AFI - Silver bleeds the black sun
Run For Cover
VÖ: 03.10.2025
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Blutgrätsche
Zumeist sind Promo-Texte eher mit Vorsicht zu genießen, im Falle von AFIs neuer LP aber lässt jener Beizettel durchaus mal aufhorchen. "AFI are at the start of an exciting new chapter, only this time they've even managed to surprise themselves", steht da schwarz auf weiß. Und nun ja, zumindest erklärt jene Zeile ganz gut, was die (einstigen) Dark-Punks um Leadsänger Davey Havok uns mit "Silver bleeds the black sun" auftischen. Bereits die vorab ausgekoppelten Tracks ließen es erahnen: Die US-Amerikaner tauchen soundmäßig kopfüber ein in die Achtzigerjahre. Spülen jene Einflüsse, die ihre Songs natürlich immer schon inspirierten, komplett an die Oberfläche. Freunde von The Sisters Of Mercy oder New Order lauschen zurecht auf, doch verzerren mitunter bald das Gesicht. Zumindest zeitweise. Denn an die Atmosphäre der "Originale" kommen AFI im neuen, experimentellen Gewand kaum heran.
Immerhin, komplett generisch klingt hier wenig, man verzichtet zumeist auf den Drumcomputer-Takt, bewahrt klassische Instrumente, der Bass brummt ganz nett, selbst die Akustische kommt hier und da zum Einsatz. Aber natürlich gibt es auf "Silver bleeds the black sun" ansonsten jede Menge Synthie-Flächen und leicht frostig gehaltene Kayal-Harmonien auf die Ohren. Das klappt dann gut, wenn AFI ihre Intensität nicht vermissen lassen, wenn etwa die Vorab-Single "Behind the clock" im Stampfschritt nach vorn prescht und gerade im lärmenden Finale auch die Melodie ins Scheinwerferlicht lässt. Oder wenn die US-Jungs ein wenig dem Tempo Leine geben, wie bei "Ash speck in a green eye", garniert mit einem typisch hymnischen Refrain. Und ja, selbst wenn der mit dunkler Tinte gefärbte Hall auf Havoks Stimme grundsätzlich mehr nervt denn gelungene Neujustierung zu sein, geht auch das dick aufgetragene, sich dafür gekonnt steigernde und an Wucht gewinnende "Spear of truth" irgendwo klar. Stirnrunzeln allerdings ist die Reaktion, die mindestens ebenso häufig mit den Gesichtszügen zu vernehmen ist, lauscht man diesem Werk.
Zum Beispiel, wenn es zu theatralisch oder – sagen wir es, wie es ist – billig wird. Wie in "Holy visions" etwa, das man spätestens beim zweiten im Chor vorgetragenen, aber mit Blutgrätsche eingesprungenen Refrain ganz fix skippen muss. Es sei denn, man steht auf seltsam abseitige Parodien. In "Marguerite" und "Blasphemy and excess", beide eigentlich nicht verkehrt von der Melodie her, nervt Havoks Gequieke am Mikro sehr. Und wenn er dann stimmlich auf Dave Gahan macht, wie im sich dahinschleppenden "A world unmade", das passend zu seinem Titel orientierungslos wirkt, geht das ebenso wenig auf. Wie man jenen faszinierenden Stil von damals gehaltvoller in die Neuzeit bringt, zeigte etwa Dennis Lyxzén mit INVSN. Immerhin schraubt "Nooneunderground" zum Abschluss die Regler noch mal nach oben, lässt das Strobo-Gewitter, das möglich gewesen wäre, zumindest erahnen. Der Closer bleibt jedoch der einzige Song, der die Punk- und Hardcore-Wurzeln dieser im Grunde so talentierten Kapelle aufblitzen lässt. Doch auch dieses Stück vermag es nicht, das Urteil über den berühmten Strich zu hieven. "Silver bleeds the black sun" kann in seiner Art und Weise durchaus überraschen, vermutlich auch AFI selbst. Überzeugen kann das Album leider nicht.
Highlights
- Behind the clock
- Ash speck in a green eye
Tracklist
- The bird of prey
- Behind the clock
- Holy visions
- Blasphemy and excess
- Spear of truth
- Ash speck in a green eye
- Voidward, I bend back
- Marguerite
- A world unmade
- Nooneunderground
Gesamtspielzeit: 36:48 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
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javra Postings: 242 Registriert seit 29.07.2014 |
2025-11-01 19:20:25 Uhr
Finds krass dass hier Sing the Sorrow und Decemberunderground als beste Alben genannt werden, bei mir stehen Black Sails und Art of Drowning definitiv vorne, das ist für mich der klassische AFI-Sound |
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eric Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 2922 Registriert seit 14.06.2013 |
2025-10-15 11:52:04 Uhr
Ja, den Basssound mag ich auch. Oft auflegen werde ich das Album aber wohl nicht. |
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fakeboy Postings: 6232 Registriert seit 21.08.2019 |
2025-10-13 23:23:33 Uhr
Mehrheitlich schlecht. Ganz besonders schlecht ist der Opener. Voidward, I Bend Back versucht wohl ein bisschen nach Molchat Doma zu klingen. Davey ist mir durch das HardLore-Interview zwar recht sympathisch geworden, aber sein Gesang auf dem neuen Album ist mir dennoch viel zu affektiert. Alles in allem: nein danke.PS: Der Bass klingt verdammt gut. |
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 29538 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-10-08 20:26:51 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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MickHead Postings: 8147 Registriert seit 21.01.2024 |
2025-10-03 12:57:46 Uhr
Jetzt komplett bei Bandcamp:https://runforcoverrecords.bandcamp.com/album/silver-bleeds-the-black-sun |
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Referenzen
INVSN; The Sisters Of Mercy; New Order; Joy Division; The Cure; Depeche Mode; Editors; Interpol; Bauhaus; Muse; The Glove; The Creatures; The Murder Capital; White Lies; Martha And The Muffins; Echo & The Bunnymen; The Twilight Sad; A Flock Of Seagulls; Real Life; Killing Joke; Alkaline Trio; Creeper; My Chemical Romance; Angles & Airwaves; Placebo; Brand New; Drangsal; Shame; Fontaines D.C.; Dave Gahan; Martin L. Gore; Ultravox; PJ Harvey; Kate Bush; Patti Smith; Wolf Alice; Siouxsie & The Banshees; Creedence Clearwater Revival; David Bowie
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