Jamie Woon - 3, 10, why, when
Also Can
VÖ: 03.10.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Prince im Blut, Roland im Rücken
Als Oliver Schories vor 13 Jahren sein Fireplace Set auf dem Fusion Festival mit "Shoulda" aus Jamie Woons ein Jahr zuvor erschienenem Newcomer-Album "Mirrorwriting" eröffnete, war die Subkultur hellauf begeistert. Das Set erlangte kurz darauf auch online Berühmtheit – immerhin 1,3 Millionen Views auf YouTube – und machte den Song endgültig zu einem Fixpunkt in den Sets jener Zeit. Und auch seit dem 2015 erschienenen Nachfolgealbum "Making time" sind nun bereits zehn weitere Jahre verstrichen. Eine Dekade mit zur Erinnerung gewordenen Erlebnissen, persönlichem Wachstum, Freude und Schmerz.
Auf einer Bühne zu stehen, war für Jamie Woon nie ein fernes Versprechen, sondern schon von Kindesbeinen an gelebte Familienrealität. Seine Mutter Mae McKenna, selbst Celtic-Folk-Sängerin, lieh ihre Stimme als Background-Sängerin Stars wie Blur, Kylie Minogue und Michael Jackson. Onkel Hugh McKenna saß am Keyboard der Sensational Alex Harvey Band. Als 15-Jähriger stand Woon dann zum ersten Mal selbst mit einer Band auf der Bühne, später folgte die BRIT School in London – eine Talentschmiede, die auch Amy Winehouse und Imogen Heap absolvierten.
Mäanderte Jamie Woons Musik schon immer irgendwo in den Sphären zwischen souligem R&B, Deep Electronica und Avant-Pop, so wirkt "3, 10, why, when" wie die stilistisch verdichtete Essenz seines Schaffens. Im Verlauf der Platte erglüht eine Aura intimer Authentizität, die Künstler und Rezipient*in gemeinschaftlich zu umspannen scheint. Der durch das Album immer wieder auftretende Satzgesang verstärkt diese Stimmung noch. Insgesamt klingt die aktuelle Veröffentlichung organischer als ihre Vorgänger. "The heart's mountains" eröffnet mit Picking Guitars, die Talking Heads und Paul Simon sicher gefallen hätten; ein wundervolles Cello zieht das Herz in "Ghost" in einen bodenlosen Abgrund, und Woons Kopfstimme in "Pulling on a thread" hat Prince im Blut. Mal spielt ein echtes Schlagzeug, dann wieder pulsieren die Roland-TR-Giganten. Instrumente faden rein und raus, verschränken sich wie transparente Schichten eines Mobiles – filigrane Luftigkeit all around.
Ein zentraler Schlüssel zu "3, 10, why, when" liegt in der Zusammenarbeit mit dem Produzenten Martin Terefe, der über Jahrzehnte bereits mit Größen wie Jason Mraz, KT Tunstall und James Morrison gearbeitet hat. Er gründete das Studio Kensaltown in London und ist auch als Musiker und Mitglied der Gruppe Apparatjik bekannt. Dass Woon sich gerade Terefe anvertraute, war in gewisser Weise ungewöhnlich. In Interviews wird berichtet, dass Terefe Woons Schwierigkeiten sah, den nächsten Schritt hin zur Veröffentlichung eines neuen Albums allein zu vollziehen – und ihn behutsam ins Studio begleitete, um bereits Vorhandenes zu verdichten und schließlich zu finalisieren.
Der filigrane Einsatz von Worldmusic-Elementen, der freie Raum zwischen Instrumenten und Gesangsstimme und die nahtlose Verschmelzung elektronischer und analoger Tonspuren geben dem Album trotz gefühlter Leichtigkeit eine Gravitas, die es von der Vergänglichkeit aktueller Trends befreit und nun zeitlos im Gesamtwerk Jamie Woons erstrahlen lässt. Von den rauschenden Festivalnächten des Fireplace Sets bis zu den konzentrierten Innenräumen von "3, 10, why, when" spannt sich ein weiter Bogen: Wo seine Songs einst inmitten vibrierender DJ-Sets schwebten, sind sie diesem Szenario inzwischen entwachsen. Die vergangenen zehn Jahre wirken nicht einfach wie eine blinde Leerstelle zwischen zwei Veröffentlichungen, sondern sind Teil der Komposition selbst – die Zeit als unsichtbare Co-Produzentin.
Highlights
- All the way
- A velvet rope
- Pulling on a thread
- Ghost
Tracklist
- All the way
- Place n time
- Pulling on a thread
- A velvet rope
- Heavy going...
- Peace of mind
- When
- The hearts mountain's
- Ghost
- What's the matter
Gesamtspielzeit: 39:10 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 29538 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-10-08 20:30:35 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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rheiton Postings: 181 Registriert seit 26.03.2025 |
2025-10-07 21:09:54 Uhr
ja war früher besser genauso wie bei SOHN |
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gawain Postings: 210 Registriert seit 13.06.2013 |
2025-10-07 08:11:11 Uhr
"Night Air" war eine Offenbarung, auch der der Rest des Albums "Mirrorwriting" sehr gut, das zweite Album hatte noch ein paar gute Momente. Hier passiert mir noch zu wenig, irgendwie wirken die Songs nicht mehr so federnd und leichtfüßig wie zuvor. |
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MickHead Postings: 8160 Registriert seit 21.01.2024 |
2025-10-06 10:40:59 Uhr
CLASH 7/10https://www.clashmusic.com/reviews/jamie-woon-3-10-why-when/ |
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rheiton Postings: 181 Registriert seit 26.03.2025 |
2025-10-04 20:03:25 Uhr
harte Bon Iver Vibes hier |
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Referenzen
James Blake; The Weeknd; The xx; Curtis Harding; Michael Kiwanuka; Sohn; Katy B; Bishop Briggs; Childish Gambino; Teddy Swims; Oliver Schories; Jamie xx; Mount Kimbie; Nicolas Jaar; Nightmares on Wax; Frank Ocean; N.E.R.D; Prince; Lemar; Son Little; Jordan Rakei; Rhye; Kwabs; Two Another; Emeli Sandé; Justin Timberlake; Jamie LiddelFinley Quaye; Maribou State; Lianne La Havas
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