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Taylor Swift - The life of a showgirl

Taylor Swift- The life of a showgirl

Republic / Universal
VÖ: 03.10.2025

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Everybody hört's

Hohe Erwartungen waren berechtigt. Es gab zwar keine Vorabsingles, aber schließlich versprach "The life of a showgirl", Taylor Swifts zwölftes Album, schon durch die vorab bekannten Rahmenbedingungen einiges. Zum einen schrieb und produzierte Swift die Songs gemeinsam mit Pop-Guru Max Martin und dessen Sidekick Shellback, jenem Team also, das schon den Großteil des wundervollen "1989" verantwortete. (Okay, auch einiges auf "Reputation", aber wir lassen das kurz beiseite.) Zum anderen beschränkt sich die Tracklist auf ein kompaktes Dutzend, keine Mammutaufgabe wie auf dem schier endlosen Vorgänger "The tortured poets department". Rückkehr also zur gloriosen Zeit Anfang der 2010er-Jahre, als Hitsingles neben tollen Deep Cuts standen? Nicht ganz. Glaubt man den eingefleischten Swifties, liegt ein völlig neuartiges Meisterwerk vor, glaubt man denen, die Swift sowieso schon immer kacke fanden, hat sie sich dieses Mal noch mehr eingepieselt als sonst. Alle haben eine Meinung. Business as usual also. Was ziemlich gut zur neuen Platte passt.

Jack Antonoff und Aaron Dessner sind raus, insofern gibt es auch keine feinfühlige, äh, "Folklore" mehr. Es bleibt ansprechender Synthpop, garniert mit akustischen Elementen, und lyrisch fährt Swift ohnehin seit Karriereanfang das Motto "Write what you know" – diesmal ist der Das-kann-nur-von-ihr-kommen-Faktor noch höher. Man braucht keine News lesen, um zu wissen, was im Hause Taylor Swift los ist. Die Legionen von Fans werden ihre Freude haben, die Andeutungen, Codes und Zaunpfahl-Bewegungen zu entschlüsseln. Bodenhaftung? In "Elizabeth Taylor", einem weiteren Lament über den Fame, folgt auf die Zeile "I would trade the Cartier for someone to trust" ein von der Seite eingeworfenes "Just kidding". Die Selbstreflexion ist also in Ansätzen noch vorhanden, was auf diesem Stardom-Level alles andere als selbstverständlich ist. Spötter können dagegen bei den Travis-Kelce-Penis-Metaphern von, nun ja, "Wood", ihre Cringe-Attacken in die Welt hineinposaunen. Die Refrain-Zeile "His love was the key that opened my thighs" muss man eben erst mal aushalten.

Die Qualität der Texte schwankt auf "The life of a showgirl" tatsächlich mehr als üblich, für jedes Bild, das sitzt, kommt ein paar Zeilen später eine ungelenke Sache um die Ecke. Man hoffte ja, dass Swift "Bad blood" und "Look what you made me do" Diss-Tracks lieber sein ließe, aber mit "Actually romantic" hat sie nun doch eine unfreundliche Widmung an Charli XCX, ihre Ex-Bandschwägerin um zwei Ecken (bitte nicht fragen), geschrieben. Die hatte sich auf "Sympathy is a knife" – so sagt man landauf, landab – mit ihren Gefühlen gegenüber Swift auseinandergesetzt und dabei auch den Blick auf und gegen sich selbst gerichtet. Mit solchen Feinfühligkeiten gibt Swift sich nicht ab und flüchtet sich ins Kindische: "I heard you call me 'boring Barbie' / When the coke's got you brave." Argumentativ mit "Und Du stinkst!" in einer Gehaltsklasse. Immerhin ahmt das Gitarrenlick ganz hübsch "Where is my mind?" nach. Und überhaupt punktet "The life of a showgirl" vor allem musikalisch, mag zunächst unspektakulär wirken, aber – da immer noch Profis am Werk sind – entfalten sich nach und nach auch die Melodien, die Wendungen und die zwingenden Hooks.

Ganz offensichtlich ist der Opener "The fate of Ophelia" mit seiner Eingängigkeit und den deutlichen Lana-Del-Rey-Anleihen im Post-Chorus beispielsweise der potenzielle Hit, den "The tortured poets department" nicht so recht produzieren mochte. Auch "Opalite" evoziert trotz der Cheesiness des jauchzenden Refrains erfolgreich Fleetwood Mac. Dass die George-Michael-Interpolation "Father figure" etwas hinter den Erwartungen zurückbleibt, ist geschenkt, wenn zum Ausgleich später der Titeltrack zu launigem Stomp-Clap die Sause verabschiedet, Swift sich mit Sabrina Carpenter gekonnt die Bälle zuspielt und die Gastsängerin dafür sogar einen eigenen Key Change für ihre Strophe bekommt. Der atmosphärisch starke Beat von "CANCELLED!" täuscht dann sogar über die Titelschreibweise und die irritierende Message hinweg: "Good thing I like my friends cancelled / Got them cloaked in Gucci and in scandals." Immerhin antizipiert Swift das Urteil "tone-deaf" schon selbst in den Lyrics.

Grundsätzlich ist Track Nummer fünf auf einem Taylor-Swift-Album ein besonders emotionales Stück. Und sicher ist "Eldest daughter" zwar eine leicht kitschige, aber hübsche Ballade, die nur besser ohne Zeilen wie "Everybody's so punk on the internet" ausgekommen wäre. Es wirkt dennoch so, als ob etwas verrutscht sei, denn einen Song später wartet mit "Ruin the friendship" tatsächlich zu einer tollen Melodie emotional ergreifendes Storytelling über eine verpasste Jugendliebe. "And it was not an invitation / But as the 50 Cent song played / Should've kissed you anyway." (Hoffentlich war's nicht "Candy shop".) Der Plot Twist am Ende erwischt kalt, lässt den hübschen Song zum Tränenzieher mutieren und zeigt, dass Swift mit Worten schon noch voll und ganz mitreißen kann. Vielleicht hilft's ja, einfach mal den massiven Output inmitten von Rekord-Touren zu reduzieren, zumal der Pivot in eine neue Richtung Swift immer noch zugetraut werden muss. Der ist "The life of a showgirl" jedoch nicht geworden. Für Swift genügt es, ihr Königinnenreich mit Abermillionen von Gefolgsleuten zu verwalten und sich um die Belange des Rests wenig zu kümmern. Es gäbe wahrlich Schlimmeres.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • The fate of Ophelia
  • Opalite
  • Ruin the friendship
  • The life of a showgirl (feat. Sabrina Carpenter)

Tracklist

  1. The fate of Ophelia
  2. Elizabeth Taylor
  3. Opalite
  4. Father figure
  5. Eldest daughter
  6. Ruin the friendship
  7. Actually romantic
  8. Wi$h li$t
  9. Wood
  10. CANCELLED!
  11. Honey
  12. The life of a showgirl (feat. Sabrina Carpenter)

Gesamtspielzeit: 41:36 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Muss man wissen

Postings: 192

Registriert seit 27.10.2025

2025-11-04 12:21:41 Uhr
Ich bin hier dann mal raus. :D

fuzzmyass

Postings: 20129

Registriert seit 21.08.2019

2025-11-04 11:15:43 Uhr
"Doors passt da nicht so richtig rein, zu kurzlebig"

hmpf... Doors 4 Jahre zw Debut und letzten Album mit Morrison (LA Woman), immerhin 6 Alben in der Zeit - IMO mitnichten nur 1 großes...

Beatles 7 Jahre zw Debut und Let It Be - ob das jetzt in Punkto Langlebigkeit der große Unterschied ist...

Socko

Postings: 2616

Registriert seit 06.02.2022

2025-11-04 04:04:59 Uhr
Die Sex pistols hatten auch nur leider 2 gute Alben

Mann 50 Wampe

Postings: 4573

Registriert seit 28.08.2019

2025-11-03 18:16:07 Uhr
Stimmt, ab Mitte der 1970er waren die Beatles definitiv nicht mehr so gut ... :D

dabei standen sie kurz vor ihrer Punk Phase...

Muss man wissen

Postings: 192

Registriert seit 27.10.2025

2025-11-03 08:27:44 Uhr
Irgendwie albern, Stones, Beatles, Kraftwerk und Bowie gegenseitig auszuspielen. Aber lustig. :-)
Doors passt da nicht so richtig rein, zu kurzlebig, im wahrsten Sinne des Wortes. Eigentlich nur ein richtig großes Album.
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