Favez - Gentlemen start your engines
Sissy / Indigo
VÖ: 21.02.2000
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Eidgenossen in New York
Auch wenn der erste Eindruck beim Lesen des Namens es vielleicht vermuten ließe: Favez (sprich: Fawes) ist keine durchschnittliche Hip Hop-Band wie die Spezializtz und Konsorten. Und genauso führt der erste Hör-Eindruck in die Irre - auch wenn ich mein letztes Hemd verwettet hätte daß solche Musik nur von Amerikanern stammen kann, Favez kommen aus der Schweiz und sind der neueste Glücksgriff aus dem Hause Stickman Records.
Nach ihrem akustischen Debütalbum "A sad ride on the line again", das der Band schon Vergleiche mit Radiohead einbrachte, haben Favez zwei Gänge höher geschaltet und verblüffen nun mit lupenreinem Emo-Core amerikanischer Gangart. Für so etwas herrscht im Land von Käse und Kuckucksuhren selbstverständlich nicht die passende Atmosphäre, also haben Favez die Koffer gepackt, den namhaften Produzenten John Agnello (wenigstens dieser ist Amerikaner), der auch schon für die Screaming Trees, Dinosaur Jr und Patti Smith gearbeitet hat, in selbigen gesteckt und sich für gerade mal 11 Tage in ein New Yorker Studio eingeschlossen.
Herausgekommen ist neben vier übernächtigten Eidgenossen ein hochgradig amerikanisches Rock-Album, bei dessen Hören mir zuallererst die Screaming Trees, dann auch noch Buffalo Tom, Dinosaur Jr. oder Weezer ins Gedächtnis schießen. "Headed for the ocean" ist tatsächlich das beste Screaming Trees-Stück, das Marc Lanegan nie geschrieben hat und das elegische "It started like this" beweist nach "Iris" von den Goo Goo Dolls und Chris Cornells "Can't change me", daß man auch im Dreivierteltakt brilliante Songs schreiben kann.
"Call contagious" heißen die ersten Worte in "Bleak", und ähnliches haben wir von schon einmal aus dem Mund von Gavin Rossdale, eines Briten, der doch ganz und gar amerikanisch klingt, gehört. Eine wirkliche Ruhepause gönnt sich die Band lediglich in "The grey room", das zwar an Jeff Buckley zu erinnern versucht, jedoch eher in Belanglosigkeit als in Intensität versinkt. Natürlich bleibt bei so vielen Referenzen auch die Eigenständigkeit etwas auf der Strecke, aber gute Musik muß nicht immer neu sein. In jedem Fall sind Favez das sympathischste Entertainment-Exportgut aus der Schweiz seit Kurt Felix. Und das amerikanischste sowieso.
Highlights
- Headed for the ocean
- It started like this
Tracklist
- I've got everything I need
- Headed for the ocean
- Traveling is easy
- An expression of good taste
- New in colors
- Coming home
- It started like this
- The grey room
- Bleak
- It's always ten to ten
Gesamtspielzeit: 34:55 min.
Referenzen
Screaming Trees; Dinosaur Jr.; Buffalo Tom; Foo Fighters; Weezer; Del Amitri; Ash; The Lemonheads
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