Hauptsache, im Stadion spielen

Der Begriff "Comeback" ist inflationär im Einsatz. Nach sechs Jahren ohne neue Musik kann er jedoch angebracht sein. James Morrison hat zuletzt 2019 "You're stronger than you know" veröffentlicht, dicht gefolgt von einem "Greatest hits"-Album im Jahr 2022. Mit "Fight another day" sammelt der Songwriter weiter Material für ein zweites Best of. Das Album wird der Definition von "Comeback" tatsächlich gerecht: Morrison klingt, als wolle er noch einmal mitmischen. Koste es, was es wolle. Der Opener und Titelsong macht noch Hoffnung auf soliden Pop: "Fight another day" ist eine Powerballade, die mitreißt. Zwischen OneRepublic und Ed Sheeran wäre der Song im Radio perfekt platziert. Morrison setzt auf einen packenden Refrain, lange Ausrufe mit seiner rauen Stimme und fährt mit Drums, Geigen und Chor instrumentell groß auf.

Das ist ein erster Hinweis darauf, dass Morrison unbedingt noch einmal einen Fuß auf eine Stadionbühne setzen will. Songs wie "New day", "Silver lining" und "Something that I can't forget" verstärken dieses Gefühl. Stampf-Beat, Klatschen mit und ohne Drum-Begleitung und eine Stimmung, die irgendwo zwischen Wutausbruch und Feierlaune ansetzt, führen die Songs an. Morrison scheint nicht nur bei Imagine Dragons abzugucken, sondern gibt die Band auch offiziell als Inspiration für das Album an. Der Sänger jagt Trends von vor fünf Jahren nach und packt bei "Fill my glass" sogar eine perfekte Imitation von Justin Timberlake aus. Die Nachahmungen klingen leider eher nach Panik als nach Zeitgeist. Der verzweifelte Versuch, mit allen Mitteln einen Mainstream-Coup zu landen, liegt in der Luft.

Dabei bietet Morrison eigentlich eine entscheidende Eigenschaft, die im Pop bei Männern seit Jahren angesagt ist. Seine Stimme ist schon immer rau, warm, markant und klingt besonders gut, wenn sie kontrastreich mit sanfter Musik eingesetzt wird. Das beweisen seine bis heute größten Hits "You give me something" und "Broken strings", ein Duett mit Nelly Furtado. Wo die Stimme früher Kontraste gesetzt hat, wirkt sie jetzt überzogen. Zum Beispiel, wenn Morrison im Opener kurz vor Schluss mehrmals "tomorrow" lang zieht und zu "Ooh"-Ausrufen ansetzt. Deshalb ist es für "Slow heart attack" ein leichtes Spiel, als geheimes Highlight des Albums zu glänzen. Die Ballade wird von einer schlichten Gitarre angeführt und lässt Country-Elemente durchsickern. Morrisons Stimme funktioniert vor diesem simplen Gerüst immer noch am besten.

Am Ende bleibt also ein Album, das vor allem zeigen will, dass James Morrison immer noch im Stadion-Pop mitspielen könnte. Aber Ambitionen reichen nicht, wenn das Ergebnis uninspiriert bleibt. "Fight another day" klingt eher wie die Bewerbung für jeden willkürlichen Platz in einer Playlist und nicht wie eine eigene Vision.

(Lena Zschirpe)

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Highlights

• Fight another day
• Slow heart attack

Tracklist

1. Fight another day
2. Save a place for me
3. The man who can't be loved
4. Cry your tears on me
5. Little wings
6. Ten thousand men
7. Closest thing to love
8. Something I can't forget
9. Slow heart attack
10. Silver lining
11. Made of men
12. New day
13. Fill my glass

Gesamtspielzeit: 45:21 min.

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Referenzen

James Blunt; Ronan Keating; Stevie Wonder; George Harrison; Imagine Dragons; Awolnation; John Mayer; Train; Hozier; Gavin DeGraw; Daniel Powter; Roachford; Howie Day; OneRepublic; Seal; Maroon 5; Paolo Nutini; Blue; Pete Murray; Jamie Cullum; Jason Mraz; James Bay; George Ezra; Justin Nozuka; Matt White; Sam Smith; John Legend; James Arthur; Ed Sheeran; Mat Kearny; Joe Brooks; Newton Faulkner

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