road" energisch ein, setzt mit einem Retro-Rock-Feuerwerk einen fulminanten Schlusspunkt – und konterkariert ein wenig die Melancholie, die zuvor von "My Aurora" erzeugt wurde. "Portals" ist dennoch weit davon entfernt, enttäuschend zu sein, macht trotz der erwähnten Kleinigkeiten irrsinnig viel Spaß und zeigt The Vintage Caravan eben nicht mehr als ewige Schülerband, sondern als hörbar gereifte Einheit. Die Maßstäbe sind dadurch definitiv andere, der Welpenschutz war einmal.
Highlights
- Philosopher (feat. Mikael Åkerfeldt)
- Days go by
- Current
Tracklist
- Philosopher (feat. Mikael Åkerfeldt)
- Portal I
- Days go by
- Portal II
- Here you come again
- Current
- Give and take
- Portal III
- Crossroads
- Alone
- Portal IV
- Freedom
- Riot
- Electrified
- Portal V
- My Aurora
- This road
Gesamtspielzeit: 59:29 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
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Arne L. Postings: 2336 Registriert seit 27.09.2021 |
2025-10-09 12:47:57 Uhr
Hätte vom Namen und der Ästhetik nicht unbedingt gedacht, dass das was für mich sein könnte, aber hab gerade bei Videos zum Album angeschaut und sieht sympathisch aus. Kommt auf die Liste! |
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 29538 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-10-08 20:30:23 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Blues Pills; Greta Van Fleet; Fleetwood Mac; Grand Funk Railroad; Free; Led Zeppelin; Steppenwolf; Janis Joplin; The Blues Brothers; ZZ Top; The Grateful Dead; Captain Beyond; The Jimi Hendrix Experience; The Doors; Hawkwind; Steppenwolf; Horisont; Graveyard; Kadavar; Troubled Horse; The Flying Eyes; Orchid; Scorpion Child; Asteroid; Blood Ceremony; The Devil's Blood; The Horsehead Union; Bigelf; Gingerpig; In Solitude; Audrey Horne; Orange Goblin; Spiritual Beggars; The Answer; Rival Sons; Wolfmother
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